Wermelskirchen 80. Jahrestag der Reichspogromnacht mit Andacht und Lesung
Wermelskirchen · Für die Veranstalter und Organisatoren war es nicht vorhersehbar, wie viele Menschen dem Aufruf zur Andacht folgen würden. Deshalb war die Freude überaus groß, als sich der Marktplatz vor der Stadtkirche mehr und mehr füllte.
Alt und jung, Vertreter der politischen Parteien und verschiedener Vereine sowie der christlichen Gemeinden. Ein guter Querschnitt durch die Bevölkerung und somit genau so, wie es die Organisatoren sich gewünscht hatten. Tim Philipp vom CVJM in Tente erinnerte an die 200 Opfer im Bergischen Kreis. „Es gilt ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus und Fundamentalismus“, sagte Pfarrerin Almuth Conrad.
Volles Haus dann auch etwas später im Haus Eifgen. Die Vereine Kulturinitiative, Bergischer Geschichtsverein Wermelskirchen, Bergische Zeitgeschichte und die Kirchengemeinden hatten zu einer Ausstellung und einer szenischen Lesung mit anschließender Diskussion geladen. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Buchhandlung van Wahden, der Internetplattform Forum Wermelskirchen sowie der Stadtsparkasse Wermelskirchen. Als Schirmherr fungierte Bürgermeister Rainer Bleek.
„Seit eineinhalb Jahren betreiben wir das Haus Eifgen“, sagte Michael Dierks, Vorsitzender der Kulturinitiative. „Ein so volles Haus hatten wir aber noch nie. Und das Ganze ohne Musik“. Auch Moderator Uwe Engelbracht freute sich über die Resonanz. „Erinnern, warnen und wachrütteln. Gerade jetzt, wo wir sehen, was in Deutschland abgeht, ist so eine Veranstaltung besonders wichtig“. In einem komplett schwarz gestalteten Raum wurden Plakate, Fotos, Zeitungsausschnitte und Dokumente gezeigt. Nicht jeder wusste, dass es in Dhünn Neuenhaus ein Straflager gab und aus der Kölner Straße eine Mutter mit zwei Töchtern abgeholt wurde. Der einzige Grund: Es waren Juden, sie wurden im Konzentrationslager umgebracht.
„Im Internet werden aktuell rund 140 rechte Organisationen genannt“, sagte Joachim Schulte, Mitglied im Organisationsteam. „In allen Parlamenten sitzen die Rechten, und auch viele öffentliche Positionen sind von ihnen bereits besetzt. Hinsehen und aufpassen. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen“, warnte Schulte. Es macht Mut und Hoffnung, wenn so viele Bürger sich für dieses Thema interessieren und mit ihrem Besuch ein Zeichen setzen.