Jecke Zick in Wermelskirchen Kleine Tricks – große Wirkung beim Dreigestirn

Dabringhausen · Das Ornat des Dreigestirns: Prinz Mario, Prinzessin Samira und Bauer Marcus haben einen Blick auf das Darüber und Darunter werfen lassen.

 Prinzessin Samira, Prinz Mario und Bauer Marcus  haben in Dabringhausen die närrische Regentschaft.

Prinzessin Samira, Prinz Mario und Bauer Marcus haben in Dabringhausen die närrische Regentschaft.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Das Ornat des Dreigestirns macht die närrischen Regenten unverkennbar. Sie repräsentieren für eine Session den Karneval ihres Herkunftsortes, nicht umsonst führt der Bauer in der fünften Jahreszeit den Stadtschlüssel mit sich. Damit zeigt das Dreigestirn: Das Sagen haben wir, das letzte Wort hat der Prinz, wenn er das Zepter schwingt, während Prinzessin oder Jungfrau mit ihrem Spiegel für Lieblichkeit und Anmut stehen. Gemeinsam mit Adjudant Daniel Fischer haben die amtierenden Regenten des Dawerkuser Dreigestirns, Prinz Mario, Prinzessin Samira und Bauer Marcus, unserer Redaktion vertrauensvoll einen genaueren Blick auf ihr Ornat werfen lassen, uns vom „Darunter“ erzählt und vom „Spagat“ zwischen standesgemäßer Repräsentativität sowie pragmatischer Einsatzfähigkeit berichtet.


Die Insignien Als Symbole der Regentschaft trägt der Prinz das Zepter, die Prinzessin ihren Spiegel und der Bauer seinen hölzernen Dreschschlägel („Prengel“). Letzterer führt obendrein den Stadtschlüssel mit sich, den ihm der Bürgermeister bei der Dreigestirn-Proklamation überreicht hat. Auf diese Insignien achtet die Dawerkuser Altstadtgarde im Gefolge des Dreigestirns mit Argusaugen, denn unter Karnevalisten ist das Stibitzen der guten Stücke ein beliebter Spaß – für die Betroffenen gibt es kaum etwas peinlicheres, als das Zepter des eigenen Dreigestirns auslösen zu müssen.


Auf dem Kopf Der Prinz trägt eine aufwendig bestickte und dekorierte Narrenkappe, die ihn als „Chef“ aller Karnevalisten auszeichnet. An die Kappe lassen sich Gebinde aus Fasanenfedern anstecken. Der Dawerkuser Prinz verfügt über drei dieser Sets mit je vier Federn – eines mit kürzeren Federn für beispielsweise das Feiern in dichtem Gedränge sowie zwei mit längeren Federn für offizielle und weniger offizielle Anlässe. Eine Feder kostet 49 Euro. Zum Transport werden die Gebinde in eigens dafür vorgehaltene Rohrboxen gesteckt. Für die Prinzessin hält der Dabringhausener Festausschuss zwei Kronen bereit, die ähnlich wie ein Haarreif aufgesteckt werden. „Eine davon hat richtig viel Glitzer und ist sehr schwer – die verursacht bei langem Tragen auch Druckstellen. Die andere ist so leicht, die spüre ich kaum“, beschreibt Prinzessin Samira. Der Vorteil: Sie könne zwischendurch wechseln. Das kann auch der Bauer. Der trägt bei offiziellen Anlässen seinen fellbesetzten und mit Pfauenfedern bestückten Hut, der mit gut einem Kilogramm recht schwer ist und in dessen Innerem eine Lederschnürung für den Sitz auf dem Kopf sorgt. „Die hochragenden Federn verursachen eine immense Hebelwirkung, dadurch ist der Hut schwer zu tragen“, sagt Bauer Marcus. Allerdings: Der Bauer kann auf eine Mütze zurückgreifen, die ähnlich einer Baskenmützen getragen wird – das ist schon aufgrund der Deckenhöhe bei manchen Auftritten gar nicht anders machbar.


Das Darunter Während der Session muss das Dreigestirn laufend zwischen Auftritten in warmen Sälen,Tanzen und Schunkeln in dichten Menschenmengen sowie den kühlen Außentemperaturen wechseln. Deshalb ist Sport-Funktions-Unterwäsche die erste Wahl. Unisono sagen die drei Regenten: „Wir schwitzen eigentlich immer.“ Die Unterwäsche dient so nicht nur dem Wohlbefinden und der Gesundheit des Trägers, sondern auch dem Schutz des Ornats.


Die Schuhe Größenabhängig ist das Schuhwerk individuell und in jeder Session neu. Der Bauer trägt die schwarzen Lederstiefel, mit denen auch die Dawerkuser Altstadtgarde ausgestattet ist und deren vorderer Schaftteil bis über die Knie reicht (pro Paar: über 200 Euro). Prinzessin Samira trägt bei ihren Auftritten rote Wildleder-Stiefeletten, die allerdings unter dem langen Kleid kaum sichtbar und ein Kompromiss aus Bequemlichkeit und Chic sind, denn zum Beispiel Pumps wären beim Tanzen, Springen, vielen Laufen und Stehen auf Dauer zu unbequem. Während sich manche Regenten für Prinzenschuhe im Barock-Stil mit höheren Absätzen entscheiden, setzt Prinz Mario auf die pragmatischere Wahl: Schwarze Straßenlederschuhe, die der Dawerkuser „Schuster des Vertrauens“, Gerd Broichhaus, mit einer Applikation in Prinzenschuhe verwandelt. „Auf denen lässt sich auch längere Zeit gut laufen und nach der Session die Applikation entfernen, womit sie dann normal weiter nutzbar sind“, sagt der Regent.


Das Beinkleid Während der Dawerkuser Bauer eine neutral schwarze Hose trägt, gehört beim Prinzen die typische Pumphose, von denen in Dabringhausen zwei vorhanden sind, dazu. Diese hat einen Gummizug und wird „zur Sicherheit“ mit Hosenträgern getragen. Die weißen Strumpfhosen des Prinzen - zum Wechseln und Waschen verfügt er über vier Paar - sind nicht nur blickdicht, sondern so gefertigt, dass keine Männerbein-Haare hindurch lugen können.


Die „Klamotte“ Jacke und Rock des Bauern sind ein Teil - also ein Mantel, über den ein breiter Gürtel gebunden ist. Das Oberteil des Prinzen mit dem Dabringhausen-Wappen auf der Brust wird auf dem Rücken mit einem Reißverschluss sowie einer Schnürung geschlossen und ist dadurch für verschiedene Größen recht flexibel nutzbar. Zur Ausstattung von Prinz und Prinzessin gehören mit großen Stehkragen bestückte Umhänge, die mit Ösen und Knöpfen an die Ornat-Oberteile befestigt werden. Das „Kleid“ der Prinzessin besteht aus einem langen Rock und Oberteil – die zwei wirken jedoch optisch wie ein Teil. Der Dabringhausener Festausschuss besitzt drei Prinzessinnen-Ornate und zwei für Jungfrauen. Da in letztere Rolle die „Herren der Schöpfung“ schlüpfen, sind naturgemäß andere Anforderungen an Kleidergröße und Schnitt gegeben.


Damit es passt Vor jeder Session werden die Ornate den zukünftigen Dawerkuser Regenten auf den Leib geschneidert, indem die guten Stücke an die Größen der Akteure angepasst werden. Bisher kümmerte sich darum Luzie Jackstait, die diese Aufgabe aus Altersgründen nun an Petra Mikus abgegeben hat.


Details Beispielsweise die Rüschen am Kragen der Dreigestirn-Ornate sind nicht fest vernäht, sondern mit Druckknopfprinzip angeheftet. Davon haben die Regenten mehrere Sätze, damit ein schnelles Austauschen und Waschen immer möglich ist – Stichwort: Schminke.


Reinigung Vier bis fünf Mal in der Session gehen die Ornate in eine professionelle Reinigung nach Bergisch Gladbach, was meist zeitgleich mit den Uniformen der Dawerkuser Altstadtgarde geschieht. „Dieser Betrieb kennt sich damit besonders gut aus“, sagt Adjudant Daniel Fischer. Hektisch wird es in der Nacht nach Altweiber. Dann geht’s am Freitagmorgen in die Reinigung und abends ist alles „piccobello“ zurück. Zur schnellen Soforthilfe bei einem Flecken empfehlen erfahrene Karnevalisten übrigens Wodka als Reinigungsmittel.


Kosten Die Ornate, die dem Dabringhausener Festausschuss gehören, kosteten rund 7000 Euro (ein Satz). Dazu käme der „Kleinkram“ wie Federn, Strumpfhosen oder Rüschen, die ständig nach Bedarf gekauft würden, erläutert Daniel Fischer, der für einen „Fall der Fälle“ unterwegs stets Sicherheitsnadeln, Knöpfe sowie Nadel und Faden dabei hat.


„Pimp my Prinz“ „Adjudant Daniel Fischer ist mehr als Gold wert. Er denkt mit, reicht an oder nimmt bei Bedarf aus der Hand und er achtet immer darauf, dass alles richtig sitzt“, sagen Prinz Mario, Prinzessin Samira und Bauer Marcus. Fischer selbst nennt das mit einem Lachen „Pimp my Prinz“: „Es gibt halt kleine Tricks. Wenn der Kragen am Umhang nicht richtig aufrecht ragt, schlage ich die Halteschlaufen des Umhangs mehrfach und schon geht das.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort