Mundart in Wermelskirchen Jubelrufe nach einer besonderen Lesung

Wermelskirchen · Ernst Köser stellt im Gemeindezentrum am Markt etwa 120 Besuchern sein Erstlingswerk vor. Es sind meist dhünnsche Geschichten – in Mundart natürlich. Es sind Anekdoten, die zur Geschichte der Menschen im Dorf gehören und Erinnerungen, die sie teilen.

 Ernst Köser (l.) mit Volker Ernst vom Geschichtsverein.

Ernst Köser (l.) mit Volker Ernst vom Geschichtsverein.

Foto: Theresa Demski

Es wird ein ganz besonderer Abend – so viel sei vorweg genommen. Die Besucher werden mit einem Schmunzeln nach Hause gehen, mit einem tiefen Gemeinschaftsgefühl, und sie werden auf dem Heimweg kallen – so wie sie es immer getan haben. Aber der Reihe nach: Das evangelische Gemeindezentrum füllt sich Dienstagabend schnell. 120 Menschen kommen an den Markt und sorgen nicht nur bei Volker Ernst für Begeisterung – sondern auch für eine ordentliche Portion Aufregung bei Ernst Köser. Der 73-Jährige stellt sein Buch vor: „Tüscher Pillkesen un Härser Birke – Mundart aus Dhünn“.

Eigentlich hatten der Bergische Geschichtsverein (BGV) und der Autor in die Stadtbücherei eingeladen, aber die Voranmeldungen sprengten schnell den Rahmen. Also zogen sie um. Als BGV-Vorsitzender Volker Ernst in die große Runde fragt, wer aus Dhünn angereist sei, hebt eine deutliche Mehrheit lachend die Hände. Es ist ein Heimspiel für Köser – und was für eins. Auch aus Wermelskirchen, Eipringhausen und sogar aus Dabringhausen sind Besucher angereist, aber dieser Abend trägt doch eine dhünnsche Handschrift.

Es sind meist dhünnsche Geschichten, die Köser erzählt – in Mundart natürlich. Es sind Anekdoten, die zur Geschichte der Menschen im Dorf gehören und Erinnerungen, die sie teilen. „Machen wir uns mal ne schöne Stunde“, sagt Köser. Und er meint das so. Er wolle nicht nur lesen, sondern auch erzählen. Und vor allem wolle er mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Das gelingt so spielend, auch weil er im Publikum auf Schulkameraden und Nachbarn, auf enge Freunde und Familie trifft. Auf Dhünnsche eben. Sie rufen gelegentlich ein paar Worte rein, augenzwinkernd und wissend. Und immer mal wieder bittet Ernst Köser sie auch auf die Bühne, um selbst ein paar Worte zu kallen. Dann rezitiert einer textsicher ein Gedicht, das sie damals als Jungs in der Volksschule lernten, und Ernst Köser verpasst dem Text gut gelaunt einen bergischen Anstrich. „Ich bin nicht so traurig wie die Klassiker“, sagt der Autor und denkt an Goethe und Schiller, „dann lieber doof und fröhlich.“ Das Publikum jubelt.

Ohnehin werden das Kichern und Losprusten, der Jubel und der Applaus nur selten unterbrochen. Zu unterhaltsam sind die Geschichten, die Ernst Köser und seine Gäste zum Besten geben – über Arztbesuche und die Bäckertradition in Dhünn, über Baupläne und Straßenzustände in Wermelskirchen, über die Politik und schließlich über „Kurt, die Taube“, die vom Rathaus aus das Bemühen der Menschen beobachtet, die Tauben loszuwerden.

Wer der Mundart nicht mächtig ist, kommt an diesem Abend immer mal wieder ins Schwimmen und kann die Pointen und großen Kracher nur erahnen. Aber die anderen, die Wissenden, sie verbindet an diesem Abend ihre Sprache, ihre Geschichte und ihr Gefühl für die Heimat.

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