Wermelskirchen Liberale rufen nach dem Staat

Wermelskirchen · FDP-Neujahrsempfang mit Christian Lindner. Für Weik eine Matratze im Keller.

Was eine Matratze neben der Heizung im Keller des heutigen FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner mit kommunalen Erfolgen der Liberalen in Rhein-Berg zu tun hat, das führte der aus Wermelskirchen stammende Bundespolitiker den Gästen beim Neujahrsempfang seiner Partei vor Augen. Im proppenvollen Sitzungssaal des Kreishauses erinnerte Lindner an die Anfänge des langjährigen Bürgermeisters Eric Weik, der im vergangenen Jahr nach elf Amtsjahren zur IHK nach Bochum wechselte. Lindner hatte den damals in Köln wohnenden Weik als Bürgermeisterkandidaten für Wermelskirchen ins Gespräch gebracht. Wenn es im Wahlkampf abends spät wurde, hielt er zudem für Weik besagte Matratze bereit.

Dass die Liberalen alles andere als Kellerkinder sind, machte FDP-Kreisparteichef Hermann Küsgen gleich zu Beginn des gemeinsamen Neujahrsempfangs von Kreispartei und FDP-Fraktionen aus Kreistag und Gladbacher Stadtrat deutlich: Mit den Liberalen sei in jedem Fall zu rechnen, sie hätten große Anziehungskraft: "200 Gäste, da ist selbst der große Sitzungssaal des Kreishauses etwas zu klein." "Die Kommunen sind das Fundament unserer Gesellschaft", konstatierte der Gladbacher FDP-Fraktionschef Jörg Krell und betonte mit Blick auf die Herausforderungen der Flüchtlingsfrage: "Wir sind an der Grenze des Machbaren angelangt."

Er habe den Eindruck, Deutschland sei ein nervöses Land, steuerte FDP-Bundeschef Lindner bei. "Wir müssen aufpassen, 2016 nicht die Fassung und die Verfassung zu verlieren." Städte und Gemeinden hätten bei den angekommenen Flüchtlingen gezeigt, was machbar sei, die staatliche Verwaltung sei überfordert gewesen. "2015 hat sich der Staat auf seine Bürger verlassen können. 2016 wollen wir uns als Bürger auch wieder auf unsere Regierung verlassen können", sagte Lindner, kritisierte die "Verrücktheit", Flüchtlingen "höchste Hürden" zu errichten, in den Arbeitsmarkt zu gelangen, und sie zum Nichtstun zu vergattern. "Da darf man sich nicht wundern, wenn Wut und Frustration wachsen."

Lindners Forderungen nach einer europäischen Lösung der Flüchtlingsfrage war nicht neu, ungewohnt für liberale Ohren der Ruf nach dem Staat. Damit zielte der FDP-Chef allerdings vor allem auf dessen Stärke und Verlässlichkeit im Rahmen bestehender Gesetze anstelle immer neuer. "Auf die Gesetze, die es gibt, muss man sich an jedem Ort und zu jeder Zeit verlassen können", forderte Lindner auch mit Blick auf die Übergriffe an Silvester in Köln.

(RP)
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