Serie Fachkräftemangel Landschaftsgärtner sind Mangelware

Wermelskirchen · Die Garten- und Bau-Experten bei Sieg und Partner suchen händeringend nach Mitarbeitern.

  Geschäftsführer Markus Theß sucht noch Auszubildende für den Bereich Garten- und Landschaftsbau.

 Geschäftsführer Markus Theß sucht noch Auszubildende für den Bereich Garten- und Landschaftsbau.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wer Markus Theß nach der aktuellen Personalsituation bei Sieg und Partner fragt, der blickt in ein ratloses Gesicht. „Katastrophe“, sagt er dann, „wir schreiben Stellen für Landschaftsgärtner aus und bekommen keine einzige Bewerbung.“ Stellen blieben also unbesetzt, vereinzelt mussten Aufträge abgesagt werden. Der begrenzende Faktor sei das Personal, sagt Theß. Ohne die treuen Mitarbeiter, die seit Jahren verlässlich und engagiert im Einsatz seien, könnte er den Laden abschließen, sagt Theß. Allerdings verlässt rund ein Mitarbeiter pro Jahr das Unternehmen – meistens Richtung Rente. „Und es ist unheimlich schwer, den Status quo zu halten“, erklärt der Geschäftsführer. Die einzigen Reaktionen, die auf Ausschreibungen kämen, seien die der Agentur für Arbeit, die Hilfskräfte ins Unternehmen schickt. „Wir arbeiten gut zusammen“, sagt Theß. Aber die Personalnot wird dadurch auch nur abgemildert.

Warum es so selten Bewerbungen von Landschaftsgärtner gebe? „Die Branche boomt“, sagt Theß. Landschaftsgärtner seien sehr gefragt. Allerdings würden viele Fachkräfte nach ihrer Ausbildung ein Studium aufsatteln. „Es gibt immer weniger Menschen, die die Arbeit draußen machen, aber immer mehr, die sie verwalten“, sagt Theß. Gleichzeitig sehe er auch ein gesellschaftliches Problem: „Dem Handwerk fehlt die Wertschätzung. Das Handwerk hat einfach nicht den Stellenwert, den es verdient“, erklärt Theß. Sicher gebe es auch Menschen, die sich von den Arbeitsbedingungen abschrecken lassen würden: „Im Winter müssen wir eben manchmal ein paar Tage zuhause bleiben und die Stunden im Sommer wieder reinholen“, erklärt Theß. Und weil die Anfahrt zu Baustellen auch mal länger ausfallen könne und gutes Wetter genutzt werden müsse, gebe es auch viele Arbeitstage, die mehr als acht Stunden hätten. „Und trotzdem ist das ein toller Beruf“, betont Theß, „man ist viel draußen, arbeitet mit Pflanzen, Holz und Stahl und ist sehr vielseitig unterwegs.“ Bauarbeiten im Erd-, Kanal- und Pflasterbereich, Zäune, Pflanzen, Rasen und Winterdienst: Alles, was draußen anfalle, gehöre zum Repertoire bei Sieg und Partner.

Indes beobachtet der Geschäftsführer noch eine andere beunruhigende Entwicklung: „Wir können heute längst nicht mehr die gleichen Anforderungen an Mitarbeiter stellen wie früher“, sagt er. Es sei nicht mehr selbstverständlich, überhaupt zur Arbeit zu kommen und Acht-Stunden-Tage durchzuhalten. „Wir nehmen deutlich mehr in Kauf“, sagt Theß. Fast jeder Bewerber wird zum Gespräch eingeladen, um ihm ein Schnupperpraktikum zu ermöglichen. „Wir sind inzwischen froh, wenn die Bewerber dann pünktlich zur Abfahrt auf der Matte stehen.“ Man fordere einen ordentlichen Hauptschulabschluss. Und trotzdem bleiben viele Stellen unbesetzt, Praktikanten scheitern an den niedrigen Hürden.

Also hat Sieg und Partner seinen Fokus auf die Ausbildung gesetzt: „Wir haben eine neue Ausbildungsleiterin eingestellt, bemühen uns um die jungen Leute und um eine Bindung an den Betrieb“, sagt Theß. Ziel sei es, den Azubis eine Perspektive im Unternehmen aufzuzeigen.

Jedes Jahr werden drei Auszubildende eingestellt, die dann das neue Programm bei Sieg und Partner absolvieren.

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