Wermelskirchen Lebenshilfe meistert die Krise

Wermelskirchen · Um wettbewerbsfähig zu sein, hat sich die Werkstatt Lebenshilfe auf zwei Kernkompetenzen konzentriert. Mit dieser strategischen Ausrichtung fährt die Lebenshilfe gut. Geschäftsführer Schwarz sucht seinen Nachfolger.

 Ein Blick in die Halle an der Albert-Einstein-Straße: Dort werden Verpackungsarbeiten durchgeführt.

Ein Blick in die Halle an der Albert-Einstein-Straße: Dort werden Verpackungsarbeiten durchgeführt.

Foto: Hans Dörner

Die Krise 2008 machte auch vor der Werkstatt Lebenshilfe nicht Halt. "Wir haben uns immer noch nicht erholt davon", gibt Geschäftsführer Karl-Heinz Schwarz unumwunden zu. "Gegenüber dem Umsatz 2008 liegen wir noch sechs Prozent zurück." Dennoch schreibt die Werkstatt schwarze Zahlen.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Lage sei längst nicht mehr so planbar wie bis 2008. "Aufträge kommen rein und müssen in Windeseile erledigt werden." Für den ambitionierten Marathonläufer Schwarz kein Problem. Er gibt Gas. Denn um die Arbeitsplätze der Menschen mit und ohne Behinderung zu sichern, fährt er seit vier Jahren die Strategie, die sich als erfolgreich erweist: Nur mit einer Kernkompetenz ist man als Unternehmen wettbewerbsfähig.

Die liegt im Metall- und Elektronikbereich. Als klassischer Industriedienstleister ("Wir sind keine pädagogische Spielwiese. Wir sind Teil der Industrie.") produziert die Werkstatt für die Rollenindustrie: Tente-Rollen, Steinco, Rhombus und Interroll. Das sind 60 Prozent des Auftragsvolumens. Die restlichen 40 Prozent machen den IT-Bereich aus, gearbeitet wird aber auch für Suer (Fahrzeugbau), Lohmann (Folienhersteller), Lux (Verpackungen und Display-Produktion.

Ohne Know-How verliere man die Wettbewerbsfähigkeit, so Schwarz. "Wir müssen auch wissen, wie die Branche tickt. Wenn man überall mitmischen will, funktioniert das nicht." Aber inzwischen sei die Werkstatt sehr gut aufgestellt: "Wir können uns schnell auf Veränderungen einstellen. Das zeichnet uns auf." Denn die "Veränderungsgeschwindigkeit ist irre", sagt Schwarz.

Dynamik hat sich verändert

So habe sich das Bohren und Nieten nicht verändert. Aber: Die Aufträge seien kleiner geworden. "Dafür müssen wir einen exzellenten Maschinenpark vorhalten, kleine Aufträge zusammenfassen und schnell umsetzen", sagt Schwarz. Ohne intelligente, praktische Lösungen könne man mit dieser Dynamik nicht mithalten. Dabei ist es für die Werkstatt wichtig, auch die älteren Mitarbeiter mit Behinderung einzusetzen. "Sie sind nicht mehr so leistungsfähig. Das erfordert mehr Rücksicht am Arbeitsplatz — und eben besondere Lösungen."

Geschäftsführer Schwarz macht Tempo. Auch wenn seine Tage im Unternehmen gezählt sind: Er scheidet im Februar 2013 aus — dann hat er seine Altersgrenze erreicht. "Wir sind derzeit schon auf der Suche nach einem Nachfolger. Denn er soll frühestmöglich eingearbeitet werden." Erste Vorstellungsgespräche beginnen in den nächsten Tagen.

(RP/rl)
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