Thema Karneval Jecke Fahrt mit Dampf durch den Orient

Wermelskirchen · Die KG Rot-Weiß St. Michael hatte für seine große Sitzung wieder ein schönes Programm auf die Beine gestellt. Bürgermeister Eric Weik flitzte als Vorstadt-Rocker durch den Saal. Höhepunkt des Abends war ein Wermelskirchener "Dinner for One".

 Einige Jecken im Bürgerzentrum hatten sich passend zum Motto "Mit Volldampf durch den Orient" verkleidet – und sie erlebten ein umfangreiches Programm der KG Rot-Weiß St. Michael.

Einige Jecken im Bürgerzentrum hatten sich passend zum Motto "Mit Volldampf durch den Orient" verkleidet – und sie erlebten ein umfangreiches Programm der KG Rot-Weiß St. Michael.

Foto: Nico Hertgen

"Mit Volldampf durch den Orient" wollte in diesem Jahr die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß St. Michael durchs Bürgerzentrum preschen. Wer gedacht hatte, so eine Karacho-Reise sei nur per entführtem Düsenjet möglich, wurde im Bürgerzentrum eines Besseren belehrt. Kamel und fliegender Teppich auf der Bühne hielten die heile Märchenwelt des Orients aufrecht. Warum auch nicht. Karneval muss Spaß machen — da kann die große Weltpolitik ruhig mal draußen vor der Tür bleiben, mag sich so manche(r) gedacht haben.

Und schlüpfte in das Kostüm, das bereits die Träume der Jugendzeit beherrschte, darunter Biene Maja, Pirat, Sträfling, Zauberin, Burgfräulein, Hippie-Mädel, Torero, friedlicher Araber, Blümchen, Teddybär, Jodelmädel in der Lederhose, Affe im Fell oder Zombie. Und siehe da: Sogar ein Bischoff wurde gesichtet, allerdings ohne den seit Tebartz-van Elst obligaten millionenschweren Geldkoffer unter der Kutte.

Bürgermeister Eric Weik flitzte als behandschuhter Vorstadt-Rocker in Lederjacke und zerrissener Jeans durch den Saal. Das warf bei einigen Jecken — darunter auch der drollige Käfer Heike Lehmann ("Ich krabbele für die CDU") — die Frage auf, ob der Bürgermeister noch, wie bei manch anderem auch, in die Jacke hineinwachsen müsse, und ob ein weiteres Gutachten nötig sei, um sich die Handschuhe auszuziehen und dennoch nicht die Hände schmutzig zu machen.

So schwebte über allen Karnevals-Köpfen der Pfarrgemeinde St. Michael der Heiligenschein einer prächtigen Stimmung, zu der selbstredend das Programm und die wie immer fantastische Begleitband "Peter Rinne und die Notärzte" nebst einigen Tropfen Alkohol beitrugen. Wie jedes Jahr übertrumpften sich die Tanztruppen — Tanzkorps der KG Sr. Tollität Luftflotte, Rut Wiess Dabringhausen, Dreigestirn mit Gefolge — nach dem Motto "Höher, Schneller, Weiter" mit artistischen Glanzleistungen.

Auch das Männerballett "Löher Flurschaden" erntete Hochachtung und Heiterkeit, und die "Botzeträger" legten ihren bewährten gesanglichen Trubel-Teppich aus. Nach flachen und teilweise unter der Gürtellinie angesiedelten Büttenreden von "Klothilde" und der "Zuckerpuppe" (gibt's wirklich nichts Lustigeres als den "Haarschnitt unten rum" und die abgenudelte Zweideutigkeit eines "Kaffee Latte"?) zeigten "Die Kirchenmäuse" zaghafte witzige Lichtblicke mit lokalem Aktualitätspotenzial ("Kein Kaufpark, aber sieben Apotheken").

Das Beste aber kam zum Schluss. Oliver Platt und die "Bröder" Erhard und Winfried Miotk transportierten "Dinner for One" nach "Dell-alla-Mann" zu "Sultan Eros Scheik". Ihm hilft sein Diener "Matschi ben Hadschi", das Dinner mit seinen vier verblichenen Freunden zu überstehen. Als da sind: "Tut ench Burghoff — Pharao aus dem Fernen Osten", "Alibaba Rehse — Anführer der 40 Luftpumpen", "Mustaffa el sozie Bilstein" und "Kalif Manderla — Obermufti der blassgelben Volksfront".

Die CDU kam nicht vor. Das sollte ihr zu Denken geben: Alles, was nicht karikiert wird, verschwindet irgendwann. Die "Besengarde" beendete das Programm mit einer Kamelreise nach Absurdistan. Der Flaschengeist will unbedingt ein neues Bürgerzentrum; allein der Trottel von Aladin will eine Trasse nach Istanbul. So klappte es wieder nicht mit einem neuen Rathaus, dafür erschien eine Wunsch-Prinzessin mit Vollbart. Grandios! Bleibt zu hoffen, dass den Wermelskirchen-ern das verschleierte Rathaus mit Bauchtanz-Atmosphäre erhalten bleibt — damit sie auch im nächsten Jahr etwas zu lachen haben.

(bege)
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