Wermelskirchen Kleinere Klassen wären besser

Wermelskirchen · Die Möglichkeit, mit dem Unterricht später zu beginnen, ist für Wermelskirchener Schulleiter derzeit kein Thema. Das bestehende System habe sich bewährt, Änderungen hätten erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen.

Das morgendliche Bild ist seit Jahrzehnten vertraut: Kurz nach 7 Uhr strömen überall in den Städten und Gemeinden im Land die Kinder in die Schulen. Sie sind mehr oder weniger ausgeschlafen, sind entsprechend auch mehr oder weniger aufnahmefähig. Während bislang der Unterricht generell zwischen 7.30 und 8.30 Uhr beginnt, dürfen Schulen in NRW künftig auch später als 8.30 Uhr mit dem Unterricht beginnen (die BM berichtete).

Hintergrund sind Untersuchungsergebnisse der Schlaf-Forschung. Demnach verändert sich bei Jugendlichen der Biorhythmus. Morgens sind sie später fit, abends können sie erst später einschlafen. Laut Testes in den USA sollen sich die Lernleistungen verbessern, wenn die Schule später beginnt.

Nur nach intensiver Prüfung

Bernhard Meier, der Rektor der Realschule Wermelskirchen, sieht in Sachen "späterer Unterrichtsbeginn" keinen akuten Handlungsbedarf. "Wenn man diesen Gedanken verfolgen will, dann erst nach sehr intensiver Prüfung. Denn unser bisheriges System läuft seit sehr langer Zeit und ich habe eigentlich nur sehr wenige Klagen darüber gehört", sagte er auf Nachfrage der BM.

"Andererseits", so Meier weiter, "befinden wir uns in einer Umbruchphase — immer mehr Schulaktivitäten werden in den Nachmittag gelegt. Da könnte man möglicherweise für die Wintermonate über einen späteren Unterrichtsbeginn nachdenken." Generell jedoch meint der Realschulleiter: "Wenn man die schulische Bildung der Jugendlichen verbessern will, dann sollte man für mehr Lehrer und kleinere Klassen sorgen, statt auf so einen Kunstgriff mit späterem Unterrichtsbeginn auszuweichen."

Auch Marita Bahr, die Leiterin des Gymnasiums, sieht keinen Handlungsbedarf. Zudem hätte ein späterer Unterrichtsbeginn auch Auswirkungen auf das gesamte Gesellschaftliche und vor allem auch wirtschaftliche Leben. Späterer Unterrichtsbeginn würde bedeuten, dass berufstätige Eltern Probleme bekämen. Auch für Katrin Wagner, die Rektorin der Verbundgrundschule Tente/Hünger, gibt es keinen Anlass, vom "bisher bewährten System abzuweichen".

Und Andreas Voss vom Jugendamt befürchtet sogar höhere Kosten für die Stadt, "wenn nämlich nicht alle, sondern nur einige Schulen ihren Unterrichtsbeginn verändern". Dann müsste man wohl zusätzliche Schulbusse einsetzen, was eben auch mehr kosten würde.

(RP)
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