Wermelskirchen Mit einfachen Hilfsmitteln mobil werden
Wermelskirchen · Beim Schlaganfalltag im Bürgerzentrum präsentierten Krankenhäuser, Apotheken, Sanitätshäuser sowie Wohn- und Pflegeeinrichtungen ihre Angebote. Ganz wichtig sind die schnelle Hilfe und der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe.
Die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe nennt 270.000 Fälle pro Jahr. Jeden kann es treffen, zu jeder Zeit und in jedem Alter. "Früher war der Schlaganfall einfach Schicksal", sagt Prof. Dr. Ulrich Sliwka vom Sana-Klinikum. "Das hat sich zum Glück geändert." Ganz wichtig ist die schnelle Hilfe. Das weiß aus eigener Erfahrung Roland Schäfer, der seit zehn Jahren im Rollstuhl sitzt. "Hätte die Behandlung früher begonnen, wäre ich wahrscheinlich wieder hergestellt worden", sagt er.
Insgesamt hat Schäfer drei Schlaganfälle überlebt. Im Gegensatz zu vielen anderen kennt er den Grund. "Stress war der auslösende Faktor. Ich war selbstständig und habe teils 14 Stunden gearbeitet. Das war zu viel." Heute ist er mit seinem Rollstuhl unterwegs, kann aber mit Hilfe auch ein paar Schritte laufen oder in ein Auto steigen. "Alle denkbaren Hilfen sollte man annehmen und nutzen und sich mit anderen Betroffenen austauschen", sagt Schäfer. Über diese Möglichkeiten informierten der Schlaganfalltag und eine Ausstellung im Bürgerzentrum. Krankenhäuser, Apotheken, Sanitätshäuser, Wohn- und Pflegeeinrichtungen präsentierten ihre Angebote.
Ganz erstaunliche Dinge zeigte die Firma Költgen aus Krefeld mit ihren behindertengerechten Umbauten für Motorräder und Autos. "Wer eine Behinderung hat und dies nicht anzeigt, verliert seine Fahrerlaubnis", sagt Roland Zachau. Aber für fast alle Behinderungen kann eine Lösung angeboten werden. Er demonstrierte das an einem Motorrad. Durch blitzschnelles Ausklappen von zwei Stützrädern ist es Menschen ohne Beine möglich, Motorrad zu fahren.
Doch auch einfache Hilfsmittel können Menschen wieder mobiler machen. So informierte sich Klaus Klopphaus am Stand der Montanus-Apotheke über die verschiedenen Modelle der Rollatoren. "Nach einer Rückenoperation fällt mir das Laufen schwer", sagt er. "Mit dem Stock bin ich vom Loches-Platz bis zum Rathaus eine halbe Stunde unterwegs." Berthold Struck empfahl ihm ein Modell mit großen Rädern und Luftbereifung. "Damit fährt es sich viel besser. Gerade bei dem Pflaster in Wermelskirchen."
Mobil zu bleiben oder es wieder zu werden war ein großes Thema. Elektrotechniker Dr. Oliver Kromat stellte eigene Entwicklungen vor, mit denen Handgelenke, Finger und Arme trainiert werden. "Leider werden diese Geräte nicht von Krankenkassen bezahlt", sagt er. "Das ist in der Prüfung." Interessant wären seine Geräte für Pflegeeinrichtungen oder Selbsthilfegruppen, so dass mehrere Patienten sie nutzen.
Wer bezahlt was, und wo bekomme ich Hilfe? Da sind Betroffene und Angehörige oft allein. Selbsthilfegruppen verfügen über reichlich Erfahrung und sie beraten ohne einen wirtschaftlichen Hintergrund. "Melden muss man sich aber schon selbst", sagt Schäfer. Er freut sich auf den nächsten Bluesabend in der Katt und auf schönes Wetter. Dann ist er mit seinem Elektro-Rollstuhl auf der Trasse unterwegs.