Wermelskirchen Kinderschutzbund ganz knapp gerettet

Wermelskirchen · Seit fast zehn Jahren sucht der Vorsitzende einen Nachfolger. Ohne Erfolg. In diesem Jahr wollte Hartmut Engelbrecht die Brocken hinwerfen. Der Verein stand vor der Auflösung. Dann ließ er sich jetzt doch noch mal erweichen.

 Krise abgewendet: Hartmut Engelbrecht (v.r.) bleibt Vorsitzender des Kinderschutzbundes, Ludwig Fein wurde zu seinem Stellvertreter gewählt. Ursula Lorenz bleibt Schriftführerin, Renate Weber ist Kassenführerin.

Krise abgewendet: Hartmut Engelbrecht (v.r.) bleibt Vorsitzender des Kinderschutzbundes, Ludwig Fein wurde zu seinem Stellvertreter gewählt. Ursula Lorenz bleibt Schriftführerin, Renate Weber ist Kassenführerin.

Foto: theresa demski

Krisenstimmung beim Kinderschutzbund: Am Donnerstagabend hatte der Vorsitzende Hartmut Engelbrecht zur Jahres versammlung eingeladen. Und die Zeichen standen auf Sturm. Der Vorstand sei in die Jahre gekommen, Nachfolger müssten dringend das Ruder übernehmen. "Wenn sich dafür keine Lösung abzeichnet, wird es mehr als eng für den Fortbestand des Ortsverbandes", hatte Engelbrecht bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Danach war er gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen auf Werbetour gegangen. "Wenn wir keinen neuen Vorstand finden, werden wir die Ortsgruppe schließen müssen", betonte er am Donnerstagabend vor den Wahlen erneut. Das Vermögen von etwa 40.000 Euro gehe dann an den Dachverband - und der Kleiderladen müsse schließen.

Ein positives Signal allerdings gab es gleich zu Beginn der Sitzung: Das Interesse an der Versammlung war deutlich größer als in den vergangenen Jahren, und gleich drei Wermelskirchener traten dem Verein noch vor der Sitzung bei. Den Vorstandsposten allerdings wollte niemand übernehmen. Und so wurden die Wahlen zur Nervenprobe für die Mitglieder: Ludwig Fein, der dem Verein keine Stunde zuvor beigetreten war, erklärte sich zwar bereit, für das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden zu kandidieren. Ins kalte Wasser springen und ohne Erfahrung den Vorsitz zu übernehmen, das traue er sich allerdings nicht zu. Da halfen auch die Überredungskünste der Mitglieder nicht. Eine halbe Stunde lang stand die Zukunft des Kinderschutzbundes und des Kleiderladens auf der Kippe. Dann lenkte Hartmut Engelbrecht zähneknirschend ein und stellte sich für die nächsten drei Jahre als Vorsitzender zur Wahl. Auf seine Ankündigung hin erklärte sich auch Renate Weber bereit, sich drei weitere Jahre um die Kasse zu kümmern. Beide wurden einstimmig gewählt, ebenso wie Ludwig Fein zum stellvertretenden Vorsitzenden. Ursula Lorenz wurde als Schriftführerin bestätigt. Zu Beisitzern wählte die Versammlung Sabine Dirks, Sabine Pulvermachen, Eva Wingensiefen, Carla Vahabzadeh und Anne Martens. "Damit bekommen wir Zeit, den stellvertretenden Vorsitzenden auf sein Amt vorzubereiten", sagte Engelbrecht, der sichtlich um Fassung bemüht war. Er könne jetzt nicht das Ende des Vereins besiegeln, erst recht nicht nach einem so erfolgreichen Jahr.

Mit dem Umzug des Kleiderladens 2017 hatte der Verein nämlich nicht nur viele neue Spender, sondern auch viele neue Kunden gewonnen. "Der Umzug ist ein Volltreffer", sagte Engelbrecht. Es sei ein deutlicher Warenzugang zu verzeichnen, die Kleiderständer seien voll. "Bisweilen übersteigen die erhöhten Aufnahmemöglichkeiten durch die größere Lagerfläche schon mal die Einsatzgrenzen unserer Mitarbeiter", stellte Engelbrecht fest. Die Präsentationsmöglichkeiten seien nun verbessert worden und damit auch die Struktur im Laden. "Wir haben ein deutliches Umsatzplus gemacht", freute sich Engelbrecht. Etwa 27.000 Euro verdiente das ehrenamtliche Kleiderladen-Team im vergangenen Jahr - das ist etwa ein Drittel mehr als noch im Vorjahr. "Wie immer haben wir einen Teil unserer Einnahmen einer ganzen Reihe sozialer Projekte zukommen lassen", erinnerte Engelbrecht. Umso bitterer sei es, dass hinter der Zukunft des Vereins immer wieder ein Fragezeichen stehe. Mit seiner erneuten Kandidatur ist die Zukunft des Kinderschutzbundes nun aber mindestens für die nächsten drei Jahre gesichert - dann könnte eine neue, vorbereitete Generation das Ruder übernehmen.

(resa)
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