Corona-Pandemie in Wermelskirchen Impfarzt begrüßt lokale Impfstation im Ort

Wermelskirchen · Der Kreis plant aktuell, kleinere Impfstationen einzurichten. Die genaue Anzahl ist noch nicht festgelegt. Droht eine „Tsunami-Welle“ durch Corona und Grippe?

 Es gibt reichlich Impfstoff. Der Kreis muss aber nun die lokalen Impstation organisieren – auch um Hausärzte zu entlasten. 

Es gibt reichlich Impfstoff. Der Kreis muss aber nun die lokalen Impstation organisieren – auch um Hausärzte zu entlasten. 

Foto: dpa/Rogelio V. Solis

In den Hausarztpraxen häufen sich die Anfragen der Patienten zur Booster-Impfung. Auf der anderen Seite gibt es aber viele Bürger auch in Wermelskirchen, die überhaupt noch nicht geimpft sind. Die Zahl der Neuinfektionen steigt täglich – zwar moderat im Ort, aber schon bezeichnend kreisweit. Die Inzidenz liegt inzwischen bei 131,3. Das NRW-Ministerium für Arbeit und Gesundheit (MAGS) hat am Dienstag nun den Kreisen die Erlaubnis erteilt, kleinere Impfstationen einzurichten. Birgit Bär, Sprecherin des Krisenstabs des Rheinisch-Bergischen Kreises: „Wir erarbeiten nach der Freigabe durch das Ministerium ein Konzept, wie und wo solche Impfstationen eingerichtet werden könnten.“ Zahlen und Standorte konnte sie am Mittwoch noch nicht nennen. Welche Rolle die mobilen Impfteams spielen werden, wird sich dann auch zeigen.

Bürgermeisterin Marion Lück ist froh, dass es nun durch den ministerialen Erlass mehr Klarheit gibt. „Es liegt nun am Kreis zu handeln. Alle Kommunen im Kreis haben sich an den Landrat gewandt um zu wissen, wie es weitergeht.“ Die Entwicklung sei ja nicht überraschend gekommen: „Jeden Tag steigt die Inzidenz. Auch in unserem Kreis. Da muss man doch vorbereitet sein.“

Der Wunsch der Kommunen sei, so habe ein Gespräch unter den Hauptgemeindebeamten ergeben, lokale Impfstationen einzurichten oder dass wenigstens die mobilen Impfteams mehrmals die Woche die Städte anfahren. „Wir brauchen diese Verstärkung, auch um die Ärzte zu unterstützen. Zudem kommen jetzt die Booster-Impfungen. Wenn die Impfteams mehrmals in der Woche zum Beispiel Wermelskirchen anfahren würden, dann kämen auch viel mehr Leute und es gäbe keine Schlangen mit langen Wartezeiten.“

Wermelskirchen könnte sofort eine lokales Impfstation einrichten: Und zwar gibt es Platz im Foyer des Bürgerzentrum. Marion Lück: „Dort ist inzwischen einmal die Woche das mobile Impfteam im Einsatz.“ Wenn diese Teams mehrmals in der Woche kämen, wäre das schon gut. „So ein Signal haben wir auch dem Kreis gesendet.“

Der Leitende Impfarzt aus Wermelskirchen, Dr. Hans-Christian Meyer, ist unglücklich über die Entwicklung. „Wir haben als Leitende Impfärzte des Rheinisch-Bergischen Kreises weit vor der Schließung des Impfzentrums dem Kreis den Vorschlag unterbreitet, in der RheinBerg-Galerie nach der Schließung in kleinerem Umfang die Arbeit fortzusetzen. Der Mietvertrag lag bereits vor. Dies hat aber wohl das Land abgelehnt.“ Das bestätigte Birgit Bär: „Wir haben den Vorschlag der Leitenden Impfärzte unterstützt. Das konnten wir aber nicht im Ministerium durchbringen. Es passte wohl nicht in das Konzept vom MAGS. Deshalb wurde es vom Land abgelehnt.“

Darüber ist Hans-Christian Meyer natürlich verärgert. „Alles war vorbereitet. So etwas in dieser schwierigen Corona-Situation von heute auf morgen aufzubauen geht einfach nicht.“ Er fände es schon gut, wenn drei bis fünf kleine Impfstationen im Kreis eingerichtet würden. „Die sind einfach wichtig für Personen, die nicht eine fixe Bindung an Praxen haben. Die Impfstationen wären als Anlaufpunkt eine vernünftige Einrichtung.“ Für Wermelskirchen am besten im Rathaus, so der Mediziner. „Der Kreis muss aber endlich eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht.“

Nach Darstellung von Dr. Hans-Christian Meyer sei reichlich Impfstoff vorhanden – „wir als Ärzte können das Impfen gut hinkriegen.“

Von einem Riesenandrang in den örtlichen Praxen berichtet Hausarzt Tobias Hopff. Er ist Sprecher der Wermelskirchener Ärzteschaft. „Die Telefone stehen nicht still“, berichtet er. Viele würden nach Booster-Impfungtermine fragen, andere wollten aufgeklärt werden. „Wir kriegen alle unter, als wir müssen priorisieren. Vor Weihnachten klappt das nicht bei allen Patienten mit der Booster-Impfung.“ Viele Termine würden für den Januar schon gemacht. Er selbst mache am Samstag eine Hausbesuchstour, um 30 Personen zu impfen, so Hopff im Gespräch mit der Redaktion.

Manchmal habe er den Eindruck, dass das Impfen zum Hauptjob werde. „Da müssen wir Ärzte aufpassen“, mahnt er, „denn wir haben normal kranke und schwerkranke Patienten, die versorgt werden müssen.“ Deshalb bittet Hopff auch im Namen seiner Kollegen um Verständnis, wenn es nicht sofort mit einem Booster-Impftermin klappe.

Wobei aber nicht nur die Corona-Impfung Thema sei. „Es schwappt eine Grippe- und Erkältungswelle über Wermelskirchen. Wir haben schon mehr Erkältungskrankheiten als vor einem Jahr. Er habe Angst vor einer „Tsunami-Welle“ mit Grippe und Corona-Kranken – „daher kann ich nur dringend empfehlen, sich auch gegen Grippe impfen zu lassen.

 Dr. Hans-Christian Meyer ist als Leitender Impfarzt tätig.

Dr. Hans-Christian Meyer ist als Leitender Impfarzt tätig.

Foto: Jürgen Moll
 Tobias Hopff ist der Sprecher der örtlichen Ärzteschaft.

Tobias Hopff ist der Sprecher der örtlichen Ärzteschaft.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

In dieser Phase passt das Kreisgesundheitsamt ihre internen Abläufe aufgrund der steigenden Infektionszahlen an. Das betrifft laut Birgit Bär die Kontaktnachverfolgung. „Wir haben aktuell 50 Personen im Krisenstab im Einsatz.“ Wurden infizierte Personen und deren Kontaktpersonen bisher in erster Linie telefonisch informiert, erfolgt das nunmehr ausschließlich schriftlich. Mit dem Informationsschreiben werden die Betroffenen und deren Haushaltsangehörige über das weitere Vorgehen informiert und über die Pflichten der Quarantäne aufgeklärt. „Bei der ersten Kontaktnachverfolgung zu Beginn der Corona-Pandemie mussten wir 30 bis 45 Minuten Aufklärungsarbeit leisten. Dieses hohe Informationsbedürfnis besteht nicht mehr.“ Deshalb gebe es jetzt diese straffe Organisation, um nicht in Rückstand zu geraten. Den Briefen beigefügt ist eine FAQ-Liste mit den wichtigsten Fragen. Für alle Fragen besteht aber die Möglichkeit, die Infektionsschutz-Hotline des Kreises anzurufen. Die Telefonnumer lautet 02202 131415.

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