Wermelskirchen Manipulation am EC-Automat

Wermelskirchen · 55 000 Euro erbeuteten international organisierte Täter allein bei einem Betrug am Geldautomat der Deutschen Bank im Januar. Die Veränderungen an den Automaten sind kaum noch zu erkennen.

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Foto: dpa/Thomas Frey

Peter Raubuch schaute verdutzt, als ihm die Kassiererin an der Tankstelle sagte: "Ihre Kreditkarte ist gesperrt." Die Kontrolle wenig später bei der Hausbank bestätigte dies. Das Kreditkartenunternehmen hatte seine Karte automatisch blockiert. Zehn Minuten später kam der Rückruf: "Gestern ist im mittleren Westen der USA in einem Walmart-Laden für 800 Dollar eingekauft worden. Waren Sie dort?" Natürlich war Raubuch nicht dort, und letztlich hatte die automatische Sicherung des Kreditkartenunternehmens gegriffen und Raubuch vor einer Abbuchung von 800 Dollar bewahrt. "Ich habe keine blasse Ahnung, wo meine Kartendaten ausgelesen wurden", so der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde. Aber: "Das ist wohl der Preis fürs Plastikgeld. Keiner ist vor der Manipulation gefeit." Auch ein Hauptkommissar nicht.

Siebenmal wurden in diesem Jahr schon an verschiedenen Geldinstituten im Rheinisch-Bergischen Kreis die Bankdaten von EC-Karten an Geldautomaten ausgespäht. Am 30. Januar war dies in der Filiale der Deutschen Bank an der Telegrafenstraße der Fall. 16 Stunden filmte eine dort von Unbekannten angebrachte Kamera die Eingabe der Geheimnummern; ein Auslesegerät übermittelte elektronisch die restlichen Daten, ehe einer Kundin der beschädigt wirkende Kartenleser auffiel. Noch am 30. Januar und in den folgenden Tagen wurden 45 Transaktionen in England vorgenommen — die Schadenshöhe betrug 55 000 Euro.

Köln, Koblenz, Wermelskirchen

Die Polizei geht davon aus, dass es dieselben Täter waren wie drei Wochen zuvor in Köln und eine Woche zuvor in Koblenz: "Es wurde dieselbe Testkarte eingesetzt. Die Täter agieren überörtlich und sind sehr gut organisiert", so Raubuch. Die Täter filmen die Geheimnummern und fertigen mit den Daten im Ausland Karten an, mit denen sie dann an dortigen Automaten Geld abheben. "Im Durchschnitt entsteht eine Schadenshöhe von rund 60 000 Euro." 2009 manipulierten Unbekannte achtmal kreisweit die Geldautomaten, nicht aber in Wermelskirchen. Raubuch: "Vielleicht erkennen die Kunden überhaupt nicht, dass der Automat manipuliert ist."

Der Rat des Polizeibeamten:

r Falls möglich, sollte die Eingangstür mit einer anderen Karte geöffnet werden als am Geldautomaten. Denn manchmal sind auch dort Auslesegeräte angebracht.

r Die Eingabe der Geheimnummern unbedingt mit Hand oder Geldbörse abdecken. Dann kann die Nummer nicht gefilmt werden.

r Wenn Ungereimtheiten am Geldautomat auffallen, die Polizei unter Tel. 110 anrufen. "Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig angerufen", so Raubuch. Banken in Großstädten haben bereits Anti-Skimming-Module eingesetzt. Die sollen bei Manipulationsversuchen sofort Alarm schlagen. Über diese Technik streiten sich die Fachleute, denn die Täter rüsten auch auf. Sparkassendirektor Rainer Jahnke: "Wir setzen auf die soziale Kontrolle. Die funktioniert in Wermelskirchen bestens. Unsere Mitarbeiter kontrollieren täglich mehrfach die Automaten. Und am Wochenende haben uns auch schon Kunden angerufen."

(RP)
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