Neues aus der Stadtbücherei Wermelskirchen Klönen, Stricken und Trends setzen

Wermelskirchen · Zweimal im Monat trifft sich in der Stadtbücherei der Strickkreis. Junge und ältere Frauen geben sich gegenseitig Tipps für ihre Werke. Einmal kam sogar ein Mann vorbei.

 Stricken in geselliger Runde: Ute Faust, Petra Kaiser, Anne Schneider, Petra Zech und Daniela Kapp.

Stricken in geselliger Runde: Ute Faust, Petra Kaiser, Anne Schneider, Petra Zech und Daniela Kapp.

Foto: Theresa Demski

Die meisten stricken hier blind. Während die Finger fliegen und die Stricknadeln leise klappern, entsteht Masche um Masche. „Die Sachen, für die ich mich richtig konzentrieren und Maschen zählen muss, die lasse ich Zuhause“, sagt Petra Kaiser lachend. Und auch die anderen Damen, die es sich in der Sitzecke der Stadtbücherei gemütlich gemacht haben, grinsen fröhlich. „Wir kommen doch schließlich auch zum Klönen“, erklärt Anne Schneider. Deswegen ist es gut, wenn die Stricknadeln einfach mitlaufen. Auf dem Tisch und in den Sesseln liegen die Wollknäule, daneben stehen dampfende Tassen mit Kaffee und so entstehen in fröhlicher Geselligkeit Socken, Pullover und Schals.

Zwei Mal im Monat treffen sich die Teilnehmerinnen des Strickkreises in der Stadtbücherei - mal in größerer und mal in kleinerer Runde. „Das passt gut zusammen“, sagt Anne Schneider, die den Kreis vor Jahren ins Leben rief, „hier ist es gemütlich und hier ist immer was los.“ Katrin Ludwig, Leiterin der Stadtbücherei, unterstützt diese Initiativen und den Wunsch der Wermelskirchener, die Stadtbücherei in das Wohnzimmer der Stadt zu verwandeln. Wer den Damen beim Stricken zusieht und mit ihnen zu plaudern beginnt, der bekommt genau diesen Eindruck: Es ist ein gemütlichen Treffen in Wohnzimmeratmosphäre. Und gleichzeitig bedient das Angebot einen Trend: „Die Menschen machen wieder gerne etwas selber“, hat Anne Schneider beobachtet. Das gilt auch für warme Socken oder Pullover. Deswegen würden auch junge Frauen wieder stricken lernen und zuweilen zur Gruppe dazukommen. Und dann erhalten sie wertvolle Tipps.

„Dafür sind wir da“, sagt Petra Kaiser. Das gilt nicht nur für Anfänger, die sich gerade erst an den ersten Maschen und Reihen versuchen. „Auch wenn ich selbst als erfahrene Strickerin eine Anleitung nicht verstehe oder Tipps für mein aktuelles Werk brauche, stecken wir hier die Köpfe zusammen“, sagt Petra Kaiser. Dann berät der Strickkreis gemeinsam über große Projekte und wertvolle Tipps werden laut. „Das führt dazu, dass man sich viel mehr zutraut“, sagt Petra Zech. Aufwändige Pullovermuster, an die sie sich früher nicht getraut habe, nehme sie nun mit in die Stadtbücherei, um sich beraten zu lassen. Auch ihr aufwändigstes Werk – ein Pullover, der gleichzeitig als Jacke getragen werden konnte – entstand mit Hilfe der anderen Frauen, sagt Anne Schneider. „Und alle haben mitgefiebert, wie es wird“, erzählt sie lachend.

Auch neue Trends testen die Teilnehmerinnen im Strickkreis aus: „Ich habe vergangenes Jahr ein Einkaufsnetz gehäkelt“, erzählt Anne Schneider. Petra Kaiser brachte die Idee mit, Spülschwämme aus Paketschnur zu häkeln. Und viele machten es ihr nach. „Einmal kam sogar ein Mann bei uns vorbei“, erzählt Anne Schneider dann lachend. Er habe immer eine Bekannte gehabt, die ihm früher Schals gestrickt habe. Nun gab es diese Bekannte nicht mehr. „Und ich glaube, er hatte darauf spekuliert, dass wir ihm einen stricken“, sagt Anne Schneider. Stattdessen schrieben sie dem Herrn einen Einkaufszettel, schickten ihn in den Wollladen und zeigten ihm dann, wie er Maschen aufnehmen kann. „Nach jeder zweiten beschwerte er sich allerdings, wie mühselig das sei“, erzählt Anne Schneider lachend. Der Herr kam nicht wieder, aber die heitere Geschichte ist geblieben.
Auf den Stricknadeln der Damen mehren sich über das fröhliche Geplauder inzwischen die Reihen. Die meisten der Socken, die hier im Moment entstehen, werden wohl verschenkt. Während die Pullover meistens für die Kinder, Ehemänner oder den eigenen Kleiderschrank gestrickt werden. „Und wenn ein Werk dann fertig ist, dann mache ich als erstes ein Foto und schicke es in die Whatsapp-Gruppe unseres Strickkreises“, sagt Anne Schneider, „es ist so schön, wenn die anderen sich mitfreuen.“

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