Buchholzen Ein Ort mit Geschichte und Charakter

Wermelskirchen · Im Saal feierten Menschen rauschende Feste. Die Zeiten in der Buche haben sich geändert. Die Tradition lebt.

 Meta Scholz mit Sohn Jürgen und Tochter Karin Görne vor dem Gasthaus. Kirstin Wirtz und Carsten Geisler (hinten)  öffnen die Buche an den ersten drei Freitagen im Monat.

Meta Scholz mit Sohn Jürgen und Tochter Karin Görne vor dem Gasthaus. Kirstin Wirtz und Carsten Geisler (hinten) öffnen die Buche an den ersten drei Freitagen im Monat.

Foto: Theresa Demski

Wer an einem Freitagabend nach Buchholzen kommt, Halt macht an dem markanten, buchenflankierten Gebäude auf der Kreuzung und durch die kleinen, bergischen Fenster blickt, der dürfte sie an der Theke sehen. „Ich bin meistens immer hier“, sagt Meta Scholz und lacht. Die Wirtin im „Gasthaus zur Buche“ ist neulich 90 geworden – und wenn sie am Zapfhahn steht, dann muss sie sich zuweilen ein bisschen festhalten. Aber ihre Freitagabende dort lässt sie sich nicht nehmen. Zu viele Erinnerungen, zu viele Geschichten, zu viel Zeit ihres Lebens sind mit diesem Gebäude und der Wirtschaft verbunden, als dass sie zu Hause bleiben würde.

„Vieles hat sich inzwischen geändert“, sagt Meta Scholz, aber die Freude darüber, dass die geschlossenen Türen wieder geöffnet sind und die Tradition fortgeschrieben wird, die ist ihr ins Gesicht geschrieben. Das sah 2011 nämlich ganz anders aus. Damals mussten Meta und Ehemann Gerhard Scholz, der im vergangenen starb, ihre Gastwirtschaft schließen. Das Alter hatte Spuren an den beiden hinterlassen, und weil eine neue Konzession mit vielen Auflagen verbunden gewesen wäre, scheuten sich Gastronomen, die Buche zu übernehmen.

Als 2016 Kirstin Wirtz und Carsten Geisler vor der Tür standen, mit vielen Erfahrungen in der Gastronomie im Gepäck und großer Lust, die Gaststätte zumindest an drei Freitagen im Monat wieder zu öffnen, zogen Meta und Gerhard Scholz mit. Und das galt auch für die Menschen in und um Buchholzen. „Alle kamen wieder“, sagt Kirstin Wirtz, eine Arbeitskollegin von Sohn Jürgen Scholz. Als hätten die Menschen darauf gewartet, dass die Buche wieder eröffnet. Der Gastraum war voll, ist er zuweilen heute noch. Die Menschen genießen es, wieder die alte bergische Doppeltür zu öffnen, dann in dem kleinen Flur zu stehen, von dem die Holztür in den Gastraum führt. Damals, im Sommer 2016, kamen auch Meta und Gerhard Scholz zur Wiedereröffnung. „Seine Augen strahlten, als er in die volle Wirtschaft kam“, sagt Kirstin Wirtz, „es war ein Nachhause kommen.“

Schließlich hatten die beiden ihr Leben hier verbracht. Er arbeitete als Knecht beim Bauern, der Landwirtschaft und Gaststätte betrieb. Sie war als Flüchtling nach Buchholzen gekommen und in der Buche gestrandet. Hier lernten sie sich kennen – und hier übernahmen sie am 1. April 1954 die Gaststätte – einen Monat später heirateten Meta und Gerhard Scholz. Anfangs öffneten sie die Buche nur an bestimmten Tagen, schließlich wollten auch Kühe und Felder versorgt werden.

„Morgens um sechs wurden die Kühe gemolken, das Ende abends war offen“, erzählt Meta Scholz, „eigentlich keine gute Kombination.“ Manchmal habe sie die Menschen beneidet, die sonntags mit ihren Kindern spazieren gingen. Aber die Bewohner schätzten ihren Treffpunkt im Ort. In Buchholzen habe es schon immer diesen besonderen Zusammenhalt gegeben, sagt ihr Sohn.

Man half sich in schweren, freute sich mit den Nachbarn in guten Zeiten. Und in der Buche kamen die Menschen zusammen – hier wurden sie fair und höflich empfangen. Ihre drei Kinder machten an den Tischen im Gastraum ihre Hausaufgaben, abends herrschte Tanz und Geselligkeit. Ein altes Orchestrion, das einst so viel gekostet hatte wie ein Kleinwagen, sorgte für die Musik. Und ihr Mann sei der geborene Alleinunterhalter gewesen, sagt Meta Scholz – zuweilen auch ein bisschen der Seelsorger.

In den 1970er Jahren erlebte die Buche schließlich ihre Blütezeit. Immer mehr Menschen kamen auch aus der Stadt, der Skiclub aus Wermelskirchen und auch andere Vereine aus der Stadt freuten sich ebenso über den großen angebauten Saal wie Festgesellschaften. Gerhard Scholz stand in der Wirtschaft, seine Frau in der Küche. Dort bereitete sie jenen Kartoffelsalat von Oma Anna vor, der legendär wurde. Viele kamen schließlich auf einen Teller Kartoffelsalat mit Kotelett vorbei.

„Während es anderswo immer moderner wurde, besannen sich die Menschen hier auf ein bodenständiges Essen“, sagt Jürgen Scholz. Viele bemühten sich um das Rezept, keiner bekam es. Nur einmal verriet Meta Scholz die Zutaten – unter strengen Auflagen. Kirstin Wirtz und Carsten Geisler dürfen den Kartoffelsalat in der Küche der Buche heute selbst herstellen.

Verraten dürfen sie nichts und nachmachen schon gar nicht. Was in der Buche passiert, das bleibt in der Buche.

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