Hanna Middendorf und Aissat Rabah vom WTV „Die Jugendbetreuermedaille ist eine große Motivation“

Wermelskirchen · Hanna Middendorf und Aissat Rabah sind vom Rheinisch-Bergischen Kreis mit der Jugendbetreuermedaille ausgezeichnet worden. Und die beiden ehrenamtlichen Übungsleiter vom Wermelskirchener Turnverein haben noch viel vor.

 Aissat Rabah (r.) erklärt im Training seiner Schülerinnen und Schülern, was sie bei der vietnamesischen Kampfkunst zu beachten haben.

Aissat Rabah (r.) erklärt im Training seiner Schülerinnen und Schülern, was sie bei der vietnamesischen Kampfkunst zu beachten haben.

Foto: Frihtjof Bublitz

Das Ehrenamt ist in allen Bereichen des öffentlichen Lebens immens wichtig – und das gilt vor allem auch im Sport. Und um Menschen, die sich in der Jugendarbeit in einem Sportverein engagieren, zu ehren, verleiht der Rheinisch-Bergische Kreis jedes Jahr die Jugendbetreuermedaille. In diesem Jahr erhielten insgesamt 18 Übungsleiter diese Auszeichnung – und darunter waren auch zwei Ehrtemamtler vom Wermelskirchener Turnverein (WTV). „Ich habe mich sehr darüber gefreut“, sagt Hanna Middendorf im Gespräch mit unserer Redaktion. Und ihr Vereinskollege Aissat Rabah meint: „Das war eine große Überraschung und ist natürlich auch eine große Motivation.“

Hanna Middendorf ist ein Urgestein im WTV und nach Aussage der Vorsitzenden Anne Ueberholz „schon ewig dabei“. In der Laudatio bei der Übergabe der Medaille hieß es dann auch, dass sie seit über 20 Jahren Übungsleiterin beim WTV ist und Kinder beim Turnen und Schwimmen betreut. Besonders in der Corona-Zeit hat sie viele Aktionen im Verein angeboten, ausgearbeitet und betreut. „Wir haben Waldrallyes, Kinder-Bewegungsabzeichen, Bewegungsbaustellen und Stadtrallyes durchgeführt“, sagt Hanna Middendorf und ergänzt: „So konnten die Kinder zusammen mit ihren Eltern Sport treiben. Es ist zwar nicht das gleiche wie vor der Corona-Zeit, aber immerhin ist es die Möglichkeit, sich zu bewegen.“

Hanna Middendorf

Hanna Middendorf

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Für die Erzieherin und Orthopädin ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen wieder Lust an der Bewegung finden. Sie selbst hat beim WTV mit dem Turnen in frühester Jugend begonnen. „Irgendwann ist man zu groß fürs Turnen – dann hilft man eben und rutscht so da rein. Dann habe ich da unterstützt und irgendwann kommt man da nicht mehr raus“, beschreibt sie ihren Werdegang als Übungsleiterin beim WTV. Als dann ihre Kinder zur Welt kamen, war es klar, dass auch sie in den WTV eintreten. Und für Hanna Middeendorf war es dann selbstverständlich, dass sie ihr ehrenamtliches Engagement dann auch weiter fortsetzt. „Dann bin auch zum Schwimmen gewechselt, weil die Kinder da waren. Eigentlich bin ich immer da, wo die Kinder sind.“

 Aissat Rabah   Foto: Bublitz

Aissat Rabah Foto: Bublitz

Foto: Frihtjof Bublitz

Aber nicht nur in sportlichen Belangen unterstützt sie den WTV. Sie hilft auch Anne Ueberholz im Büro in administrativen Belangen. „Auf sie kann man sich immer hundertprozentig verlassen“, weiß die Vorsitzende und ergänzt: „Sie hat immer neue Ideen.“ Und die nächsten sind schon in ihrem Kopf. „Im Moment plane ich gerade eine Teenie-Aktion“, erklärt Hanna Middendorf.

Dabei geht es um Indoor- und Outdoor-Aktivitäten für Teenager, aber auch für deren Eltern und Freunde. Dafür sollen unter anderem auch ein Parcour-Trainer und eine Yoga-Lehrerin eingeladen werden. „So sollen die Jugendlichen wieder Lust am Sport bekommen“, meint Hanna Middendorf, deren Kinder natürlich auch schon länger Vereinsmitglieder sind. „Einmal WTV, immer WTV“, sagt die Mutter: „Für mich ist das schon ein ganz besonderer Verein.“

 Zu Corona-Zeiten bot Hanna Middendorf viele Projekte an.

Zu Corona-Zeiten bot Hanna Middendorf viele Projekte an.

Foto: privat

Für den WTV sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter unverzichtbar. Das weiß auch Anne Ueberholz, die sich freut, dass diese beiden Übungsleiter ausgezeichnet wurden. „Das ist auch für den Verein eine Möglichkeit, sich bei den Übungsleitern erkenntlich zu zeigen“, sagt die Vereinsvorsitzende: „Die sind auch mit Herzblut dabei.“

 Auf der Waldrallye hatten die Kindern richtig viel Spaß.

Auf der Waldrallye hatten die Kindern richtig viel Spaß.

Foto: privat

Das gilt auch für Aissat Rabah. „Der opfert viel Zeit für das Training mit den Jugendlichen. Dafür donnert er immer von Leverkusen über die Autobahn nach Wermelskirchen“, weiß Anne Ueberholz. Der gebürtige Algerier unterrichtet seine Schüler in vietnamesischer Kampfkunst. „Er bemüht sich sehr intensiv darum, alle Kinder und Jugendlichen mitzunehmen und hat ein besonderes Gespür für Kinder, die sich im normalen Sportalltag schwertun“, hieß es in seiner Laudatio.

Der 49-Jährige ist selbst vierfacher Vater und kennt sich daher auch mit den Problemen der Kinder und Jugendlichen bestens aus. „Insgesamt trainiere ich schon seit mehr als 26 Jahren Kindergruppen“, sagt er: „Mit Kindern muss man extrem vorsichtig sein.“ Er weiß genau, wovon er spricht, denn er hat auch schon Kriegsflüchtlinge betreut, die Schreckliches gesehen haben, traumatisiert waren und während den Übungen schon einmal geschrien haben. „Da habe ich versucht, sie mit dem Sport zu beruhigen.“

Seit sieben Jahren bietet er nun diese ganz besondere Sportart im WTV an. „Im Prinzip ist es vietnamesisches Kung Fu“, erklärt der 49-Jährige, der ein sogenannter Meister dieser Kampfkunst ist: „Es ist Selbstverteidigung, Karate – auch mit Waffen, die aus Aluminium sind, sowie langen und kurzen Stöcken. Darüber hinaus ist es auch ein Gesundheitstraining, ähnlich dem Tai Chi oder dem Qi Gong.“ Bei diesem Sport wird vor allem die Körperbeherrschung und die Beweglichkeit geschult.

Wie Hanna Middendorf plant auch Aissat Rabah seine nächsten Aktionen. Vor fünf Jahren hat er in Wermelskirchen ein internationales Trainingslager mit Teilnehmern aus der Schweiz, Österreich und Belgien durchgeführt. Das möchte er in diesem Jahr wiederholen. Das Trainingslager soll vom 30. September bis zum 1. Oktober stattfinden.

Darüber hinaus möchte er einen Nachfolger ausbilden, der seimne Arbeit im WTV fortsetzt. Denn Aissat Rabah möchte ein Buch über seine Kampfkunst schreiben. Damit will er weiter aufsteigen, um dann auch den siebten Dan zu erhalten.

Anne Ueberholz hingegen hofft, dass er noch lange weitermacht, denn „es ist wahnsinnig schwierig, Übungsleiter zu bekommen. Und wir brauchen diese ehrenamtlichen Kräften im Verein dringend“, weiß die Vorsitzende: „Es gibt nicht mehr viele, die bereit sind, ihre Freizeit dafür zu opfern und Interesse haben.“

Das weiß auch Landrat Stephan Santelmann, der die Jugendbetreuer bei der Verleihung in Bergisch Gladbach mit folgenden Worten würdigte: „Es gibt kaum etwas Schöneres als Sport im Verein. Meine sehr große Anerkennung und Wertschätzung gilt daher allen Betreuerinnen und Betreuern, welche sich um Kinder und Jugendliche im Sport kümmern. Vielen Dank! Und es ist fantastisch, wie viele Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis für Kinder und Jugendliche im Sport aktiv sind. Ihr unermüdlicher Einsatz bildet das Rückgrat des Sports.“

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