Interview mit Lothar Werner „Die Farben der Laubbäume sind herrlich“

Wermelskirchen · Der Vorsitzende der Wermelskirchener Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) spricht über das Wandern im Herbst.

 Lothar Werner, Vorsitzender der Wermelskirchener Sektion des Sauerländischen Gebirgsvereins

Lothar Werner, Vorsitzender der Wermelskirchener Sektion des Sauerländischen Gebirgsvereins

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Herr Werner, wo sind Sie denn zuletzt gewandert?

Werner Am Mutzbach. Da waren viele unser Wanderer erstaunt, denn den Mutzbach kannten sie nicht. Das ist ein 15 Kilometer langer, kleiner Nebenfluss der Dhünn, der in Voßwinkel entspringt und in Wiesdorf in die Dhünn mündet. Das war eine sehr schöne Wanderung mit gutem Wetter.

Welche Jahreszeit ist Ihnen die liebste zum Wandern?

Werner Wir wandern ja das ganze Jahr über. So gesehen habe ich keine Lieblingszeit. Wobei es im Sommer bei großer Hitze nicht so angenehm ist. Dieses Jahr mussten wir auch die eine oder andere Wanderung wegen zu hoher Temperaturen absagen. Die angenehmste Zeit ist der Frühling, so von März bis Mai, weil die Natur frisch erblüht ist und die Menschen auch etwas lebendiger scheinen. Im Herbst dagegen ist das alles etwas ruhiger, und die Gedanken an die dunkle Jahreszeit und an Weihnachten kommen dann. Da haben die Leute anderes im Sinn. Aber dennoch wandern wir auch im Herbst, wir haben ein dickes Programm geschnürt, das von Oktober bis März reicht.

Was macht das Wandern im Herbst besonders?

Werner Die bunten Farben der Laubbäume sind herrlich. Nach dem heißen Sommer kann man endlich wieder richtig durchatmen und problemlos längere Strecken laufen. Außerdem gibt es auch im Herbst noch allerhand in der Natur zu entdecken. Gerade im Bergischen gibt es einige schöne Ecken zu finden.

Muss man sich im Herbst besonders oder anders ausrüsten?

Werner Eigentlich nicht. Es gilt das gleiche wie im restlichen Jahr: Feste Wanderschuhe und Wanderstrümpfe sind ein Muss. Genau wie ausreichen Proviant – gerade wenn es etwas länger wird, dürfen ausreichend Essen und Trinken im Gepäck nicht fehlen.

Sind die Touren im Herbst anders als in den anderen Jahreszeiten?

Werner Sie sind vor allem etwas kürzer, einfach weil es ja auch früher dunkel wird. Und weil es bei den teils nasskalten Temperaturen nicht immer so angenehm ist, lang unterwegs zu sein. Das sind dann nicht mehr vier bis fünf Stunden lange Touren, sondern schon eher zwei bis drei Stunden. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so eingebürgert im Sauerländischen Gebirgsverein.

Das Einkehren nach einer Tour gehört im Herbst aber genauso dazu?

Werner Ja, das ist Tradition, das gehört dazu. Wir kehren zum Kaffeetrinken ein oder auch zu einer kleinen Stärkung.

Welche Touren bietet der SGV denn jetzt im Herbst an?

Werner Grundsätzlich geht es in die nähere Umgebung und nicht mehr weiter weg, wie etwa ins Sauerland oder in die Eifel. Einfach deswegen, weil auch die Anfahrtswege kürzer sein sollten. Im Oktober gibt es etwa Touren auf der Ohligser Heidetrasse, eine Runde um Hilgen, es geht über die Höhen nach Hückeswagen oder eine Wanderung an der Wupper im Herbst. Der November führt uns durchs Dhünn- und Eifgental, wir bieten eine Überraschungswanderung von Eifgen nach Dhünn und zurück und eine Wanderung von Halzenberg nach Neuenhaus an. Auch in Köln im Königsforst lässt es sich gut im ganzen Jahreslauf wandern. Wir bewegen uns in der kalten Jahreszeit im Umkreis von etwa 25 Kilometern um Wermelskirchen.

Wandern im Herbst auch viele Leute mit?

Werner Je nach Wetterlage ist das unterschiedlich. Manchmal sind es nur sechs oder sieben Teilnehmer, wir haben aber auch 15 bis 20.

Wenn eine SGV-Wanderung ansteht, und es regnet Bindfäden – was macht man dann?

Werner Der Wanderführer ist immer gehalten, vor Ort am Treffpunkt zu sein. Egal bei welcher Witterung. Es besteht natürlich die Möglichkeit, den Wanderführer im Vorfeld zu kontaktieren, wenn es zu schlimm ist. Man kennt aber auch seine bergische Witterung. Wenn es natürlich absehbar ist, dass die Wetterlage dauerhaft schlecht bleibt, kann es vorkommen, dass eine Wanderung gar nicht stattfindet.

Was macht man, wenn einen der Herbststurm überrascht?

Werner Wir informieren uns als Wanderführer natürlich im Vorfeld über die Wetterlage. Wenn nun eine Sturmwarnung ausgegeben wird, dann sagen wir Wanderungen unter Umständen ab, entweder im Vorfeld oder eben am Treffpunkt. Wenn einen unterwegs ein Sturm überraschen sollte, liegt es in der Verantwortung des Wanderführers, die Wanderung abzubrechen. Denn es greift im Zweifel keine Versicherung, wenn durch leichtsinniges Fortführen einer Wanderung ein Teilnehmer zu Schaden kommt. Da müssen die Wanderführer schon vorausschauend entscheiden.

Welche Lieblingstour haben Sie denn im Herbst?

Werner Rund um Kürten gibt es sehr schöne Wanderungen im Herbst und auch an den Talsperren, etwa an der Brucher-Talsperre oder der Lingese-Talsperre. Auch am Rhein bei Leverkusen-Hitdorf wandern wir im Herbst sehr gerne, genauso wie an der Wupper-Talsperre bei Radevormwald.

Jetzt geht es aber erst einmal mit dem SGV zum Wandern nach Italien?

Werner Ja, eine Gruppe aus der Wanderabteilung fährt für zwölf Tage an den Gardasee. Eine solche Wanderfreizeit bieten wir für unsere Mitglieder ein- bis zweimal im Jahr an, und dann gibt es dort vor Ort ein besonderes Programm.

Im Bergischen wandert es sich aber auch sehr schön?

Werner Ja, keine Frage. Das Bergische Land ist ein Wanderland. Es könnte noch ein bisschen besser vermarktet werden, wobei die Tourismusbehörde schon eine ganze Menge macht. Aber wenn man sich mal im Internet ein wenig auf die Suche begibt, wird man in Bezug aufs Wandern im Bergischen schnell fündig – und auch mit kuriosen Angeboten. So habe ich etwa Touren für Langschläfer gefunden. Aber es gibt eine ganze Menge an verschiedenen Wanderstrecken. Viele Leute orientieren sich da auch schon dran, deswegen ist das Angebot der Wanderabteilung gar nicht mehr so aktuell. Aber im Verein ist es eben so, dass man sich nicht mehr um die Tour kümmern muss – und man ist auch gemeinsam unterwegs. Und diejenigen Wanderfreunde, die mit uns unterwegs sind, sind das meist auch schon seit vielen Jahren. Wir machen also offensichtlich etwas richtig.

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