Unterstützertreffen in Wermelskirchen Initiative für Flüchtlinge geht die „Nach-Seng-Ära“ an

Wermelskirchen · Unterstützertreffen von „Willkommen in Wermelskirchen“ im Gemeindezentrum am Markt mit Vorträgen und Gesprächen über die unterschiedlichsten Probleme, denen sich die Paten, Mentoren und Helfer gegenüber sehen. Ein Koordinationsteam hat die Fäden aufgenommen.

 Brigitte Krips (l.) und Dorothea Hoffrogge (2.v.r.) gehören gemeinsam mit Pfarrerin Almuth Conrad (r.) und Norbert Hensel zum Koordinationsteam.

Brigitte Krips (l.) und Dorothea Hoffrogge (2.v.r.) gehören gemeinsam mit Pfarrerin Almuth Conrad (r.) und Norbert Hensel zum Koordinationsteam.

Foto: Stephan Singer

Mit der Rückkehr von Pfarrerin Cornelia Seng nach Kassel ist die Initiatorin von „Willkommen in Wermelskirchen“, der Bürgerinitiative von Christen für Flüchtlinge und Asylsuchende, nicht mehr in Wermelskirchen. Für die Paten, Mentoren und Helfer ist das kein Grund, sich weniger engagiert und nachdrücklich für geflüchtete und in Wermelskirchen angekommene Menschen einzusetzen. „Das alles sind Unterstützer unserer Initiative“, blickte Norbert Hensel, Moderator des Unterstützertreffens im Gemeindezentrum am Markt, auf die rund 60 Anwesenden im Saal und freute sich im Gespräche mit unserer Redaktion über diesen Zuspruch.

Norbert Hensel gehört zu denen, die nach Seng in einem zehnköpfigen Koordinationsteam die Fäden aufgenommen haben: „Wir verfügen über bewusst lockere Strukturen - uns geht es um das Zusammenführen, das Vernetzen. Mich macht es stolz auf Wermelskirchen, dass man gemeinsam etwas bewegen kann.“ Hensel stellte seine neun Koordinationsteam-Mitstreiter beim Unterstützertreffen vor: Jochen Bilstein, Pfarrerin Almuth Conrad, Annegret Hachenberg, Andrea Henkel, Dorothea Hoffrogge, Brigitte Krips, Ursula Nicola-Hesse, Edda Preyer und Volker Ingo Preyer.

„Die Anforderungen an unsere Arbeit änderten sich und wir haben dafür kreative Lösungen gefunden“, beschreiben Brigitte Krips und Dorothea Hoffrogge. Als sich der Verein im Oktober 2014 gründete und in 2015 bereits die ersten Flüchtlinge selbst in der Initiative mitarbeiteten, sei es anfangs um die Befriedigung der existentiellen Bedürfnisse der ankommenden Menschen gegangen. Was anfangs sehr wichtig war, sei für die Initiative inzwischen zur Routine geworden. „Aus der Arbeit für Flüchtlinge ist eine Arbeit mit den geflüchteten Menschen geworden“, stellen Krips und Hoffrogge fest. Sprachkurse nicht nur aus öffentlicher Hand, sondern ebenso aus den Reihen der Initiative seien nach wie vor wichtig. Mit Problemen wie Wohnungsmangel, Bürokratie, Abschiebungen oder Familiennachzug, der sich teilweise über Jahre hinziehe, müssten sich Helfer ständig auseinandersetzen, genauso wie mit dem Dualen System der deutschen Berufsausbildung: „Flüchtlinge in der Ausbildung scheitern nicht am Praktischen, sondern haben sprachliche Probleme in der Berufsschule. Wenn sie dort mit der fachbezogenen Sprache mithalten wollen, brauchen sie die Unterstützung unserer Job-Paten.“

Zwei dieser Job-Paten, die unter anderem montags zwischen 14 und 16 Uhr im „Wasch-Café“ einne Sprechstunde abhalten, sind Gudrun Bilstein und Annegret Hachenberg. Sie rechneten vor, dass mindestens 33 Flüchtlinge in eine Berufsausbildung und über 100 in Arbeit vermittelt wurden. Rückschläge müssten Mentoren, Helfer und Paten aushalten, um den geflüchteten Menschen weiter zu helfen, betonte Annegret Hachenberg. Bestehe ein Flüchtling einen Einstellungstest aufgrund der Sprachbarriere nicht, müssten andere Wege gesucht werden: „Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen.“

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