Aktion „Plastikfreie Stadt“ in Wermelskirchen Mit der Tupperdose in die Pommesbude

Wermelskirchen · Sabrina Serra Deppe hat die Initiative „Plastikfreie Stadt“ ins Leben gerufen. Inzwischen hat ihr Lebensmotto Kreise gezogen. Die Zwölfjährige hat verschiedene Projekte auf den Weg gebracht und auch ihren Alltag verändert.

 Wie ein Profi, auch in Corona-Zeiten: Umweltaktivistin Sabrina Deppe informierte die Redaktion im Video-Telefonat über die Entwicklung ihres Plastikfrei-Projekts.

Wie ein Profi, auch in Corona-Zeiten: Umweltaktivistin Sabrina Deppe informierte die Redaktion im Video-Telefonat über die Entwicklung ihres Plastikfrei-Projekts.

Foto: Joachim Rüttgen

Neulich hat Sabrina Serra Deppe in der Küche gewerkelt. „Ich habe Schokoriegel gemacht“, erzählt die Zwölfjährige, „die waren sogar ganz lecker.“ Zum ersten Mal konnte sie einen Schokoriegel mit gutem Gewissen essen. „Alle anderen sind in Plastik verpackt“, erzählt sie. Und weil sie genau das zu vermeiden versucht, stieß sie auf die Rezepte zum Selbermachen. So verschwand wieder ein Plastikprodukt aus ihrem Alltag.

Im vergangenen Jahr rief die Schülerin die Aktion „Plastikfreie Stadt“ ins Leben. Damals nahm sie sich ein Vorbild an einem Projekt von der britischen Küste. „Was sollen wir machen, wenn die Erwachsenen die Welt zerstören?“, hatte sie damals gefragt und zu Protest und kreativen Ideen eingeladen.

Lange war sie mit ihrer Klasse für die Ziele der „Fridays for Future“-Bewegung auf die Straße gegangen. Inzwischen hat sie die Schule gewechselt und besucht jetzt das Gymnasium in Opladen. Ihren Einsatz für die Umwelt und gegen deren Zerstörung setzt sie fort. „Protestieren reicht nicht“, hatte sie schon zur Gründung des Netzwerks verkündet und Kontakt mit heimischen Geschäften aufgenommen. Die Einzelhändler wollte sie dazu bewegen, mindestens drei Produkte, die in Plastik verpackt sind, aus dem Sortiment zu nehmen. Wer das schafft, bekommt ihr eigens entworfenes Siegel. „Inzwischen machen 30 Geschäfte in Wermelskirchen mit“, sagt Sabrina Serra Deppe, „und sobald wir Corona überstanden haben, mache ich wieder Werbung in den Geschäften.“

Nebenbei hat die Zwölfjährige aber noch andere Projekte losgetreten. So rief eines Tages Oliver Platt, Geschäftsführer bei Evertzberg, bei ihren Eltern an und schlug der jungen Aktivistin eine Zusammenarbeit vor. Die Wermelskirchener Filialen würden künftig auf Plastikhandschuhe verzichten – da es ohnehin keinen Nachweis für deren Wirkung gebe. Nach und nach würden weitere Filialen nachziehen. „Darüber habe ich mich sehr gefreut und war sofort dabei“, erzählt Sabrina. Sie verlieh der Bäckerei ihr Siegel – auch wenn die Corona-Pandemie die Hygiene-Vorschriften beim Bäcker verschärft hat. Inzwischen schmiedet sie schon neue Projekte mit Oliver Platt. „Aber mehr darf ich noch nicht verraten“, sagt sie lachend.

Der größte Erfolg aber sei, dass die Idee Kreise ziehe. Genau das habe sie sich gewünscht, als sie das Motto damals ausrief. „Auch meine Freunde und meine Familie sind beim Thema Plastik total aufmerksam geworden“, erzählt die Schülerin. Ihre Tante in Brasilien verwende inzwischen Stofftaschen statt Plastik zum Einkaufen. „Das ist für die Menschen dort noch ungewohnt“, sagt das Mädchen. Und eine befreundete Familie, die in Holland ein Hotel betreibt, habe viele Plastikprodukt aus dem Alltag entfernt und um das Siegel aus Wermelskirchen gebeten.

„Dann sind da noch die vielen kleinen Dinge, die wir im Alltag inzwischen ganz anders machen“, erzählt die Zwölfjährige. Wenn sie etwa beim Lieferdienst anruft und Pommes und Currywurst bestellt, dann hören die Imbissbetreiber schon bei ihrem Namen hin. „Kommst du wieder mit der Tupperdose“, fragt der Mann in der Pommesbude dann am anderen Ende der Leitung. Und Sabrina Serra Deppe freut sich, dass sich die plastikfreie Abholmethode bereits einen Namen gemacht hat. Sie backt Kuchen und Schokoriegel selbst. Und den Käse und die Gurken wickelt sie inzwischen in Bienenwachstücher ein statt in Frischhaltefolie. Denn sie ist sicher: „Es ist wichtig und dringend: Wir müssen etwas tun.“

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