Wermelskirchen Keine Einigung über den Radverkehr

Wermelskirchen · Abstimmungswirrwarr über vier Varianten, die den Verkehr in der Telegrafenstraße sicherer machen sollen– es endet wie das Hornberger Schießen. WNKUWG ist die einzige Fraktion, die den gegenläufigen Radverkehr beenden will.

Schilderwirrwarr zu Beginn der Telegrafenstraße: Es gibt keine übersichtliche Regelung. Zudem ändern viele Autofahrer ihr Verhalten nicht – und fahren wie vor einem Jahrzehnt weiterhin durch diese Straße zur Eich.

Foto: Jürgen Moll

Abstimmungswirrwarr über vier Varianten, die den Verkehr in der Telegrafenstraße sicherer machen sollen— es endet wie das Hornberger Schießen. WNKUWG ist die einzige Fraktion, die den gegenläufigen Radverkehr beenden will.

Da schauten die Kommunalpolitiker gestern Abend nach einstündiger Debatte im Ratssaal des Bürgerzentrums irgendwie bedröppelt drein — sie standen quasi vor dem Nichts. Nur die Vertreter der WNKUWG schienen zufrieden. Sie hatten sich erfolgreich gegen den gegenläufigen Radverkehr gestemmt — das Abstimmungswirrwarr über vier Varianten und den Antrag der WNKUWG sorgte schließlich dafür, dass Wermelskirchen (vorerst) mit leeren Händen vor der zweiten Radfahrsaison steht: Es wurden keine verkehrsverbessernde Maßnahmen beschlossen. Es gilt der Status quo - oder der Bürgermeister greift ein und setzt die Vorschläge der Unfallkommission um.

Bürgerforum und Liberale legten sich fest: Die Kombination der Varianten 1 und 4. Das sei eine Lösung, die sich im Moment anbiete, so Hartmut Zulauf (FDP). Und: "Wir müssen die Durchfahrt der Telegrafenstraße so unattraktiv wie möglich machen", ergänzte Horst Krüger (Büfo). Deshalb schlug er vor, Tempo 20 (Geschäftsbereich) auf Tempo 10 zu verringern.

Die SPD hält sich an die Unfallkommission: Die hatte die Variante 2 vorgeschlagen. Er könne sich vorstellen, den Vorschlag mit Variante 3 zu kombinieren. Wenn das nicht ausreiche, müsse die Telegrafenstraße für den Durchgangsverkehr abgebunden werden, so Bernhard Schulte. Auch die Grünen befürworten die Variante 2: "Zielsetzung ist, die Trasse für den Tourismus zu erhalten", so Dietmar Paulig. Er hingegen sieht die Abbindung — und damit den Verkehr durch die Straße "An der Feuerwache" zu führen — zwar als verlockend an, aber nicht als praktikabel.

Die CDU will eigentlich keine dieser Varianten — sie will ein Gesamtkonzept von der Grünestraße bis Berliner Straße. Für die Variante 1 könnte man sich aber vielleicht durchringen, so Volker Schmitz.

Machten diese Fraktionen deutlich, dass sie schon eine Lösung für den gegenläufigen Radverkehr suchten, sprach sich die WNKUWG klar dagegen aus. Die Unfallstatistik belege, so Henning Rehse, dass fünf der sieben Unfälle in der Zeit des gegenläufigen Radverkehrs geschehen seien. Er forderte (in einem späteren Antrag), mit der Polizei Gespräche zu führen, verstärkte Kontrollen aufzunehmen, damit Tempo 20 in der Kölner wie auch Telegrafenstraße eingehalten wird. Allein schon der Vorschlag, der Außengastronomie des Eiscafés Venzia 30 bis 50 Zentimeter der Freifläche abzunehmen, um für Radfahrer eine Ausweichfläche zu schaffen, sieht er als Indiz, dass die Straße nicht für den gegenläufigen Radverkehr geeignet sei. Seine Schlussfolgerung: Aufhebung des Ratsbeschlusses aus dem Jahre 2003, wo dies beschlossen wurde. Außerdem sollte man in einem Gesamtkonzept Routen aufzeigen für Familien, sportliche wie normale Radfahrer — in den Farben blau, rot und schwarz, wie bei Skipisten. Da sich die Politiker letztlich in der Sitzung mehrheitlich auf keine Variante einigen konnten, bleibt alles beim Status quo. Das wird die Unfallkommission sicher nicht mitmachen — denn Kommunen sind an die Beschlüsse dieser Kommission gebunden. Bleibt abzuwarten, wie heute der Bürgermeister reagieren wird.

Dietmar Paulig schließlich versuchte es am Ende der Sitzung noch mit einem Appell: "Vier Fraktionen wollen den gegenläufigen Radverkehr erhalten. Da sollte es doch möglich sein, dass im Ältestenrat die Fraktionsvorsitzenden eine Variante finden, auf die man sich einigen kann."

(RP)