Corona-Krise Lange Schlangen vor offenen Geschäften

Wermelskirchen · Während in Apotheken, Drogerie- und Supermärkten Hochbetrieb herrscht, haben Einzelhändler Angst um ihre Existenz. Sie bieten Botendienste an. Ab Donnerstag wird die Stadt die Einhaltung der Verfügungen kontrollieren.

 Maximal zwei Personen dürfen die Apotheke „An der Post“ betreten – davor bildete sich eine lange Schlange.

Maximal zwei Personen dürfen die Apotheke „An der Post“ betreten – davor bildete sich eine lange Schlange.

Foto: Udo Teifel

In der Buchhandlung Marabu klingelt das Telefon am laufenden Band. Kunden fragen nach, ob das Geschäft bereits geschlossen sei. Die einen haben noch offene Bestellungen, die anderen fragen nach lieferbaren Büchern. Barbara Busch und Mitarbeiterin Luisa Kreh haben alle Hände voll zu tun: „Wir sind hier“, ist ihre klare Botschaft. Jeden Tag zu den Öffnungszeiten sei das Team telefonisch erreichbar – aber seit Mittwochvormittag eben nicht mehr persönlich. Der Erlass der Landesregierung, der dazu beitragen soll, die Corona-Ausbreitung einzudämmen, trifft viele Einzelhändler in der Innenstadt. Die Bekleidungsgeschäfte lassen ihre Türen am Mittwochmorgen genauso geschlossen wie Buchhändler, Spielwarengeschäft und Schuhgeschäft. Ab Donnerstag wird die Stadt die Einhaltung aller Verfügungen kontrollieren, so die Schließung der Geschäfte und Restaurants (ab 15 Uhr). Alle Allgemeinverfügungen hat die Stadt auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Es sind deutlich weniger Menschen in der Stadt unterwegs als an anderen Mittwochvormittagen – einige sitzen in den letzten offenen Cafés. Die meisten von ihnen haben aber ein klares Ziel: die Apotheken, Bäcker und Metzger, Supermärkte und den dm-Markt. Bei den letzten offenen Geschäften bilden sich schnell lange Schlangen. In einer von ihnen steht Angelika Schröder. „Natürlich habe ich dafür Verständnis“, sagt sie, als die dm-Mitarbeiterin sie darauf hinweist, dass sie vor der Tür warten muss. Nur einzeln lässt das Team auf Anweisung aus der Zentrale in Karlsruhe Kunden in den Markt. Kommen drei von ihnen mit gepackten Taschen aus der Tür, dürfen drei andere eintreten. „Insgesamt ist die Stimmung in der Stadt noch ganz gut“, sagt Angelika Schröder. Gerade reiht sich eine ältere Dame in die Schlange ein: „Das ist jetzt wohl einfach so“, befindet sie und wartet auf den Hinweis der Verkäuferin, eintreten zu dürfen. Währenddessen drängeln sich in den Supermärkten die Kunden an den Kassen. Mit dem neuen Erlass der Landesregierung nehmen die Hamsterkäufe weiter zu – obwohl Lebensmittelgeschäfte, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel ausdrücklich nicht betroffen sind.

Auch wenn hier und da gehamstert wird, man hört auch Positives: So sollen Kunden vorige Woche über eine halbe Stunde in den Schlangen mit Abstand vor den Kassen gewartet haben. Ohne zu drängeln, ohne zu murren. Einer der wenigen, der auf der Kölner Straße seine Türen noch geöffnet hat, ist Jochen Schmees mit seinem Krämerladen. „Bei uns ist die Stimmung noch relativ entspannt“, sagt er. Die Hygienestandards seien ohnehin sehr hoch, die Kunden kaufen weiter ein, Panik und Hamsterkäufe gebe es nicht. Auch im Blumengeschäft „City Blumen“ stehen die Türen noch offen. Während Hannes Blumenstube bereits geschlossen hat, verkauft Achim Mica Beckmann weiter Frühlingsboten. „Wir gehören zur Kategorie Gartenbau“, sagt er, „deswegen dürfen wir noch öffnen.“ Allerdings müsse er streng auf Abstandsregelungen achten und dürfe nicht mehr als fünf Personen im Verkaufsraum akzeptieren. Er macht sich Sorgen um die Zukunft: „Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wird bei uns nach der Krise nicht mehr sein wie zuvor“, sagt er. Viele stationäre Einzelhändler würden es sicher nicht schaffen.

 Zugangskontrolle im Rathaus: Ein Sicherheitsdienst regelt den Besuch im Eingangsbereich.

Zugangskontrolle im Rathaus: Ein Sicherheitsdienst regelt den Besuch im Eingangsbereich.

Foto: Udo Teifel

In Wermelskirchen geben sich die Einzelhändler aber so schnell nicht geschlagen: Die Buchhandlung Marabu erinnert an ihren Online-Shop. Außerdem könnten Bücher und Tonies auch per Telefon bestellt werden, die Bücher werden dann bis zur Tür gebracht. Der Appell der Einzelhändler ist deutlich: „Wir brauchen jetzt den Zusammenhalt und die Unterstützung der Kunden“, sagt Barbara Busch, „damit wir diese Krise überstehen.“ Und auch Kollege Jörg Michels appelliert: „Bitte besuchen Sie uns nach der Krise zeitnah, damit wir unsere Mitarbeiter halten können und dieses Geschäft nicht für immer schließen müssen.“

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