Musik in der Stadt Wermelskirchen Großer Klang ganz ohne Strom

Werfmelskirchen · Das Ensemble „Sansa“ spielt aktuelle Stücke auf analogen Instrumenten – dann begegnet Michael Jackson einem Cello. Die Musiker suchen noch nach Unterstützung.

 Moderne Musik auf unverstärkten Instrumenten: Antonia Wilke, Thomas Michael Stolz und Berith Gehrt (v.l.) spielen in der Gruppe „Sansa“.   Foto: Theresa Demski

Moderne Musik auf unverstärkten Instrumenten: Antonia Wilke, Thomas Michael Stolz und Berith Gehrt (v.l.) spielen in der Gruppe „Sansa“. Foto: Theresa Demski

Foto: Theresa Demski

Kaum hat Berith Gehrt auf ihrer Gitarre die ersten Klänge angeschlagen, wirkt die kleine Melodie überraschend vertraut. „Michael Jackson“, sagt die junge Musikerin. Dann stimmt der tiefe Klang des Cellos in die Melodie ein, die Querflöte gesellt sich dazu. Und eigentlich ist an dieser Stelle dann auch die Sängerin gefragt. Die hat sich zur heutigen Probe aber entschuldigt und so steht der Klang des in den 1990er Jahren berühmt gewordenen „Black Or White“ für sich alleine im Probenkeller. Und wirkt.

Hier begegnen sich Michael Jackson und das Cello, hier trifft Revolverheld auf einfache Percussion-Instrumente. „Von dieser Kombination träume ich schon seit Jahren“, sagt Thomas Michael Stolz. Analoge Instrumente treffen auf aktuelle Musik – und geben ihr einen neuen Klang. Er spiele schon lange in einem kleinen Ensemble für mittelalterliche Instrumente. Und als er seinen Kollegen einmal mutig vorschlug, „Stairway To Heaven“ zu spielen, bestätigte sich sein Verdacht: „Eine tolle Kombination.“ Also rief er zur Gründung eines neuen Ensembles ein, das sich genau diesem Reiz widmen sollte.

Als eine der ersten antwortete damals Berith Gehrt auf den Aufruf. „Ich war es leid, nur für mich alleine Musik zu machen“, sagt die Gitarristin. Sie habe seit 15 Jahren Gitarrenunterricht, sei der größte Michael-Jackson-Fan der Stadt und habe sich ohnehin gewünscht, ihrer Gitarre etwas musikalische Gesellschaft zu gönnen. „In unserem Ensemble können wir aus den Stücken unser eigenes Ding machen“, sagt sie. So bekäme die Musik einen individuellen Charakter. Und tatsächlich arrangiert das Ensemble „Sansa“ seine Stücke selbst.

Das hat auf der einen Seite mit dem großen musikalischen Fundus des Gründers zu tun, auf der anderen Seite damit, dass es einfach kein passendes Notenmaterial für diese Instrumentenzusammenstellung gibt. Also nutzt Stolz verschiedene Computerprogramme, um für ganz moderne Stücke einen entsprechenden Notensatz zu bauen. „Eigentlich ist es mehr ein Umbauen“, sagt er lachend. Am Ende jedenfalls hat „Sansa“ Noten, in die Gitarre und Flöte, Cello und Percussion einsteigen können. „In der Tonhöhe orientieren wir uns dabei an unserer Sängerin“, sagt Thomas Michael Stolz. Über die Liedauswahl entscheiden die Musiker gemeinsam.

„Viele der Instrumente einer normalen Band sind durch Klänge analoger Instrumente zu ersetzen“, sagt Thomas Michael Stolz. Dann übernimmt das Rhythmus-Ei die Hi-Hat des Schlagzeugs, das Glockenspiel ersetzt den Synthesizer. „Wir schrecken vor nichts zurück“, sagt der Bandgründer lachend. Und das Ergebnis kann sich hören lassen. Inzwischen stimmt das Ensemble das Stück „Halt dich an mir fest“ von Revolverheld an und Stolz freut sich sichtlich über den starken Klang des Cellos. Der sei ohnehin unverzichtbar für die analoge Musik, sagt er später. Ein Glück also, dass sich jüngst Antonia Wilke der Gruppe angeschlossen hat. Zehn Jahre lang hat sie im Musikunterricht die meiste Zeit klassische Musik gespielt. „Ich wollte wissen, wie es ist, mit meinem Instrument auch moderne Melodien zu begleiten“, sagt sie. Das Ergebnis gefiel ihr ebenso gut wie den Ensemble-Kollegen. Inzwischen gehören zu „Sansa“ fünf Musiker, mit deutlich mehr Instrumenten. „Wir könnten noch gut drei bis sieben Musiker gebrauchen“, sagt Stolz und denkt an die Violine, einen Kontrabass oder eine analoge Bassgitarre, aber auch ans Hackbrett, an Flöten und Akkordeon, Schlagwerk. „Hauptsache ohne Strom“, sagt er, „aber mit vollem Klang.“

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