Montagsinterview „Im Dorf kennt man sich halt“

In der katholischen Pfarrgemeinde Grunewald gibt es einen lebendigen Pfarrkarneval. Auch am Rosenmontag feiert die Gemeinde.

 Die drei Jecken der Grunewalder Pfarrgemeinde (v. l.): Angelika Richter, Heinz Schmitz und Uschi Hackstein.

Die drei Jecken der Grunewalder Pfarrgemeinde (v. l.): Angelika Richter, Heinz Schmitz und Uschi Hackstein.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Können Sie sich noch an Ihren ersten Pfarrkarneval in Grunewald erinnern?

Angelika Richter ja, noch sehr genau, das war vor 17 Jahren.

Heinz Schmitz Ich schätze auch, das dürfte so 2003 gewesen sein. Der Karneval in Grunewald ist 1955 hier in Grunewald gegründet worden. Diese Tradition haben wir dann irgendwann fortgesetzt.

Der Karneval stammt zwar von den Katholiken ab, aber es war kein Pfarrkarneval

Richter Es gab lange Zeit eine Frauensitzung, die aber irgendwann nicht mehr organisiert wurde. Der Ortsausschuss der Kirchengemeinde hat dann angeregt, dass es hier wieder einen Pfarrkarneval geben sollte.

Was macht den Pfarrkarneval besonders?

Richter Jeder kennt jeden, es ist ein Programm, das komplett aus den eigenen Reihen gestaltet wird. Und es werden immer Themen aus der Gemeinde aufgegriffen. Das ist schon einfach schön.

Uschi Hackstein Der Saal ist auch nicht so groß, was dann natürlich eine begrenzte Zuschauerzahl ergibt. Dadurch ist es einfach klein und gemütlich – und als Protagonist hat man nicht die großen Ängste, auf die Bühne zu treten. Abgesehen davon ist das Publikum auch sehr wohlwollend.

Was ist der Unterschied zum „weltlichen“ Karneval?

Richter Man ist in dem Mikrokosmos Gemeinde – und das macht es einfach sehr familiär.

Wie viel Vorbereitung steckt denn dahinter?

Richter Es gibt mittlerweile eine kleine Tradition – das Organisationsteam trifft sich immer Anfang November. Dann wird abgesprochen, wer alles mit dabei ist. Die Gruppen werden dann angesprochen. Das sind zum einen „Die Grunewalder“ mit ihren Tanzcorps. Wir haben in der Gemeinde sowohl eine Männer- als auch eine Frauengruppierung. Der Kirchenchor ist mit dabei, es gibt Büttenreden von Heinz Schmitz und von Uschi Hackstein und Ingrid Freund-Lück. Die Organisation besteht darin, das Programm in eine attraktive Reihenfolge zu bringen und das ganze Drumherum mit Aufbau, Abbau, insbesondere der Bühne, den Kartenverkauf, die Versorgung mit Speisen und Getränken, die musikalische Begleitung usw. zu planen.

Kommen auch Gäste von außerhalb dazu?

Hackstein Natürlich kommen auch Besucher aus Wermelskirchen und der näheren Umgebung. Aber der Großteil der Karten geht an die Gruppierungen – und der Rest ist dann auch ganz schnell weg.

Schmitz Wenn wir wollten, könnten wir bestimmt noch eine ganze Menge Karten mehr verkaufen ...

Heute ist ja Rosenmontag. Wie wird er denn in Grunewald gefeiert?

Richter Die Grunewalder gehen in Dabringhausen mit auf den Zug. Viele laufen mit, die anderen stehen am Rand. Die Pfarrgemeinde hat keinen eigenen Wagen, aber die „Die Grunewalder“ – die ja in diesem Jahr das Dreigestirn stellen – sind als eigene Gruppe immer mit dabei.

Was ist schöner: der Straßen- oder der Sitzungskarneval?

Schmitz Beides hat seinen Reiz, das kann man eigentlich gar nicht vergleichen.

Richter Viele Karnevalsveranstaltungen – auch die in Dabringhausen – sind ja mittlerweile in riesigen Hallen. Ich finde, dass die sich nicht so gut für Sitzungen eignen, weil einfach zu viel Trubel ist. Hier in unserem kleinen Saal hören die Leute noch richtig zu.

Hackstein Dann kann man auch mal etwas mit Mimik, also ganz ohne Worte, machen, einfach, weil dann die Aufmerksamkeit auch gegeben ist.

Lieber Dorf- oder Großstadtkarneval?

Richter Im Dorf kennt man sich halt. Da schunkelt man mit dem einen oder anderen, bleibt hier mal stehen oder dort, trinkt sich mit unterschiedlichen Bekannten ein Bier. Das ist schön.

Schmitz Abgesehen davon ist es natürlich im Gürzenich oder ähnlichen Veranstaltungsorten auch eine ganz andere Preisklasse.

Hackstein Und man muss nicht mit dem Auto nach Hause fahren.

Warum ist Karneval ein urchristliches Thema?

Hackstein Der Gedanke ist ja, der Obrigkeit mal was zu sagen. Man kann den „hohen Herrschaften“ Dinge sagen, die man sonst vielleicht nicht sagen würde.

Schmitz Und das gilt natürlich ganz klar auch für den Bischof, der natürlich nicht hierher aufs Dorf kommt. Aber der bekommt schon auch was zu hören.

Richter Bis vor wenigen Jahren hat unser Pastoralteam auch einen Auftritt gehabt, aber aus zeitlichen Gründen schaffen sie es leider nicht mehr.

Schmitz Aber sie kommen auch zum Zuhören.

Richter Und haben auch ihren Spaß ...

Hackstein ... selbst wenn sie bisweilen ihr Fett abbekommen.

Haben Sie einen Lieblingsbüttenredner oder eine Lieblingsgruppe im Karneval?

Richter Ich finde den „Bergische Jung“, also den Diakon Willibert Pauels, besonders gut.

Schmitz Ich bewundere Mark Metzger, weil er scheinbar aus dem Nichts die Dialoge und Geschichten mit den Leuten entwickelt. Da kann man sich ja das Eine oder Andere abgucken.

Hackstein Mir gefallen besonders gut die Stunksitzungen.

Wie tief ist das Loch am Aschermittwoch?

Schmitz Da gehen wir Fischessen, dann ist das Loch nicht wirklich tief.

Richter Wenn das ganze Jahr über Karneval wäre, dann würde er ja auch seinen Reiz verlieren.

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