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Wermelskirchen Kirche stilvoll aufs Korn genommen

Wermelskirchen · Dr. Martin Schultheiß ist ein ehemaliger Physikprofessor, Martin Vogt nach Selbstbekenntnis ein verrückter Theologe. Diese beiden treten seit 26 Jahren als das Musikkabarettisten-Duo "Duo Camillo" auf. Am Mittwoch gastierten sie im Evangelischen Gemeindehaus am Markt. Ihr Thema anlässlich des Reformationsjubiläums: "Luther bei die Fische" - eine Verballhornung des Spruches "Butter bei die Fische". Will sagen, jetzt geht's ins Eingemachte, jetzt nehmen wir kein Blatt vor dem Mund. Und das in Wort und Lied. Genau so war's.

Vogt und Schultheiß schöpften aus dem Vollen. Vogt studierte Theologie, Germanistik, Gesang und Theaterwissenschaften und Schultheiß Physik und Klavier. Die beiden waren mit allen Wassern gewaschen. Sie nahmen das Publikum im vollen Saal aufs Korn ("einige sind noch seit der Gründung Wermelskirchens in 1150 dabei"), bezeichneten Theologen als "Fachleute für alternative Wahrheiten", verglichen die Ehrenamtler in der Kirche mit einer Orgel ("Lauter Pfeifen, die im Akkord arbeiten und mit Füßen getreten werden."), legten die Bibel unorthodox aus (Sprüche 28:1 über Jogging: "Es flieht der Gottlose, ohne dass ihm einer nachjagt") und weiteten Luthers Spruch: "Aus einem traurigen Arsch kommt kein freudiger Furz" auf Städtenamen aus: "Pforz-Heim, Darm-Stadt".

So hatten sie dann auch leichtes Spiel, die Besucher mit einem fetzigen Reformationslied über den Ablasshandel in Bewegung zu bringen. Nebenbei ließen sie Witze vom Stapel ("Wann ist man alt? - Wenn man beim Besuch des Friedhofs überlegt, ob sich der Rückweg lohnt.") und präsentierten Kalauer ("Catering stammt von Luthers Frau Katharina "Käthe", die gut kochen konnte"). Vogt konnte es auch nicht lassen, den Pfarrer hervorzukehren und wetterte nach Art einer (Kurz-)Predigt ganz im Stil des Thesenhämmerers Luther über Liturgiezwang in der Kirche ("Jesus waren Liturgien scheißegal") und machte sich Gedanken, die Kirchen wieder voll zu kriegen: Analog dem Weidebetrieb in Australien keine Zäune um die Gemeinde anlegen, sondern "Lebens-Wasserstellen", um den Durst der Gläubigen zu stillen. Und immer wieder hielt Duo Camillo mit sogar platten Witzchen die Leute bei Laune: "Jesus hatte es gut - kaum geboren und schon einen Krippenplatz."

Den Vogel allerdings schossen sie ab, als sie einen frei improvisierten, aus Zuschauerzurufen zusammengereimten Rumba-Song mit Wermelskirchener Themen kreierten. Bei: "Dinge, die ich gerne wüsst, warum dieses dämliche Rathausgerüst" gingen die Leute klatschend mit und beim "gegenläufigen Radverkehr" war die Stimmung auf dem Höhepunkt. "So muss Kirche sein", war bei vielen Besuchern am Ende zu hören. Und niemand outete sich mit den Worten: "Ich bin Atheist. Gott sei Dank."

(bege)
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