Mein Arbeitsplatz Wenn Frau Monreal Weihnachtsmann spielt

Wermelskirchen · Sie begann ihre Berufslaufbahn mit Juwelen, heute verkauft Kerstin Monreal im „Holzwürmchen“ Spielwaren. In der Weihnachtszeit spürt sie dort den Zauber – und vergisst manchmal vor lauter Betrieb ihren heißen Tee.

 Kerstin  Monreal an ihrem Arbeitsplatz. Die 50-Jährige arbeitet als Verkäuferin im Holzwürmchen.

Kerstin Monreal an ihrem Arbeitsplatz. Die 50-Jährige arbeitet als Verkäuferin im Holzwürmchen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Gut gelaunt packt Kerstin Monreal eine Schachtel Lego in buntes Papier ein. Ein letzter Streifen Tesafilm, dann eine kleine Schleife und die 50-Jährige blickt auf das fertige Paket. „Mir gefällt die Vorstellung, dass dieses Geschenk unter irgendeinem Baum liegen wird und ein Kind es mit leuchtenden Augen auspacken wird“, sagt sie dann. Und deswegen überreicht sie das fertige Paket umso fröhlicher seiner neuen Besitzerin. Seit Ende November herrscht im Holzwürmchen Hochbetrieb. Das Weihnachtsgeschäft beginnt später als früher, sorgt aber weiterhin für viel Betrieb. „Manchmal entdecke ich dann mittags meinen Tee, den ich morgens heiß trinken wollte“, sagt Kerstin Monreal und lacht, „aber ich habe ihn vor lauter Arbeit ganz vergessen.“

Geschenke einpacken, beraten, gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen: „Ich spüre weniger den Stress, als den Zauber des Weihnachtsfestes“, sagt die Einzelhandelskauffrau. Wenn etwa Kunden in das Geschäft kommen und gar nicht so genau wissen, was sie suchen: Dann spielt Kerstin Monreal ein bisschen Weihnachtsmann. „Ich mache mich dann mit den Kunden auf die Suche nach dem richtigen Geschenk“, sagt sie, „und das macht richtig Spaß.“ Vor allem dann, wenn Kunden nach dem Fest wiederkommen, um fröhlich zu berichten, dass sie einen Volltreffer gelandet haben. Dass diese Suche allerdings immer schwieriger wird, hat die Einzelhandelskauffrau nicht erst in diesem Jahr festgestellt: „Kinder haben heute einfach schon sehr viele Dinge“, sagt sie. Werte statt Lizenzen, echte Freude statt Konsum wolle das Holzwürmen verkaufen. Und für diese Mission ist Kerstin Monreal im Einsatz. Das sei eigentlich das ganze Jahr über eine schöne Aufgabe, sagt sie. Mit 16 Jahren entschied sie sich für die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. „Ich wollte mit Menschen zu tun haben und schöne Dinge verkaufen“, sagt sie. Damals entschied sie sich für Perlen und Juwelen, bevor sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau aufsattelte. „Heute verkaufe ich wieder schöne Dinge“, sagt sie und strahlt. Inzwischen hat sie selbst zwei Kinder, kennt die brenzligen Situationen bei den Besuchen im Spielwarengeschäft. „Wenn Kinder bei uns anfangen zu weinen und sich lautstark zu beschweren, weil ihre Mütter ihnen dies oder das nicht kaufen wollen, dann kommt mir das sehr bekannt vor“, sagt sie und lacht. Auf der anderen Seite sieht sie aber auch die leuchtenden Augen der Kinder, die über Monate ihr Taschengeld gespart haben, dann zielstrebig in den Laden kommen, sich ihren Wunsch erfüllen und an der Kasse jeden Schein und jeden Cent einzeln auf die Theke legen. „Das ist ein schöner Moment“, sagt sie, „da erfüllt sich jemand einen lang gehegten Traum.“

Inzwischen packt Kerstin Monreal schon das nächste Geschenk ein. Das geht ihr inzwischen leicht von der Hand. Die schwer bepackte Kundin begleitet sie anschließend fröhlich zur Tür und verabschiedet sie. Als die Tür wieder zugefallen ist, sagt sie: „Ich glaube, das wichtigste als Verkäuferin ist es, freundlich zu sein.“ Dann zögert sie kurz und ergänzt: „Da ist man entweder der Typ für oder nicht.“ Und schon ist sie wieder auf dem Weg zum Geschenketisch.

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