Oldtimer-Liebhaber aus Wermelskirchen und Leverkusen „Wir haben eben ein Rad ab“

Emminghausen · Rob Rickell aus Emminghausen und Paul Williams aus Leverkusen fahren Threewheeler – aus Leidenschaft. Am kommenden Wochenende haben sie mehr als 20 Gleichgesinnte zur Großen Ledder eingeladen. Samt ihrer Fahrzeuge versteht sich.

Wendig, klein und unvergleichbar: Die Modelle von Paul Williams (v.) und Rob Rickell ziehen die Blicke der Menschen am Straßenrand auf sich.

Wendig, klein und unvergleichbar: Die Modelle von Paul Williams (v.) und Rob Rickell ziehen die Blicke der Menschen am Straßenrand auf sich.

Foto: Theresa Demski

Paul Williams lässt sich in seinen grünen Triking gleiten. Kaum sitzt er hinter dem edlen Steuer, schleicht sich ein breites Strahlen auf sein Gesicht. Dann dreht er den Schlüssel und schon klingt durch Emminghausen der robuste Klang des Motors. Rob Rickell lacht: „Klingt wie ein Motorrad“, sagt er und beginnt ein bisschen zu schwärmen. Sein eigenes rotes Triking steht gleich daneben. „Es ist einer der ersten Linkslenker, die Tony Divey jemals produzieren ließ“, erzählt er, „das war 1979.“ Und dann beginnen die Männer, die beide einen charmanten englischen Dialekt haben, in Erinnerungen zu schwelgen. Wer ihnen zuhört, der entdeckt schnell ihre große Liebe zu den besonderen Autos. „Schon als Jugendlicher war ich fasziniert von diesen Dreirädern“, sagt Rob Rickell. Weil die Wurzeln ihrer Geschichte in England liegen, sprechen Fachleute eher von „Threewheeler“. In England sei gelegentlich einer der alten Morgans auf der Straße zu sehen gewesen – gebaut in den 1930er Jahren. Damals war er kaum 16 oder 17 Jahre alt. Wer sie fahren wollte, brauchte in England nur einen Motorradführerschein, genoss aber den Luxus eines kleinen Autos. Ende der 1970er begann der Engländer Tony Divey dann ein eigens Dreirad zu bauten: „Er setzte auf moderne Technik, erhielt aber den Charme der 30er Jahre“, sagt Paul Williams und erzählt, wie auch er als junger Mann gebannt am Straßenrand stand, wenn er eines der seltenen Threeweeler vorbeifahren sah. „Sie sind klein und wendig, minimalistisch, einfach anders“, sagt er und deutet auf sein schmuckes Fahrzeug. „Und vor allem sind sie nicht zu unterschätzen“, sagt er ein bisschen stolz. Beide Männer träumten lange davon, irgendwann selbst in einem Triking zu sitzen und das Steuer zu übernehmen.

Paul Williams war 43 als sich eine Chance auftat, eines der seltenen englischen Trikingmodelle zu kaufen. Rob Rickell wartete bis zur Pensionierung: „Ich habe Karriere in der Autoindustrie gemacht“, erzählt er, „und hatte einfach keine Zeit für so ein schönes Auto.“ Aber mit dem Ruhestand vor vier Jahre suchte er im Internet nach Gleichgesinnten und fand Paul Williams. Ihre Geschichten und ihre Sprache klingen verblüffend ähnlich. Und mit Williams traf Rob Rickell auch auf die Community der „Threeweeler“. Dann geschah ein kleines Wunder: Es fand sich ein rotes Triking für den Emminghäuser. „Die sind so selten, dass man wirklich großes Glück haben muss“, sagt er. Er hatte Glück. Und so saß er mit 62 zum ersten Mal in dem Dreirad. Er habe sein ganzes Leben lang an Motorrädern geschraubt und Fahrzeuge saniert: Aber das Triking sei am Ende doch noch eine andere Kategorie. „Es ist eine Art Hybrid zwischen Motorrad und Auto“, sagt Paul Williams. Aber Fahrer brauchen keinen Helm, haben einen Anschnallgurt und ein unvergleichliches Freilufterlebnis. „Man hat einen Rundumblick“, erklären die beiden Triking-Fans. Während der Fahrt können sie den Zylinderköpfen und den Stoßdämpfern bei ihrer Arbeit zusehen. „Und es ist einfach nichts Überflüssiges an diesem Auto“, sagt Paul Williams. Und dann lachen die beiden Männer: „Es gibt allerdings auch keinen sachlichen oder praktischen Grund, dieses Auto zu fahren“, sagen sie dann und lachen: „Man muss schon ein Rad ab haben.“ Aber es gebe eben auch zahlreiche Gründe, es trotzdem zu tun. Es mache großen Spaß: Das Auto sei schnell und sehr leicht, habe zwischen 80 und 100 PS, wiege aber nur knapp 400 Kilogramm. Es liege in den Kurven wie ein Motorrad. „Autofahren pur“, sagt Rob Rickell. Der Motor ist italienisch, das Fahrwerk englisch – und beides braucht Pflege. „Man muss ein bisschen Lust am Schrauben haben“, sagen die Beiden.

 Edles englisches Design findet sich im Cockpit.

Edles englisches Design findet sich im Cockpit.

Foto: Theresa Demski

Die „Threewheeler“ haben noch einen anderen Effekt: Sie sorgen für strahlende Gesichter am Straßenrand. So wie damals Paul Williams und Rob Rickell den Fahrern der alten Morgans winkten, so winken ihnen die Menschen heute zurück. „Es gibt viele Fragen, man wird sehr oft angesprochen“, sagt Paul Williams. Deswegen hat er immer ein Infoblatt hinter der Scheibe liegen, wenn er irgendwo parkt.

 Freie Sicht auf die Technik: V2-Motor mit bis zu 100 PS

Freie Sicht auf die Technik: V2-Motor mit bis zu 100 PS

Foto: Theresa Demski

Die Community der „Threeweeler“ ist relativ klein – vor allem wegen des Seltenheitswerts des Autos. Aber die Fahrer treffen sich jährlich in Holland, Großbritannien oder Deutschland. Dieses Jahr sind Paul Williams und Rob Rickell als Gastgeber im Einsatz: Sie erwarten am Wochenende mehr als 20 Dreiräder an der Großen Ledder. Gemeinsam machen sie sich dann auf den Weg durch das Bergische Land und am zweiten Tag bis an den Niederrhein. Dann summen die Motoren der alten Schätzchen auf drei Rädern – und sorgen einmal mehr für diesen seligen Gesichtsausdruck.

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