Wermelskirchen Inklusion gibt jetzt den Ton an

Wermelskirchen · Die Stadt ist noch ratlos, wie sie die Inklusion an den Schulen ab 2013 umsetzen soll. Aber Grundschulen sind teilweise Vorreiter für die Inklusion. Die KGS muss Anmeldungen von behinderten Kindern sogar schon regulieren.

 Musik ist auch eine gute Form der Integration und Inklusion, die in der Katholischen Grundschule gepflegt wird.

Musik ist auch eine gute Form der Integration und Inklusion, die in der Katholischen Grundschule gepflegt wird.

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Lange verdrängt, kommt nun niemand mehr an dem Thema Inklusion vorbei. Das gemeinsame Unterrichten von behinderten und nichtbehinderten wird voraussichtlich ab Sommer 2013 Gesetz für alle Regelschulen. Bei der Stadtverwaltung herrscht noch Ratlosigkeit, was möglicherweise an baulichen und personellen Maßnahmen durch die Inklusion zu erwarten ist. Anders bei den Grundschulen vor Ort: Die sind durch das differenzierte Lernen bereits bestens auf die Inklusion gerüstet.

Der Vorsitzende des Behindertenbeirates, Jürgen Löhmer, meint: "Vor der Inklusion muss niemand Angst haben, sie muss auch nicht immer zusätzliches Geld kosten", sagt er und fühlt sich durch das jüngst eingebrachte Gesetz bestätigt: Lange Zeit sei es als Modewort, als lästiges Thema abgetan worden, wenn er immer wieder in der Öffentlichkeit auf die Inklusion zu sprechen gekommen sei, erinnert Löhmer und "triumphiert": "Jetzt muss sich jeder damit beschäftigen!"

Vorreiter für die gelebte Inklusion vor Ort ist bereits seit 1988 die Katholische Grundschule (KGS) St. Michael. "Wir haben die Inklusion bisher bei uns zwar Integration genannt, es ist aber genau das, was jetzt gesetzlich auch gefordert wird", betont KGS-Leiter Gerd Palmersheim. In der KGS ist die Inklusion sogar so weit fortgeschritten, dass Palmersheim eigentlich die Anmeldungen von behinderten Kindern etwas reduzieren möchte, damit ein pädagogisch sinnvolles Verhältnis von vier bis maximal fünf behinderten Kindern pro Klasse noch gewährleistet bleibt.

40 Kinder mit Förderbedarf (unterschiedlichsten Behinderungen) werden aktuell an der KGS gemeinsam mit den nichtbehinderten Kindern unterrichtet. Vier Sonderpädagogen stehen der Schule zur Verfügung. Außerdem gibt es seit vergangenem Jahr Moderatoren der Montags-stiftung für die individuelle Förderung an der KGS.

Der Bedarf steigt weiter an

Mit 40 behinderten Kindern sei aber auch die Obergrenze erreicht: "Wir würden den Anteil gerne wieder etwas senken", sagt der Schulleiter. Dennoch bleibe die KGS aber ihrem Grundsatz treu, dass jedes Kind mit jedwedem Förderbedarf dort angemeldet werden könne, betont Palmersheim. Die Eltern hätten schließlich die freie Schulwahl.

Er hoffe aber, dass sich die Kinder mit Förderbedarf auf alle Grundschulen der Stadt verteilen werden. Lediglich Kinder mit Sinnesschädigungen wie Blindheit oder Taubheit gab es laut Palmersheim an der KGS bislang noch nicht. Das sei aber purer Zufall: "Wir nähmen natürlich auch gerne sinnesgeschädigte Kinder auf. Das wäre für uns eine tolle Herausforderung, denn diese Kinder sind oft auch als sehr intelligent," weiß der KGS-Leiter.

Palmersheim geht aber davon aus, dass mit der Inklusion generell die Zahl der Kinder, denen ein Förderbedarf attestiert wird, ansteigt. Die Gründe erklärt er so: "Die Diagnostik ist besser geworden, und die Zahl der emotional und sozial behinderter Kinder nimmt immer weiter zu."

(RP)
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