Kunstverein Wermelskirchen startet nach Corona-Pause Kunst sorgt für Glanz in der Galvanik

Wermelskirchen · Der Kunstverein feierte am Freitagabend die Vernissage seiner Jahresausstellung – an besonderem Ort. Rund 80 Werke hatten unter dem Dach der alten Rhombus-Fabrik Platz gefunden.

 Eine besondere Atmosphäre erwartete die Besucher bei der Vernissage der Jahresausstellung am Freitagabend in der Galvanik auf dem Rhombus-Gelände.  

Eine besondere Atmosphäre erwartete die Besucher bei der Vernissage der Jahresausstellung am Freitagabend in der Galvanik auf dem Rhombus-Gelände.  

Foto: Theresa Demski

Große Scheinwerfer leuchten die Galvanik aus. Wer ein paar Stufen nimmt, für den verwandelt sich die alte Industriehalle in einen Kunstraum. Großflächige Leinwände haben ihren Platz in dem zugigen Raum der alten Rhombus-Fabrik gefunden, in den hohen Fensterhöhlen hängt Glaskunst. „Dieses marode Gelände ist für uns eine spannende Ausstellungsstätte“, sagt Michael Dangel, Vorsitzender des Kunstvereins, der am Rande der Fläche steht und den Abend auf sich wirken lässt. Er habe schon geahnt, dass die Galvanik ein dankbarer Ort für die Kunst sein werde, sagt er. Und die Vernissage bestätige nun diese Ahnung. Der Mut der Vereinsführung wird belohnt.

Nachdem die Jahresausstellung des Kunstvereins im vergangenen Jahr zum ersten Mal in 23 Jahren hatte ausfallen müssen, hatten sich Michael Dangel und seine Vorstandeskollegen frühzeitig auf den Weg gemacht, damit die Vernissage im zweiten Corona-Herbst nicht das selbe Schicksal erlebe. „Wir wollten schon im vergangenen Jahr hier ausstellen“, erinnert Dangel. Aber wie so oft machte die Entwicklung der Pandemie den Künstlern einen Strich durch die Rechnung. „Vor diesem Anlauf haben wir uns wieder viele Sorgen gemacht“, sagt Dangel. Weniger die Corona-Zahlen als das bergische Wetter beschäftigten die Künstler – denn in der Galvanik kann es zugig, nass und kalt werden. Für Kunstwerke nicht die besten Bedingungen.

Zumindest zur Vernissage am Freitagabend spielt das Wetter dann aber mit: Während nebenan die Queen-Coverband die Bühne betritt, eröffnet Michael Dangel in der benachbarten Galvanik die Jahresausstellung. Er freut sich über die einzigartige Korrespondenz von Kunst und Ausstellungsort und er berichtet von der „Gruppe Neun“ aus Overath, die sich der Jahresausstellung in Wermelskirchen angeschlossen habe, weil dieser Ort für Künstler einfach unwiderstehlich sei.

Die Künstler aus der Nachbarschaft haben genauso wie die Mitglieder des Kunstvereins Werke beigesteuert, die durch den maroden Charme des Geländes ihre Vollendung finden sollen. Martina Haack hat Leinwände zu Herbst und Winter eingebracht. Brigitte Keller lädt mit ihren Werken ein, den Strukturen auf die Schliche zu kommen. Wer vor Elisabeth Herolds Werken einen Stopp einlegt, ist meist für einen Augenblick gebannt, bevor er die Eierschalen in ganz verschiedener Kunstform entdeckt, die es schmuckvoll auf die Leinwand geschafft haben. Roswitha Geisler steuert ihre beliebten Starporträts bei und hat gleichzeitig ein Corona-Werk mitgebracht, das humorvoll einen Kunden zeigt, der beladen mit Klopapier-Rollen den Discounter verlässt und die erstaunten Blicke eines Hundes erntet. Gudrun Anger hat sich aus gutem Grund für große Formate entschieden, auf denen sie in intensiven Farben die Sonne untergehen lässt. Und auch Michael Dangel selbst hat die Gunst der Stunde genutzt und große Werke mit in die Galvanik gebracht: „So oft habe ich nicht die Gelegenheit, diese Werke zu zeigen“, sagt er und deutet auf die Malereien an der Fabrikwand. Viele der heimischen Künstler setzen auf Großformate. Dazwischen wandern die Schatten, die Scheinwerfer und Besucher an die Wand werfen. Einer der Gäste aus Overath hat eine Lichtinstallation mitgebracht, die gleich am Eingang der Galvanik für einen Hingucker sorgt: In der Vertiefung des Bodens liegen quadratische, bearbeitete Fotos, die von künstlichem Licht umgeben sind.

 Gelegentlich kommt einer der Konzertbesucher von nebenan in der Galvanik vorbei und wirft einen Blick auf die Kunst. „Wir passen hier heute Abend beide hin“, sagt Michael Dangel, bevor er mit Besuchern ins Gespräch kommt, die sich einmal mehr über den besonderen Ort freuen. Ob es auch Kunst gebe, die hier fehl am Platz sei? Dangel überlegt noch kurz und blickt sich um, nimmt Gemälde, Holzskulpturen und kleine Zeichnungen in den Blick. „Nein, Kunst ist nicht fehl am Platz“, sagt er. Selbst, wenn ein Werk dem rustikalen Charme dieses Ortes gänzlich widerspreche, sei es doch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion.

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