Wermelskirchen Markt 10: Politische Ratlosigkeit hält an

Wermelskirchen · Seit sechs Jahren stehen in der Immobilie Räume leer, seit 2009 wird diskutiert. Für die Pächter des "Bergischen Löwen" untragbare Situation. Eine Entscheidung wurde immer wieder vertagt. Jetzt gibt es weitere kostenintensive "Baustellen".

Der neue Markt ist fertig und wird ab dem Frühjahr sicher viele Einheimische und Touristen zum Verweilen anlocken. Doch noch immer herrscht Unklarheit darüber, was mit der Schlüssel-Immobilie Markt 10 passieren soll. Die politische Bausteuerungsgruppe war inzwischen vor Ort; es tun sich wohl neue Problembereiche im Keller dieses unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes auf. Inzwischen reichen Vorschläge von "Alles so lassen" bis zum Verkauf.

Vor sechs Jahren begann die Umbaudebatte mit der Geschäftsaufgabe von Hella Harmel. 2009 wurden erste Pläne vorgelegt, die sind inzwischen eingestampft. Und nun "thront" über allem das Haushaltssicherungskonzept und weitere kostenintensive "Baustellen".

Für Pächter Lars Röntgen, der mit seiner Lebenspartnerin Astrid Spors das Restaurant "Bergischer Löwe" führt, steht fest: "Wir würden gern bleiben." Sie brauchen aber dringend mal ein Signal, wie es weitergeht. "Das wird langsam zur Hängepartie. Mal standen Umbaumittel bereit, dann wieder nicht. Wir müssen wissen, wie es weitergeht. Denn wir müssen langsam in der Küche investieren", so Röntgen.

Er bestätigte, dass die Stadtverwaltung ihnen ein Schreiben geschickt hat, in denen mehrere Optionen aufgeführt seien. Details nannte er nicht: "Ich will mich erst beraten lassen." Auch ein Kaufangebot sei darunter. "Das war kein gutes Angebot. Weil eben viel investiert werden muss." Auch eine Erhöhung des Mietzinses bei einer Sanierung/Umbau durch die Stadt sei da angesprochen. "Aber dann hätten wir hier einen Quadratmeterpreis wie in München. So eine horrende Miete trägt sich in der Wermelskirchener Gastronomie nicht", sagt Röntgen.

Inzwischen haben Spors und Röntgen Möbel in die leerstehenden Räume gestellt — und energiesparende Leuchten auf ihre Kosten angebracht: "Dunkle Räume wären eine schlechte Werbung. Denn wir sind ja mit unserem Restaurant im Tiefgeschoss."

Die politisch Verantwortlichen, die letztlich über die Zukunft der Immobile entscheiden, lavieren sich durch das Thema. Jürgen Manderla (FDP) kündigte an, dass die Liberalen "den Druck erhöhen" werden. Hier laufe es wenig effektiv, meinte er. "Wir wollen den Pächter nicht verlieren, aber er muss sich bewegen. Klar ist: Er braucht eine größere Küche. Aber wenn die Stadt investiert, muss über den Mietzins geredet werden."

Die SPD lehnt einen Verkauf des Gebäudes ab. Jochen Bilstein: "Wir müssen weiter Einfluss auf die Nutzung an diesem neugestalteten Platz haben." Wobei er angesichts der Haushaltslage das Finanzierungsproblem schon vor Augen hat: "Ein Umbau kostet Geld. Können wir uns das leisten?" Notfalls müsse der Status quo erhalten bleiben. Henning Rehse (WNKUWG): "Die Verwaltung muss langsam mal mit dem Pächter reden." Im Bürgerforum hat man über das Thema noch nicht diskutiert. Friedel Burghoff sagt aber ganz deutlich: "Wenn sich ein Käufer findet, hätte ich nichts dagegen."

Nach Ansicht von Volker Schmitz (CDU) sei die Grenze des Verträglichen überschritten: "Die Forderungsliste für die Immobilie wird immer länger." Sollte die Stadt investieren, müsse auch der Mietzins adäquat angepasst werden, sonst stelle sich die Sinnfrage. "Immobilie und Gastronomie sind zwar wichtig, aber die Wirtschaftlichkeit muss angestrebt werden." Für die Grünen meinte Gisela Grangeret: "Mit Sicherheit muss die Immobilie in dieser Lage attraktiv bleiben. Aber wir haben kein Geld. Wir brauchen gute Ideen." Sie forderte alle Parteien auf, die Kommunikation untereinander zu verbessern.

Von der Stadtverwaltung gab es gestern dazu keine Stellungnahme.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort