Wermelskirchen Luthers Bedeutung ist bis heute spürbar

Wermelskirchen · 500 Jahre Reformation - zu diesem Jubiläum organisiert der Evangelische Kirchenkreis eine Festwoche im September mit vielen Veranstaltungen und Aktionen. Ein Rück- und Ausblick.

 Hier stehe ich, ich kann nicht anders: Den Reformator gibt es auch als Playmobilfigur.

Hier stehe ich, ich kann nicht anders: Den Reformator gibt es auch als Playmobilfigur.

Foto: IMAGO (Archiv)

Am 31. Oktober feiern die evangelischen Christen den Reformationstag. Zum 500. Jahrestag wurde der 31. Oktober 2017 als bundesweiter Feiertag beschlossen. An diesem Tag des Jahres 1517 soll der Mönch und Theologe Martin Luther seine 95 Thesen am Portal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. "Ob es tatsächlich so passiert ist, wissen wir nicht", sagt Pfarrer Ulrich Seng. "Handschriftliche Unterlagen wurden aber gefunden, und das Portal diente auch als Anschlagbrett der Universität."

Dieser Vorgang löste die Reformation aus und bildet die Basis für die Entstehung der evangelischen Kirche. "Dennoch kann man Luther nicht als Erfinder oder Gründer sehen, da er diese Entwicklung ja nicht geplant hatte. Er wollte dem Papst sagen, was los ist", sagt Seng. Luther übte Kritik am sogenannten Ablasshandel, bei dem den Gläubigen gegen eine Geldzahlung die Sünden vergeben wurden. Er forderte eine grundlegende Reform der Kirche "an Haupt und Gliedern". Die Kirche drohte mit Ausschluss, doch Luther machte weiter. Mit seiner Aussage "Auch Konzile können irren" stellte er die individuelle Gewissensfreiheit über die Entscheidungen der Bischöfe. Damit war der Bruch mit der katholischen Kirche vollzogen.

1521 wurde Luther exkommuniziert. Er fand Zuflucht auf der Wachtburg in Eisenach. Dort übersetzte er zunächst das Neue Testament in eine verständliche Sprache. "Man muss dem Volk auf's Maul schauen." Nach diesem Motto verwendete er eine kräftige und volkstümliche Ausdrucksweise.

Fast zeitgleich entstand der Buchdruck und sorgte für eine schnelle Verbreitung seiner Bücher und Schriften. Viele Redewendungen wie "Perlen vor die Säue werfen", "die Zähne zusammenbeißen" oder "etwas auf Sand bauen" gehen auf Luther zurück und landeten im allgemeinen Sprachgebrauch. Da er den Zölibat ablehnte, heiratete er 1525 Katharina von Bora, die als ehemalige Nonne aus einem Kloster geflohen war. Mit ihr hatte er sechs Kinder. "Natürlich war Luther ein Kind seiner Zeit", sagt Dorothea Hoffrogge von der Stephanus-Gemeinde in Hilgen-Neuenhaus. "Seine Forderungen nach einer klaren, verständlichen Sprache und nach Bildung für das ganze Volk sind heute absolut aktuell." Und Pfarrer Traugott Schuller ergänzt: "Kirche muss sich immer wieder hinterfragen. Kirche darf nicht nur für eine bestimmte Schicht da sein. So wird der Geist Martin Luthers weitergeführt."

Interessant ist, dass einige Katholiken regelmäßig die Stephanus-Gemeinde in Wermelskirchen besuchen. Auch freikirchliche Gemeinden wie "Treffpunkt Hoffnung" sehen sich in der Nachfolge Luthers. "Wir teilen seinen Gedanken, dass es keine wesensmäßige Unterscheidung zwischen Klerikern und einfachen Gemeindemitgliedern gibt. Dass sich der Glaube im Alltag zeigt, sich in Ehe, Familie, Beruf und Nächstenliebe bewährt, ist eine Überzeugung, die wir Luther verdanken", sagt Ulrich Olmesdahl vom Leitungskreis der freikirchlichen Gemeinde.

Das Reformationsjubiläum wird mit vielen Veranstaltungen gefeiert und die Bedeutung von Luthers Reformarbeit ist bis heute spürbar und aktuell. Worin sich alle Gesprächspartner einig sind: Der Reformationstag in Verbindung mit dem darauf folgenden Feiertag Allerheiligen (1. November) wird in diesem Jahr sicherlich von vielen für einen willkommenen Kurzurlaub genutzt.

(wsb)
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