Wermelskirchen Leberwurst - nur ohne Wurst und Leber

Wermelskirchen · Veggie-Produkte mit der Bezeichnung "Wurst" oder "Fleisch" findet der Werrmelskirchener Metzgermeister Rainer Eickhorn verwirrend.

Wermelskirchen: Leberwurst - nur ohne Wurst und Leber
Foto: Moll Jürgen

Hannelore Engels fährt mit ihrem Einkaufswagen Richtung Kühlregal. Auf ihrem Einkaufszettel stehen: 500 Gramm Hackfleisch, vier Schnitzel und eine Packung Veggie-Wurst. Das vegetarische Produkt ist für einen Mitarbeiter ihrer Firma - damit er auf der Betriebsfeier auch etwas "Fleischähnliches" zu beißen hat. Die Wurst in der grünen Verpackung hat die Wermelskirchenerin schnell gefunden. Direkt daneben: Schnitzel. Sie greift zwei Pakete aus dem Fach und wirft sie in den Wagen. "Dass es Tofu-Schnitzel waren, habe ich erst gemerkt, als ich dann an der anderen Fleischtheke stand", erzählt Engels. "Ich finde das alles total verwirrend."

Eine Verwirrung und Täuschung für Verbraucher, die Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) verhindern möchte. Pseudo-Fleischgerichte wie vegetarische Frikadellen und Würstchen sollten auf keinen Fall so heißen - der Franke will klare Verbaucherkennzeichnungen und eigene Namen für pflanzliche Produkte. Der CSU-Politiker fordert sogar verbindliche Vorgaben auf EU-Linie.

"Ich bin ganz der Meinung des Bundesministers", sagt Rainer Eickhorn, Geschäftsführer der Wermelskirchener Metzgerei Daum & Eickhorn. "Lebensmittel müssen richtig bezeichnet werden, und wenn in der Veggie-Leberwurst keine Leber drin ist, dann soll sie auch nicht Leberwurst heißen."

Der Fleischanteil bestimme schon bei seinen Produkten die genau Namensgebung, sagt Eickhorn: "Wenn ich eine Sülze mit Fleisch und Gemüse mache, dann muss da ein bestimmter Anteil Fleisch drin sein - ansonsten darf ich sie nicht ,Fleisch-Gemüse-Sülze' nennen, sondern muss sie in ,Gemüse-Fleisch-Sülze' umtaufen." Nach Meinung des Fleischwarenunternehmers sollten Industrie-Fleischriesen ihre Produktbezeichnungen ändern.

Doch die Riesen haben darauf keine Lust. Von Unternehmen wie der Rügenwalder Mühle, bei der Veggie-Produkte mittlerweile rund 20 Prozent des Umsatzes ausmachen, heißt es, Bezeichnungen wie "vegetarisches Schnitzel" machten eindeutig für Verbraucher erkennbar, dass es sich nicht um Fleischerzeugnisse handelt.

An der Telegrafenstraße beißen Service-Techniker Martin Besold und Karl Schwallenberg in ihre Frikadellen-Brötchen zur Mittagspause. "Vegetarier sollen ihre eigenen Lebensmittel haben, alles schön und gut", meint Besold, "aber warum die genauso aussehen, genauso schmecken und auch noch genauso heißen müssen wie echte Fleischprodukte - das ist mir ein Rätsel." Schwallenberg hatte bisher noch nicht das Problem beim Einkaufen, Veggie von Nicht-Veggie zu unterscheiden. Meistens gäbe es ja separate Regale. Für ältere Menschen sei es aber sicherlich verwirrend.

Und warum das Veggie-Schnitzel nicht beim echten Namen nennen? "Tofu-Brätling wäre vielleicht die richtige Bezeichnung - klingt aber selbst den Vegetariern zu Öko", meint Schwellenberg.

(laha)
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