Wermelskirchen Mehr Wermelskirchener sagen Ja!

Wermelskirchen · Bereits 20 Eheschließungen mehr als im vergangenen Jahr kann Standesbeamtin Annegret Tillmanns in diesem Jahr verbuchen. Auch Paare von außerhalb nutzen die Bürgerhäuser an der Eich, um den Bund fürs Leben zu besiegeln.

Es ist ein Zeichen der Liebe, ein Bekenntnis füreinander, das Versprechen, für immer zusammenbleiben zu wollen. Doch während die Zahl der Eheschließungen in den vergangenen Jahrzehnten allgemein eher rückläufig war, erleben die Ja-Sager dieses Jahr in Wermelskirchen eine kleine Renaissance. "Wir haben schon jetzt 20 Eheschließungen mehr als zum gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor", sagt Standesbeamtin Annegret Tillmanns. Zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Witt führt sie die Trauungen in den Bürgerhäusern durch. "Ein außergewöhnliches Jahr", ergänzt die Standesbeamtin.

Nicht nur in Wermelskirchen, in ganz NRW steigt die Zahl der Heiratswilligen wieder. 2015 haben landesweit mehr als 85.000 Paare die Ringe getauscht - der Höchststand seit zehn Jahren. "Damit liegt Wermelskirchen wohl voll im Trend", sagt Tillmanns und lacht.

Woher das neuaufgeflammte Interesse an der Heirat rührt, kann die Standesbeamtin nicht erklären. Zur Bestätigung, dass es so ist, reicht ihr aber ein kurzer Blick in ihre Bücher: So haben sich 2015 in Wermelskirchen 157 Paare das Ja-Wort gegeben. In diesem Jahr liegen bereits 146 Reservierungen vor. Was auf den ersten Blick wie ein Rückgang erscheint, verdeutlicht in Wahrheit eine steigende Nachfrage, denn bis Jahresende können noch viele Reservierungen hinzukommen, "Termine sind noch frei und werden gerne noch vergeben", sagt Tillmanns.

Denn zum Standensamt kommen stets auch Paare, die sich spontan zur Heirat entschlossen haben. Sei es, weil ein Baby unterwegs ist, weil es sich um ein Paar handelt, das ganz im Stillen die Trauung vollziehen will, oder weil "ein Partner leider erkrankt ist", erzählt die Standesbeamtin. Eine Prognose, wie viele Eheschließungen es 2016 geben wird, möchte Tillmanns nicht abgeben. "Auf jeden Fall", so erklärt sie, "wird die letztjährige Marke von 157 Paaren überschritten."

Besonders beliebt sind die Monate Mai bis Juli, im Kommen ist aber auch der Dezember. "Wenn Paare einen bestimmten Trautag gewählt haben, stehen sie nicht selten genau sechs Monate vorher bei mir vor der Tür." Ein halbes Jahr vorher nämlich kann im Standesamt reserviert werden. Oft sind dann aber schon kirchliche Trauung und Gaststätte gebucht. "Manche Paare sind so erpicht auf das Datum, dass sie schon da sind, bevor wir überhaupt zu arbeiten beginnen. Kaum dass das Rathaus um 6 Uhr öffnet, warten sie vor dem Büro", erzählt Tillmanns. Im vergangenen Jahr war dies am Stichtag für den begehrten Termin 15.05.2015 gleich mehrfach der Fall. Zehn Trauungen fanden an dem Schnapszahl-Datum statt. Auch nachmittags haben Tillmanns und Witt noch Ehen geschlossen.

Was sie freut: Paare aus ganz Deutschland wollen sich in den Bürgerhäusern an der Eich trauen. "Es kommt oft vor, dass ein Partner in Wermelskirchen geboren und dann fürs Studium oder den Beruf weggezogen ist", erklärt die Standesbeamtin. Da etwa die Eltern aber weiterhin in Wermelskirchen wohnen, werde die Hochzeit hier gefeiert. "Wir erleben auch, dass die standesamtliche Trauung in der Stadt der Eltern des einen Partners und die kirchliche in der Heimat des anderen stattfindet", sagt Tillmanns.

Allerdings gibt es heute auch viele Paare, die auf die kirchliche Trauung gänzlich verzichten. Entsprechend verändert haben sich die Zeremonien im Standesamt. "Es hat schon immer Bräute gegeben, die sich im weißen Hochzeitskleid standesamtlich trauen ließen, ihre Zahl allerdings wächst beständig", sagt Tillmanns. Auch die Hochzeitsgesellschaften sind größer geworden. Teilweise wird in den Bürgerhäusern mit 70 bis 80 Gästen gefeiert.

In Erinnerung geblieben ist der Standesbeamtin eine Trauung mit ganz kleiner Gesellschaft. Das Paar kam lediglich mit seinen zwei gemeinsamen Kindern. Zur Feier des Tages ging es ins Phantasialand. "Allerdings", so betont die Standesbeamtin, "schön ist eigentlich jede Eheschließung." Denn für jedes Paar sei es ein besonderer Tag, den man versuche, individuell zu gestalten. "Routine kann und darf eine Eheschließung nicht werden", sagt Tillmanns. "Ich selbst nehme immer Anteil an der Freude der Paare."

(beaw)
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