Wermelskirchen Kritik an beschlossener Notdienstreform

Wermelskirchen · Die Anzahl der Notdienstpraxen im Kreis soll auf nur noch eine Praxis reduziert werden. Auch der ärztliche Fahrdienst soll modifiziert werden. Die hiesigen Ärzte befürchten lange Wartezeiten für Patienten.

 Die nächste Notfallpraxis für die Hückeswagener ist bislang die an der Helios-Klinik in Wipperfürth. Doch die wird voraussichtlich nach der von der KV Oberberg beschlossenen Reform im nächsten Jahr wegfallen. Die Ärzte aus dem Kreisgebiet kritisieren das neue Modell, weil die Patienten im Notfall dann viel länger warten müssten.

Die nächste Notfallpraxis für die Hückeswagener ist bislang die an der Helios-Klinik in Wipperfürth. Doch die wird voraussichtlich nach der von der KV Oberberg beschlossenen Reform im nächsten Jahr wegfallen. Die Ärzte aus dem Kreisgebiet kritisieren das neue Modell, weil die Patienten im Notfall dann viel länger warten müssten.

Foto: Blazy (Archiv)

Die Ärzte aus dem Kreisgebiet reagieren mit Kritik auf die geplante Reform der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Vor allem die Modifizierung des ärztlichen Fahrdienstes verärgert die Mediziner. "Da werden die Patienten lange warten müssen", sagt Dr. Heribert Wiemer, Vorsitzender der KV-Kreisstelle Rhein-Berg, und verweist auf zu wenige zur Verfügung stehende Fahrzeuge und erhebliche Kürzungen. Das neue Fahrdienst-Modell könne in der geplanten Form nicht funktionieren.

Notdienstpraxen ergänzen den Rettungsdienst und die Notaufnahmen der Krankenhäuser außerhalb der regulären Sprechstundenzeiten der Hausärzte. Die KV Nordrhein hatte kürzlich beschlossen, die Zahl der Notdienstpraxen in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln ab 2016 von aktuell 84 auf nur noch 41 zu reduzieren. Es gebe aber noch Spielräume.

Der ärztliche Fahrdienst erweitert die Versorgung in den Notfallpraxen. Künftig sollen Hausbesuche über die Arztrufzentrale 116 117 koordiniert werden. Ärzte sitzen dann auch nicht mehr selbst hinter dem Steuer, sondern werden von einem sogenannten medizinischen Dienstleister zum Patienten gefahren.

Für die gesamte Region Rhein-Berg, Oberberg sowie Leverkusen, Solingen, Remscheid und Wuppertal sollen nach dem geplanten Modell in Zukunft im Durchschnitt sieben Ärzte im Fahrdienst unterwegs sein. Allein in Oberberg mussten nach Angaben des Hausärzteverbandes zuletzt 5000 Notfälle jährlich mit zehn Fahrdiensten versorgt werden. Bei zentraler Koordination über die Arztrufzentrale blieben nur noch 1,5 Fahrzeuge für das Kreisgebiet. Das sei nicht machbar, heißt es aus Oberberg.

Ähnliche Kritik ist von Medizinern aus Rhein-Berg zu hören. Thomas Schwitalla, Sprecher der Wermelskirchener Ärzte, befürchtet bei einer (weiteren) Vergrößerung der Bezirke zu viele zu weite ärztliche Fahrten. Mehr Zeitaufwand würde auch die zentrale Koordinierung erfordern. "Der Fahrdienst wird dann mehr als nur ein Bereitschaftsdienst", sagt Schwitalla.

Der Kritik an der Reform entgegnet die KV, das neue Konzept sei wesentlich effizienter. Welche Notarztpraxen geschlossen werden, teilte die KV noch nicht mit. Die neue Versorgungsstruktur werde erst in den kommenden Monaten in Absprache mit den Kreisstellen erarbeitet, hieß es dazu.

Wie viele Notdienstpraxen nach der Reform in welchem Kreis maximal zur Verfügung stehen könnten, ist bereits bekannt (Infobox). Die Zahl der Notdienstpraxen im Rheinisch-Bergischen Kreis würde sich dann von derzeit dreiauf nur noch eine Praxis reduzieren. Neben dem Marien-Krankenhaus in Bergisch Gladbach stehen den Notdienst-Patienten aktuell noch je eine Praxis in Rösrath und in Overath zur Verfügung. Experten vermuten, dass wohl das Marien-Krankenhaus als Notdienst-Standort erhalten bliebe.

Dr. Heribert Wiemer hofft, dass die angedachte Reform noch abgewandelt werden kann. "Da hat die Ärztekammer auch noch ein Wort mitzureden", sagt der Mediziner. Er wünscht sich, dass die Bedürfnisse und die Erfahrung der Hausärzte verstärkt mit einfließen. Es könne nicht sein, dass beispielsweise Psychotherapeuten und Krankenhausärzte über Punkte wie den Fahrdienst mitentscheiden dürften, obwohl sie nicht betroffen seien.

(RP)
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