Kulturmanagement in Wermelskirchen Koryphäe fordert Hilfe für Kulturschaffende

Wermelskirchen · Der renommierte österreichische Bühnenbildner Manfred Kaderk regt an, dass die lokale Politik Künstler besser unterstützt. Er lebt seit einigen Jahren lebt in Wermelskirchen und hat auch hier das Kulturleben im Blick.

 Manfred Kaderk hat einige der namhaftesten Bühnen der Welt ausgestattet. Seit einigen Jahren lebt er in Wermelskirchen und hat auch hier das Kulturleben im Blick.

Manfred Kaderk hat einige der namhaftesten Bühnen der Welt ausgestattet. Seit einigen Jahren lebt er in Wermelskirchen und hat auch hier das Kulturleben im Blick.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Bühnenbildner Manfred Kaderk weiß, dass er in seinem Berufsleben als Künstler sehr viel Glück hatte: „Ich konnte eigentlich immer tun, was ich wollte.“ Vor allem habe er zu jener Minderheit gehört, „die von ihrem Honorar oder ihrem Gehalt ordentlich leben konnten“. In seiner Branche sehe das normalerweise anders aus: „Weit über 90 Prozent der Ausstatter müssen nebenher jobben, um über die Runden zu kommen.“ Weshalb Kaderk von Illusionen abrät: „Wer am Theater arbeiten will, muss dafür brennen, und das unabhängig von der Frage, was man dabei verdienen kann.“

Dennoch würde Kaderk sich wünschen, „dass Kulturtreibenden das Leben etwas leichter gemacht wird“. Vor allem dann, „wenn diejenigen, die sich für Kultur engagieren, dies ehrenamtlich oder als Privatinitiative tun“. So wie das im Bergischen Land oft der Fall sei: „Dafür sollten die Lokalpolitiker vor Ort dankbar sein. Denn das kulturelle Leben stellt einen wichtigen und nicht zu unterschätzenden weichen Standortfaktor in einer Kommune dar.“ Kulturelle Vielfalt ködere die Leute – „weshalb sich die öffentliche Hand um Kulturtreibende eigentlich besonders bemühen müsste“.

Leider geschehe das auch in Wermelskirchen, wo sich der gebürtige Salzburger 2012 aus privaten Gründen niederließ, weiter zu wenig. Dafür stehe symptomatisch das Fehlen eines Kulturrats. Es gebe auch vor Ort „keinen richtigen Theaterraum mit einer ordentlichen Bühne und einem großen Saal, der etwa von Tourneetheatern, der Musikschule oder der örtlichen Ballettschule für Vorführungen oder Inszenierungen genutzt werden könnte.“ Wer ein Theaterstück aufführen möchte, „sieht sich gezwungen, zum Beispiel ins Forum der Montanus-Schule nach Hückeswagen auszuweichen“ – falls kreativen Machern wie dem Wermelskirchener Kulturverein mit seinem Vorsitzenden Peter Scheben an der Spitze nicht das Film-Eck-Kino entgegenkommt. Darüber hinaus gebe es noch das Pädagogische Zentrum im Gymnasium. Doch auch das sei „keine Aufführungsstätte im klassischen Sinne“. Selbst im Rathaus fehle „eine Option für Inszenierungen mit einem gewissen professionellen Anspruch“.

Kaderk kann nicht verstehen, warum die Kommunalpolitik diese Mankos nicht angeht: „Wenn man bedenkt, dass sich mit den Jahren immer mehr Leute aus den Speckgürteln der nahen Metropolen hier angesiedelt haben, wäre es doch mal an der Zeit, sowohl einen Stadtrat zu haben, der sich in erster Linie der Kultur widmet, als auch eine Bühne für Theatertreibende zu bieten.“ Angesichts dieser Defizite und der, wie er findet, „nicht gerade idealen Voraussetzungen für Kulturtreibende“ sei es umso beachtlicher, „was in dieser Stadt dennoch kulturell auf die Beine gestellt wird“. Indes seien das in erster Linie musikalische Highlights. Kaderk denkt da etwa an die Kulturinitiative Wermelskirchen, die mit dem Betrieb des Haus Eifgen unter anderem „Jazz-Freunden ein interessantes Angebot macht“. Ein anderes positives Beispiel sei, „auch ohne ausreichende Bühne“, die örtliche Musikschule. Kaderk nennt es „beeindruckend, wie sich eine so große Lehrstätte als privater Verein und mit nur sehr geringen öffentlichen Zuschüssen selbst durch Krisenzeiten hindurch offenbar gut halten kann“.

Kommunalpolitiker dürften das nicht als selbstverständlich hinnehmen, „ebenso wenig wie all die anderen privaten kulturellen Initiativen – angefangen von den vielen Chören bis zum Sinfonieorchester der Gemeinde, dessen Existenz ausschließlich sehr engagierten Hobbymusikern zu verdanken ist“. Diese zahlreichen freiwilligen und ehrenamtlichen Engagements „helfen der Stadt, nach außen kulturell zu glänzen, ohne dass die Kommune selbst viel Geld investieren muss“.

Ein bisschen Glanz sei aber noch keine Strahlkraft: „Wer sich kulturell wirklich hervortun möchte, braucht nicht nur eine Musik-Szene mit vielen Freiwilligen, sondern auch Theatertreibende.“ Dafür könnte Wermelskirchen durchaus mehr tun und eine Stätte kreieren, „die Schauspielern Bühnen-Atmosphäre bietet sowie involvierten Technikern und Ausstattern professionelle Arbeitsbedingungen“. Mit der Kattwinkelschen Fabrik und dem Teo-Otto-Theater im nahen Remscheid gebe es zwar schon solche Orte und entsprechend auch regen Gastspielbetrieb. Jedoch seien die Preise für Saal- und Raummieten hoch: „Das können sich nur etablierte Köpfe und Compagnien leisten. Die anderen müssen bisher schauen, wo sie bleiben.“

Kaderk ist sich sicher, dass es sich lohnen würde, auch weniger zahlungskräftigen Künstlern etwas zu offerieren: „Das würde dem Kulturbetrieb in der Stadt mittelfristig auf jeden Fall zusätzlichen Auftrieb geben.“

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