Wermelskirchen Mit der Geige um die Welt

Wermelskirchen · Geige kann mehr als Klassik. Das zeigt Daniela Gostenig erfolgreich. Sie tritt als Elektro-Geigerin in Diskotheken auf und begleitete im Fernsehen bereits Robbie Williams und "Adoro."

Als Treffpunkt schlägt Daniela Gostenig das "Eigelstein" vor. In der Kneipe im Düsseldorfer Medienhafen gibt es Kölsch vom Fass. Fühlt sich die Geigerin vielleicht in ihrer Wahl-Heimat noch nicht so richtig wohl? "Doch, ich liebe Düsseldorf", versichert die 32-Jährige rasch. Obwohl sie seit etwa drei Jahren ständig mit ihrer Elektro-Geige um die Welt tourt, spielt die gebürtige Wermelskirchenerin noch oft in Düsseldorf. Clubs wie die Nachtresidenz oder St. James haben sie bereits für kurze Auftritte, so genannte "Sets" gebucht. Maximal acht Minuten dauern diese — sie setzen als live gespielte Trance- oder House-Musik einen Glanzpunkt für den Discoabend.

Nach Gehör spielen

Ihr bisheriger ganz persönlicher Glanzpunkt war für Daniela Gostenig ein Auftritt bei der Fernsehshow "Wetten Dass". Damals begleitete sie den britischen Megastar Robbie Williams bei einem seiner ersten Auftritte nach seinem Comeback. Auch mit "Adoro" stand sie bei "Nur die Liebe zählt" schon vor der Kamera. "Natürlich trifft man dann hinter der Bühne auch die Künstler", erzählt die Geigerin. "Aber Robbie war vor seinem Auftritt total in sich gekehrt, ganz ruhig und zurückhaltend", erinnert sie sich.

Noch vor ein paar Jahren hätte sich die hübsche zierliche Frau nicht träumen lassen, dass sie einmal solch eine steile Karriere im Musik-Business hinlegen würde. "Musik war immer meine Leidenschaft — als Beruf habe ich sie erst später entdeckt", erzählt Daniela Gostenig. Im Alter von drei Jahren lernte sie nach der Suzuki-Methode (nach Gehör, ohne Noten) Geige spielen. Treibende Kraft war ihr Vater. "Nach dem Krieg hatte seine Mutter, meine Oma, ein Schwein gegen eine Geige getauscht. So kam er zu dem Instrument", weiß die 32-Jährige. Auch ihre zwei Jahre jüngere Schwester Julia spielte eine Zeit lang.

Daniela Gostenig schlug zunächst den ganz klassischen Weg ein. Sie spielte im Wermelskirchener Sinfonieorchester und schaffte es nach dem Abitur gar bis zur stellvertretenden Konzertmeisterin im Sinfonieorchester Köln. "Aber das war irgendwie nicht so meins", sagt sie rückblickend. Statt die Musik weiter zu verfolgen, ging sie bei ihrem Vater, einem Schmied in Wermelskirchen, als Metallbauerin in die Lehre. Es folgten ein Designstudium und der Schritt in die Selbstständigkeit als Grafikerin. Einige Kunden hat Daniela Gostenig noch heute. Zurück zur Musik fand sie über einen befreundeten Schlagzeuger, der mit Künstlern wie Mark Medlock spielte. "Ich habe ihn einfach gefragt, wie er an seine Kontakte kommt", erinnert sich Gostenig. Wenig später bewarb sie sich bei einer Agentur in Köln — mit Erfolg. Heute wird die Künstlerin noch durch eine weitere in Nürnberg vertreten.

Da die House-Szene bislang fast ausschließlich eine Männerdomäne ist, hat sich Daniela Gostenig schnell einen Namen gemacht. Als "the violineXperience" arbeitet sie viel mit internationalen DJanes zusammen. Mittlerweile buchen sie weltweit Firmen und Clubs. Unter anderem in Dubai, Bahrain, Syrien, Abu Dhabi, Libanon und Norwegen. "Ich erfahre meist vier bis sechs Wochen vorher, wo es als nächstes hin geht", erzählt sie. Im Mai heißt ihr Ziel China. Doch vorher wird erstmal noch geheiratet. Ihr Verlobter Simon Herlitz war es auch, der sie nach Düsseldorf führte. Dort findet die standesamtliche Trauung statt. Gefeiert wird in Wermelskirchen.

(RP)
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