Wermelskirchen Jugendvideo sorgt für ein Schmunzeln

Wermelskirchen · Es wurde in den vergangenen Tagen hunderttausendfach geklickt: Ein Jugendvideo aus dem Jahre 1997 mit dem heutigen FDP-Bundestagsspitzenkandidaten Christian Lindner und seinem Jugendfreund, dessen Gesicht verpixelt wurde: Christopher Peterka.

 Christian Lindner (l.) und Christopher Peterka vor 20 Jahren in dem Video, dass im Internet verbreitet wurde.

Christian Lindner (l.) und Christopher Peterka vor 20 Jahren in dem Video, dass im Internet verbreitet wurde.

Foto: Screenshot ARD

"Mir ist das Schmunzeln immer noch ins Gesicht geschrieben." Christopher Peterka (38) lacht. Und mit ihm wohl viele, die vergangene Woche das Jugendvideo gesehen haben: Ein altes Video von ihm und Christian Lindner. Letzterer steht in der Öffentlichkeit und will mit seiner Partei, der FDP, wieder in den Bundestag. Am liebsten als drittstärkste Kraft. Darum kämpft er. Nun zeigte Stern-TV einen TV-Beitrag aus dem Jahre 1997 - beide im Alter von 18 Jahren. Es machte im deutschsprachigen Internet seine Runde und wurde in wenigen Tagen hunderttausendfach geklickt.

 Christopher Peterka (links) ist heute Futurist und Unternehmer. Sein Jugendfreund Christian Lindner ist längst zum Politikprofi geworden - er ist Bundesvorsitzender und Spitzenkandidat seiner Partei für den Bundestag.

Christopher Peterka (links) ist heute Futurist und Unternehmer. Sein Jugendfreund Christian Lindner ist längst zum Politikprofi geworden - er ist Bundesvorsitzender und Spitzenkandidat seiner Partei für den Bundestag.

Foto: Privat/Axel Schmidt

Das Video zeigt zwei smarte Oberstufenschüler im Gymnasium und im Kinderzimmer, die sich als Unternehmer mit einer Werbeagentur versuchen - mit Erfolg übrigens. Lindner mit Krawatte und Aktenkoffer, Sonnenbrille und geliehenem S-Mercedes.

"Wir haben unsere erste Firma auf dem Schulhof gegründet und im Kinderzimmer betrieben", erzählt Peterka im Gespräch mit dieser Zeitung. Am Schwarzen Brett hing damals ein Aushang: Betreuer für Internet-Ausstellung in den Stadtwerken gesucht. Beide bewarben sich, denn im Internet kannten sie sich damals schon aus. Der damalige Geschäftsführer Friedrichs war überzeugt von den Jungs - aber es kam kein Mensch in die Ausstellung. Sie schrieben ein Werbekonzept, Friedrichs ließ die Gymnasiasten gewähren - und plötzlich war die Ausstellung voll.

"Es hat uns damals gezeigt, wie wichtig kreative Ideen sind und wie wichtig Vertrauen ist, dass Ältere einfach auch in Jüngere setzen", erzählt Peterka. Nach dem erfolgreichen Werbeauftrag starteten sie gemeinsam durch, eine spätere Pleite sieht Peterka als wichtig an: "Man muss mal scheitern. Daraus lernt man."

Peterka, früher aktiv in der Jungen Union, und Lindner, früh auf der politischen Schiene parallel unterwegs - das Abitur machten sie quasi nebenbei - trennten sich, als Lindner für den Landtag kandidierte. "Da war klar, dass er Berufspolitiker werden wollte." Er selbst trat später aus der CDU und Jungen Union aus, gründete vor 17 Jahren mit "Think Tanks gannaca" sein eigenes Unternehmen, 2016 seine zweite Beratungsgesellschaft. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder (fünf und drei Jahre) und lebt in Köln. Peterka bezeichnet sich heute als "Futurist, Unternehmer und Investor". Er berät weltweit Organisationen zu ihrer Innovationskultur und Zukunftsstrategie. Sein besonderes Interesse gilt dabei den neuen Regeln in Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Digitalen Moderne. "Wir waren damals forsch und naiv. Aber das war keine Sache, wofür wir uns schämen müssten." Damals hätten sie den Grundstein gelegt für Dinge, die heute Sinn ergeben.

Christian Klicki (CDU) findet das Video "amüsant: Und das Gymnasium sah früher schon schlimm aus." Schon damals zeichnete sich Lindners Rhetorik ab - "das Video hat Wermelskirchen jedenfalls bekannt gemacht", meint Klicki.

Jürgen Manderla (FDP) kennt Christian Lindner und Christopher Peterka aus der gemeinsamen Schulzeit mit seiner Tochter Inga. "Christian hat gezielt an seiner Karriere gearbeitet. Er steht jetzt kurz vor dem, wohin er immer wollte." Lindner war mit 14 Jahren FDP-Mitglied geworden. Er habe heute ein paar Falten mehr, meint der Liberale. "Rhetorisch war er schon früher gut. Er hat sich weiterentwickelt, aber nicht verändert."

"Das Video muss man nicht allzu ernst nehmen", sagt Marko Frommenkord, FDP-Fraktionsgeschäftsführer im Rat. "Man sollte darüber schmunzeln." Er selbst kenne Lindner und Peterka aus dieser Zeit nicht - aber es sei eine nette Anekdote auch der beiden erfolgreichen Männer. "Man sollte die damaligen Aussagen nicht auf die Goldwaage leben. Es gibt inhaltlich wichtigere Dinge, über die gesprochen werden sollte", sagte er.

(RP)
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