Stadtgespräch Auf der Eich duftet es nach Kaffee

Wermelskirchen · Es duftet nach kräftigen Bohnen. Als Andreas Deus vorsichtig den Deckel des frisch gerösteten Marcalas aus Honduras hebt, möchte man die Augen schließen und von einer Milchhaube auf schwarzem, dampfenden Kaffee träumen.

 Betreiben die Kaffeerösterei „Kaffee-Teufel“ an der Eich: Andreas und Tanja Deus.

Betreiben die Kaffeerösterei „Kaffee-Teufel“ an der Eich: Andreas und Tanja Deus.

Foto: RP/Hogekamp, Lena (hoge)

„Wenn wir rösten, dann zieht der Duft über den Abzug über die Dächer der Eich“, sagt Andreas Deus und atmet selbst einmal tief durch. Vor drei Wochen hat er gemeinsam mit Ehefrau Tanja den „Kaffee-Teufel“ auf der Eich eröffnet. Die beiden Hückeswagener haben sich damit einen duftenden Traum erfüllt. Sie rösten selbst, verkaufen die Bohnen und selbst zusammengestellte Mischungen, bei Bedarf mahlen sie auch und in ihrem Café servieren sie auch gleich ihre Kaffeespezialitäten.

„Guter Kaffee bedeutet für uns Genuss, aber auch Entspannung“, sagt Andreas Deus. In Zeiten des schnell und heiß gerösteten Industriekaffees sei ihnen das allerdings immer öfter verloren gegangen. Der Kaffee schlug ihnen auf den Magen. Also stieg Tanja Deus auf Tee um und gönnte sich die seltenen Kaffeegenüsse nur noch im Urlaub. Aber dann reifte jener Plan, der auf der Eich nun Wirklichkeit geworden ist: Als sich das Paar mit Aussteigerideen befasste, geriet der Kaffee in den Fokus. „Wir wollten ein erdiges, ehrliches Produkt verkaufen und Kontakt mit den Kunden haben“, sagt Andreas Deus. Er kündigte seinen gut bezahlten Job in der Baubranche und machte eine Schulung zum Barista. Tanja Deus ließ sich in einem Intensivkursus von der deutschen Röstmeisterin in Stendal an der Röstmaschine ausbilden. Gemeinsam besuchten sie Messen und Lieferanten, brachten Anträge und Baupläne auf den Weg. „Wir wollten, dass alles zusammenpasst“, sagt Deus. Und deswegen entschieden sie sich für zwei kleine Lieferanten, die direkt mit Bauern in den Anbaugebieten zusammenarbeiten und ihnen faire Konditionen bieten. „Wir kennen die Geschichte zu unserem Kaffee“, sagt Deus, „das ist uns wichtig.“ Er kommt aus Honduras und Brasilien, aus Peru, Äthiopien und Sumatra. Apfelkuchen, Croissants und Cookies, die sich die Kunden zum Kaffee wünschten, beziehen sie von Bäcker Uli Hermann. Und ihre Rösterei auf der Eich soll das ausstrahlen, was der Kaffee selbst mit sich bringe: Ehrlichkeit und Bodenständigkeit.

13 unterschiedliche Sorten gibt es aktuell im „Kaffee-Teufel“, in der nächsten Woche kommen vier weitere hinzu. „Man muss aus 800 verschiedenen Geschmacksrichtungen herausfinden, was einem schmeckt“, sagt Andreas Deus. Und dabei will der „Kaffee-Teufel“ den Wermelskirchenern helfen: Deswegen sind Kunden zum Probieren im Café eingeladen und deswegen sollen bald „Cuppings“ stattfinden – kleine Probierseminare, bei dem die Teilnehmer herausfinden, was ihnen schmeckt.

Beim Rösten können Kunden schon jetzt zusehen: 20 Minuten und maximal 200 Grad Hitze gibt Tanja Deus dem Rohmaterial in der Röstmaschine. „In der Zeit verliert der Kaffee viele Bitterstoffe“, sagt Andreas Deus, „deswegen ist er auch viel bekömmlicher als Industriekaffee.“

In den vergangenen Wochen sind bereits viele Wermelskirchener auf den Geschmack gekommen, der bundesweite Trend setzt sich im Bergischen fort. Eines allerdings ist Tabu beim „Kaffee-Teufel“: Pappbecher. Trotzdem gibt es Kaffeespezialitäten zum Mitnehmen – entweder im mitgebrachten Becher, der an der Theke gefüllt wird oder ab nächster Woche im Edelstahlbecher.

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