Lars Redlich gastiert in der Kattwinkelschen Fabrik Wie viele Klingen braucht ein Nassrasierer?
Wermelskirchen · Vor rund 60 Besuchern spielt Lars Redlich sein Programm „Ein bisschen Lars muss sein“. Es ist sein zweites Soloprogramm. Redlich tritt zum dritten Mal in der Katt auf.
Als es gegen Ende seines gut zweistündigen Programms um seinen „Freund Rüdiger“ und dessen Nomophobie ging, wurde es etwas ernsthafter beim heiteren Abend mit Comedian Lars Redlich in der Katt. Der stellte bei seinem dritten Gastspiel sein zweites Soloprogramm „Ein bisschen Lars muss sein“ vor. Darin spielte der „WhatsApphängige“ Freund Rüdiger eine traurige Rolle, verwandelte sich dieser durch anfangs und inzwischen beinahe vergessenem „StudiVZ“ und dem kaum mehr hippen „Facebook“ von einem echten „Buddie“ zu einem „Drei-Viertel-“, „Zwei-Viertel-“, „Ein-Viertel-“ und schließlich „Immer-Weniger-Freund“, der statt im direkten Gespräch nur noch über Social Media kommunizieren kann: „Rüdiger, das Verschwommene um dein Handy ‚rum, das ist dein Leben“.
Ganz so tiefgründig und nachdenklich gestaltete Comedian und Musiker Lars Redlich den Abend nicht in Gänze: Comedy, Slapstick und Entertainment stellte der Berliner, der sich als vielseitiger Sänger an Gitarre oder Piano erwies, in den die Lachmuskeln herausvorderden Vordergrund.
Und wenn das Leben ohne Mobiltelefon-Erreichbarkeit nicht schon schwer genug wäre, stellt sich immer wieder Frage: Wie viele Klingen benötigt ein Nassrasierer, um in modernen Zeiten angemessen zu funktionieren? Dazu trällerte Lars Redlich „Eine kleine Klinge, die war nicht gern allein, drum lud sie sich zum Fünffachpreis zwei weitere Klingen ein.“ Wo soll das hinführen, was beim Rasierenlernen mit seinem Vater und einer Klinge begann: „Gibt‘s bald einen Rasierer namens Fakir mit 120 Klingen?“ Inzwischen gäbe es welche mit sieben Klingen und diese „Dinger“ seien auch in der Lage, „die Steuerklärung zu machen“.
„Acht Stunden musikalische Früherziehung“ und „Ausdruckstanz, bei dem jeder Waldorfschüler neidisch wird“, kündigte ein Einspieler via Leinwand zu Beginn des Abend an. Als „Entertainment-Siri“ blieb diese zweite, imaginär-digitale Gestalt dem Comedy-Abend erhalten und entwickelte mit Lars Redlich sogar „quasi eine Symphonie“: „Eike, die Eintagsfliege, hat heute einen schlechten Tag.“
Vor der Pause ließ sich der Künstler vom Publikum Begriffe zurufen, mit denen er in der 20-minütigen Auszeit einen HipHop-Song schrieb: Eissplittertorte, Schneegestöber, Eckschrank, Sabotage, Silberhochzeit und Zahnarzttermin meisterte der Artist mühelos.