In Wermelskirchen, Hückeswagen und Radevomwald Juca-Schultour bringt Bands in die Klassen

Wermelskirchen · Musik zum Anfassen für Jugendliche: Das will das Juca auf seiner Schultour bieten. Leiter André Frowein möchte mit dem Projekt junge Menschen inspirieren. Dafür gehen die Bands direkt in die Schulen und begegnen den Jugendlichen, wie sie zu selten erfahren – auf Augenhöhe.

Juca-Schultour 2022: Der Singer-Songwriter Jones spielte während des Gesprächs mit den Schüler einige Songs ganz ohne elektrische Verstärkung.

Juca-Schultour 2022: Der Singer-Songwriter Jones spielte während des Gesprächs mit den Schüler einige Songs ganz ohne elektrische Verstärkung.

Foto: Stephan Singer

Die Enttäuschung im Raum ist zu spüren. Die Schüler haben gerade eine Klassenarbeit zurückbekommen, darunter viele Sechsen und Fünfen. Diese Szene beschreibt André Frowein, Leiter des Jugend-Cafés (Juca), als perfektes Beispiel für das Ziel der Juca-Schultour: „Ich habe den Frust und die Entmutigung gespürt, die haben alle ihren eigenen Wert gar nicht gesehen, sondern nur an der Note gemessen. Aber die Session hat das Interesse der Jugendlichen geweckt und die Laune gesteigert.“

So eine Schultour-Session kann unterschiedlich aussehen. Das grundlegende Ziel besteht darin, dass Musiker für Schüler ansprechbar und nahbar werden. Dazu sind ab dem 23. Mai wieder zwei Bands zehn Tage lang in Schulen in der Region unterwegs. „Lorenzo Di Martino“ und „Jacksayfree“ sowie Special Guest „Jonnes“ gehen dabei täglich parallel in jeweils eine Klasse – unter anderem in Wermelskirchen, Hückeswagen und Radevormwald. Dort können Schüler mit ihnen gemeinsam Musik machen, sich Rat für eigene Projekte einholen oder der Band Gitarren-Löcher in den Bauch fragen zu allem, was sie über das Künstler-Leben wissen wollen. Das Juca geht dabei auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse der Schulen ein, sagt Frowein. „Wir achten bei der Auswahl der Künstler vor allem auf Authentizität; diese Ehrlichkeit ist im Gespräch mit den Jugendlichen sehr wichtig“, fügt er hinzu.

Die Fragen der Schüler gingen in verschiedene Richtungen. Viele interessiert es, wie Bands mit Streit untereinander oder aber mit Erfolg umgehen. Es seien aber auch oberflächlichere Fragen dabei, etwa, ob die Musiker sich einen Ferrari leisten können. Gegen Abend spielen die Bands in der Regel ein kleines Konzert. Frowein möchte mit der Aktion junge Menschen dazu ermutigen, neue Hobbys auszuprobieren und sich sowie ihr musikalisches Talent zu entfalten.

Die erste Schultour des Juca Wermelskirchen gab es 2008, zwei Jahre nach seiner Gründung. Da hat die Musik allerdings noch eine Nebenrolle gespielt. Spontan war man mit einer kanadischen Band in Schulen unterwegs, damit Jugendliche mehr über das Land erfahren. Ein einmaliges Projekt, dessen Grundidee 2015 wieder aufkam; das Juca wollte enger mit Schulen in der Region zusammenarbeiten.

Seitdem gab es jedes Jahr eine Schultour, mit Ausnahme von 2020 und 2021 – wegen der Corona Pandemie. „Es ist wirklich großartig, was sich daraus entwickelt hat“, wie Frowein begeistert berichtet. Lehrer, Eltern oder Schüler würden von der Schultour mitbekommen und dann für das nächste Jahr nach einer Session in der eigenen Schule anfragen. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv. Er schildert weiter: „Meistens werden wir noch während der Tour gefragt, sodass wir meistens vor den Sommerferien schon für das nächste Jahr ausgebucht sind.“

Ein großer organisatorischer Aufwand für die jungen Leute, die das Ganze planen. Wie jedes Mal gab es in den letzten Monaten immer wieder Besprechungen in einer Gruppe aus rund 180 Ehrenamtlichen, in der sich auch viele Jugendliche einbringen. Sie konnten außerdem das diesjährige Motto wählen: „Hautnah“. Drei Vorschläge hätten zur Wahl gestanden, so Frowein. „Wir haben nach dem Grund für die Entscheidung gefragt; viele finden es passend, weil die Schüler Teil des Ganzen sind und die Musiker zum Anfassen nah sind, auch beim Youthnited-Festival.“ Das findet vom 8. bis zum 11. Juni im Anschluss an die Schultour in Wermelskirchen statt und wird ebenfalls von Jugendlichen selbst organisiert.

Das gesamte Projekt wird vom Leader-Verein unterstützt. Die Förderung endet in diesem Jahr, Frowein möchte aber unbedingt weitermachen. Um mit einem neuen Antrag erfolgreich zu sein, sind innovative Aspekte erforderlich. Das Konzept für 2024 wird also wahrscheinlich weiterentwickelt. Der Kern soll aber erhalten bleiben – Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Motivation, Begeisterung und Kreativität aktiv in ein gemeinsames Projekt zu stecken.

Darin wird André Frowein auch durch seinen Glauben angetrieben; das Juca wird vom Evangelisch-Freikirchlichen Sozialwerk getragen. Er stellt allerdings klar, dass die Kirche nicht Teil des Konzeptes ist: „Manchmal holen kirchliche Projekte ja direkt die Missionierungs-Keule raus. Ja, wir sind Christen, aber wir wollen mit der Schultour niemanden auf die Kirchenbank holen. Wenn Jugendliche uns dazu Fragen stellen, antworten wir natürlich gerne.“

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