Konzert in Wermelskirchen Sinfonieorchester zurück auf der Bühne
Wermelskirchen · Sie haben einige Musiker verloren, aber nicht die Lust an Melodien: Am kommenden Sonntag spielt das Sinfonieorchester der Musikgemeinde im Gymnasium zum Konzert auf. Ein Probenbesuch.
Hamed Garschi ist in seinem Element. Die Geigen tanzen, das Cello singt. Und der Dirigent des Sinfonieorchesters leitet die Musiker temperamentvoll durch das besondere Stück. Plötzlich gibt er den Einsatz für Krisztián Palágyi und Töne des Bandoneons gesellen sich zu der Streichermelodie. Garschi kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es ist eine außergewöhnliche Melodie. Ein bisschen Tango, ein bisschen Jazz. Und dann ist es plötzlich still. Und die Musiker atmen durch.
„Wir mussten uns da richtig reinarbeiten“, erzählt Mechthild Otto vor dem gentschen Felde, Vorsitzende des Orchesters. Und viele Musiker seien auch erst einmal skeptisch gewesen. Schließlich ist es für die Streicher auch Neuland, das sie mit dem Stück des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla betreten. „Aber es macht uns inzwischen richtig Spaß“, sagt sie dann. Das gelte im Besonderen für die Zusammenarbeit mit dem Solisten Krisztián Palágyi. Der Kölner Musiker sitzt beim Probenwochenende des Sinfonieorchesters in der ersten Reihe. Für ihn sind die argentinischen Melodien wohlvertraut – die Zusammenarbeit mit dem Orchester allerdings eine willkommene Abwechslung.
Inzwischen fiebern die Musiker darauf hin, ihr großes Werk auch dem Publikum präsentieren zu können. „Wir sind sehr froh, dass wir nach der langen Zeit endlich zurück auf die Bühne können“, sagt Mechthild Otto vor dem gentschen Felde. Zwei Jahre lang hat das Orchester der Musikgemeinde vor allem im stillen Kämmerlein gespielt – wegen der Pandemie. „Wir haben Konzerte geplant und mussten sie dann immer kurzfristig wieder absagen, weil Corona es einfach nicht zuließ“, erzählt die Vorsitzende. Also probten die Musiker weiter – und fanden auch in schwierigen Corona-Zeiten häufig Möglichkeiten und einen sicheren Rahmen, um sich zu treffen. Die Schulen schlossen während der Pandemie ihre Türen für das Sinfonieorchester. Die Stadt ermöglichte dem Ensemble daraufhin Proben im Foyer der Mehrzweckhalle in Dabringhausen. Mal im kleinen Kreis ohne die Bläser, dann wieder in voller Besetzung.
„Wenn man als Orchester so lange nicht auf der Bühne steht, verliert man aber Musiker“, sagt Mechthild Otto vor dem gentschen Felde. Deswegen sind die Reihen des stattlichen Sinfonieorchesters nun etwas gelichtet. „Im Grunde können wir in jeder Instrumentengruppe Unterstützung gebrauchen“, wirbt die Vorsitzende um neue Musiker. Es hätten sich bereits junge musikbegeisterte Wermelskirchener gefunden: Ben ist erst elf. Einige Stücke spielt er mit, bei anderen macht er noch Pause. „Jeder bringt sich so ein, wie er möchte und wie es ihm möglich ist“, erklärt Mechthild Otto vor dem gentschen Felde.
Konzertbereit ist das Orchester trotzdem. „Und dieses Mal scheint es auch zu klappen“, sagt die Vorsitzende erleichtert. Auf einen Kartenvorverkauf habe man trotzdem verzichtet, weil die Rückabwicklung bei den abgesagten Konzerten der Pandemiezeit aufwändig gewesen sei. Stattdessen bittet das Orchester nun um eine Spende.
Auf dem Programm steht neben dem Concerto für Bandoneon, Klavier und Streicher von Astor Piazzolla auch ein klassisches Stück. In der ersten Halbzeit spielt das Sinfonieorchester in voller Besetzung Franz Schubert – mit mehr als 30 Musikern. Erst steht die Ouvertüre im italienischen Stil in D-Dur im Programm, dann die Sinfonie Nr. 5 in B-Dur. „Dafür haben wir natürlich gemeinsam geprobt“, sagt die Vorsitzende. Der Samstagmorgen am Probenwochenende galt der kompletten Besetzung. Am Mittag haben die Bläser dann ihre Sachen gepackt. Seit dem widmen sich die Streicher der argentinischen Melodie. „Ich habe viel Raum für Improvisation“, verrät Krisztián Palágyi in einer kleinen Pause. Das Orchester biete ihm eine sichere Bank und viel Freiraum. „Und wir wünschen uns, dass die Zuhörer das Temperament dieses Stückes spüren“, sagt er noch. Und dann beginnt er wieder zu spielen. Die Streicher stimmen ein. Und Hamed Garschi hält es kaum auf seinem Dirigentenstuhl. Musik will eben gefühlt werden.