Wermelskirchen 1100 Fans feiern Abschied von „Jokebox“

Wermelskirchen · Bei einem vierstündigen Programm gesellten sich zur aktuellen Besetzung auch zahlreiche Gäste auf der Bühne.

 Ein letzter Gruß an die Fans: „Jokebox“ gab in der Katt sein Abschiedskonzert.

Ein letzter Gruß an die Fans: „Jokebox“ gab in der Katt sein Abschiedskonzert.

Foto: Stephan Singer

Die Scheinwerfer sind abgeschaltet und abgekühlt, die Regler vom Mischpult sind auf der Null-Position, die Instrumente in Koffern verstaut: Für die „Jokebox – Live Music Band“ ist der sprichwörtliche „letzte Vorhang“ gefallen. Die Musiker selbst wählten für ihre drei Abschiedskonzert an drei aufeinander folgenden Abenden in der Kattwinkelschen Fabrik das Motto „Schicht im Schacht“. Dafür bot die Formation, die in den vergangenen 27 Jahren in unserer Region und darüber hinaus einen Beliebtheitsstatus erlangte, der weit über den für eine Coverband üblichen hinaus geht, nahezu alles auf, was je mit oder für „Jokebox“ auf der Bühne stand. Für Gastauftritte bei den Abschiedskonzerten gesellten sich zur aktuellen Bandbesetzung ehemalige Musiker der Gruppe, und auch die Ur-Besetzung fand sich für einige Lieder noch einmal zusammen. Gut 1100 begeisterte Zuhörer feierten an den drei Abenden ihre „Jokebox“.

Während am ersten Abend noch links und rechts in der Kleinen Halle der Katt schwarze Vorhänge für eine optische Verkleinerung des Raumes sorgten (knapp 200 Besucher) war dieser „Trick“ bei den beiden folgenden Konzerten nicht mehr nötig: jeweils etwa 450 Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Haus. „Es ist schon irrsinnig und außergewöhnlich, dass dir eine Coverband die Bude an drei Tage voll spielt“, betonte der Programmmacher der Katt, Achim Stollberg, den Sonderstatus von „Jokebox“. Das erste Konzert der Musiker, das letztlich zur Bandgründung führte, hatte Stollberg selbst besucht, verpflichtete „Jokebox“ für Auftritte auf der Katt-Kirmes-Bühne oder kooperierte mit der Gruppe, wenn es um die Durchführung ihrer Unplugged- oder Jahresabschlusskonzerte ging.

„Jokebox“ ließ sich für die Abschiedskonzerte nicht „lumpen“, lieferte an den drei Abenden jeweils ein über vierstündiges Programm ab. In erste Linie setzte die Band auf Welthits und Klassiker der Rock-Pop-Szene: „Nutbush city limits“, „It‘s raining man“, „Baby love“, „Radar love“ oder „Rebell yell“ sind Beispiele, die ebenso auf keiner Ü30- oder Ü40-Party fehlen dürfen. „Hollywood Hills“, „Rolling in the deep“ oder „No roots“ standen für Ausflüge in den Bereich moderner Charterfolge. Neben dem „Stammpersonal“ Ralf Becker, Verena Köplin, Andrea Wolter, Steffi Steglich (alle Gesang), Dirk Mies und Peter Nica (Gitarre), Stephan Jung König (Schlagzeug), Peter Schlett (Keyboards) und Jörg Kröck (Bass) spielten bei den Abschiedskonzerten ebenso die Ur-Besetzungsmitglieder Kai Landau (Schlagzeug), Michael Müller (Bass), Anabell Lopez (Gesang) und Arno Hoffmann (Gitarre) mit. Als Gäste kamen Jenny Rizzo (Gesang) oder Jens Olaf „Paul“ Mayland (Schlagzeug) hinzu. Frenetisch applaudierte das Publikum, als Sängerin Ji-In Cho beim letzten Abend die Bühne betrat. Sie sang einst bei „Jokebox“, erlangte durch eine TV-Castingshow Bekanntheit und ist inzwischen unter anderem mit Größen wie „Krypteria“ weltweit unterwegs.

Besucher Armin Böse kam mit Ehefrau und seinen beiden jungen erwachsenen Kindern zum Abschiedskonzert: „Als ich ‚Jokebox‘ das erste Mal gesehen habe, waren unsere Kinder noch gar nicht geboren.“ Gleich an zwei Abenden dabei war der 64-jährige Adi Köhlmann: „Ich bin seit Anfang der 1970er-Jahre mit Ralf Becker befreundet, verfolge die Aktivitäten der Gruppe und der einzelnen Musiker genau. Dass ich dabei bin, ist für mich ein Muss – meine Hommage an die Band.“

Conny Wind zog als Managerin 26 Jahre im Hintergrund von „Jokebox“ die Fäden, bekam von den Musikern einen Blumenstrauß geschenkt und ihren Lieblingssong „Don‘t stop“ (Fleetwood Mac) gewidmet. Sie sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Der Abschied macht ein mulmiges Gefühl. Das wird mir fehlen.“ Im Namen aller Musiker überreichte Verena Köplin dem Frontmann Ralf Becker eine Torte mit Wunderkerzen: „Für den Fels in der Brandung.“ Becker stellte fest: „Es war eine geile Zeit – nicht nur die 27 Jahre, sondern auch die Abschiedskonzerte – echte Sahne.“

Auch wenn der Trend der Zeit sich im Moment mehr zu Cover- oder Tributebands entwickelt, die nicht eine Auswahl an Top 100-Hits spielen, sondern sich der Musik einer Band oder einem Stil wie Latin oder Soul verschreiben, werden die Fußstapfen, die „Jokebox“ hinterlässt, schwer auszufüllen sein.

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