Wermelskirchen Landwirt klagt über Milchpreis-Verfall

Wermelskirchen · Der Liter Vollmilch kostet seit Montag bei einem großen Discounter nicht mehr 69, sondern nur noch 59 Cent. Landwirt Torsten Mühlinghaus aus Dhünn klagt: Wird die Milch noch billiger, lohnt sich die Landwirtschaft nicht mehr.

 Milchviehwirt Torsten Mühlinghaus im eigenen Kuhstall. Seinen Betrieb will er trotz sinkender Milchpreise nicht aufgeben.

Milchviehwirt Torsten Mühlinghaus im eigenen Kuhstall. Seinen Betrieb will er trotz sinkender Milchpreise nicht aufgeben.

Foto: Jürgen Moll

Für Aldi-Kunden gibt es eine gute Nachricht. An einigen der Produkte des Discounters hängen seit Montag rote Schilder, die darauf hinweisen: "Dauerhaft billiger". Rund zehn Cent weniger kostet der Liter Vollmilch seit Anfang des Monats. Statt 69 Cent müssen die Kunden nun nur noch 59 Cent bezahlen. Auch Scheibenkäse ist günstiger geworden, ebenso wie Kondensmilch, Sahne und andere Molkereiprodukte. Für mindestens fünf bis höchstens zehn Cent weniger bieten Aldi Nord und Süd diese Waren an. Diejenigen, die diese Entwicklung deutlich weniger freudig stimmen wird, sind die Landwirte. Wegen der Preissenkung verdienen sie weniger an ihrer Milch.

Milchviehbauer Torsten Mühlinghaus kann nur den Kopf schütteln. "Aldi ist Vorreiter. Wenn dort die Preise fallen, senken andere Lebensmittelmärkte sie auch", erklärt der 47-Jährige. Er und seine Kollegen wüssten bereits seit einigen Wochen von der Preissenkung, berichtet der Landwirt. Damals habe es Verhandlungen zwischen dem Discounter und den Molkereien gegeben. "Wir wussten, da kommt was", meint Mühlinghaus. Im August habe der Rohmilchwert laut Leitindex bei knapp 33 Cent pro Kilogramm gelegen, nun sei er auf etwa 26 Cent gesunken, berichtet er. Seiner Meinung nach gibt es drei Faktoren, die den knapp 100 000 deutschen Landwirten derzeit Kopfzerbrechen bereiten: Zunächst einmal bekämen die Milchviehbauern den Einfuhrstopp von Molkereiprodukten nach Russland trotz EU-Subventionen zu spüren. Der zweite negative Trend habe sich schon seit dem Frühjahr abgezeichnet. "China hat immer massiv Milchpulver gekauft", erläutert Mühlinghaus, "sich dann aber aus dem Markt zurückgezogen - aus welchen Gründen auch immer." Wäre das nicht passiert, sei auch das Russland-Embargo wahrscheinlich zu verkraften gewesen. Letzter Faktor für die sinkenden Milchpreise seien die günstigen klimatischen Bedingungen in diesem Jahr. "Dadurch gibt es Milch im Überfluss", meint der Landwirt.

Seit 25 Jahren betreiben er und seine Frau ihren Bauernhof. Damals hatten sie zunächst 30 Kühe, heute sind es 100. Die schlechtesten zehn habe Mühlinghaus nach eigenen Angaben geschlachtet, als er erfuhr, dass die Milch weniger kosten soll. "Wenn ich rein wirtschaftlich denken würde, dann müsste ich jetzt meinen Betrieb zumachen", sagt er. Stattdessen versucht er, seine Ausgaben zu minimieren und Anschaffungen zurückzustellen. "Der Trecker muss halt noch eine Weile halten", sagt Mühlinghaus. Ansparen könne er nichts. Im Betrieb unterstützen ihn seine Frau und ein Mitarbeiter.

Eine Teilschuld sieht der 47-Jährige bei den Milchbauern. Würden sie weniger produzieren, gäbe es keinen Überfluss, der sich auf die Preise auswirkt. "Sie sind zu fleißig", meint er. Derzeit noch regelt die Milchquote, wie viel jeder Milchbauer produzieren darf. "Die fällt 2015 weg, dann kann jeder so viel produzieren, wie er möchte", sagt der Dhünner Landwirt.

Das Geschäft der Milchviehbauern sei "knallhart", betont Mühlinghaus. "Wir müssen hohe Standards erfüllen, aber das zu niedrigsten Preise." Seinen Beruf aufgeben, will der 47-Jährige aber dennoch nicht. "Dafür bin ich, wie die meisten meiner Kollegen, einfach zu gerne Milchviehwirt." Er hofft nun darauf, dass der Milchmarkt irgendwann wieder anspringt.

(RP)
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