Hans-Hermann Tebroke "Ich begegne den Aufgaben mit Respekt"

Wermelskirchen · Der CDU-Politiker tritt als Bundestagsabgeordneter die Nachfolge von Wolfgang Bosbach an und freut sich auf die parlamentarische Arbeit.

Wermelskirchen Hermann-Josef Tebroke (CDU) ist bei der Bundestagswahl als Direktkandidat für den Rheinisch-Bergischen Kreis gewählt worden. Damit zieht er als Nachfolger von Wolfgang Bosbach für die Christdemokraten in den Bundestag nach Berlin. Im BM-Interview schildert der Politiker seine erste Zeit in der Hauptstadt.

Herr Tebroke, wie war die erste Zeit im Reichstag für Sie?

Tebroke Gut. Das Gebäude ist beeindruckend. Nicht nur wegen seiner Geschichte, sondern auch als Symbol für unsere Demokratie. Insofern ist der Reichstag auch ein großartiger Rahmen für die Sitzungen des Deutschen Bundestages. Und die erste konstituierende Sitzung am 24. Oktober war schon etwas Besonderes.

Sie kannten ihn aber schon von früheren Besuchen, oder?

Tebroke Ja, ich war bereits das ein oder andere Mal als Tourist dort. Und ich erinnere mich auch noch an die Zeit, als der Reichstag komplett verhüllt war. Aber auch im Vorstand des Landkreistages Nordrhein-Westfalen haben wir einmal jährlich dort oder in den umliegenden Parlamentsgebäuden getagt.

Sind Sie schon komplett in der Hauptstadt angekommen?

Tebroke Mein Hauptwohnsitz bleibt hier im Bergischen Land. Ich pendle. Aber in der Tat wird mir Berlin-Mitte immer vertrauter. Das kann ich für große Teile der Stadt noch nicht sagen. Da fehlen mir bislang einfach noch die Gelegenheiten und die nötige Zeit.

Freuen Sie sich auf Ihre künftige Arbeit im Bundestag?

Tebroke Sehr. Die ersten Termine mit den Mitgliedern der Fraktion waren interessant und die Diskussionen vielversprechend. Hinzu kommt eine gleich zu Beginn große Anzahl von Einladungen zu Seminaren, Kongressen und Informationsveranstaltungen. Das Themenspektrum ist sehr weit gefächert, es gibt viel zu tun. Und leicht wird es auch nicht. Ich erkenne die Verantwortung, die mit dem Bundestagsmandat verbunden ist, und begegne den anstehenden Aufgaben mit Respekt. Aber ich freue mich auch auf sie.

Spürt man in Berlin, speziell im Reichstag, den Hauch der Geschichte?

Tebroke Ja, überall. Nicht nur wegen der zahlreichen Denkmäler und Gedenkstätten. Das Reichstagsgebäude selbst hat eine spannende Geschichte. Auf einigen Fluren im Gebäude sieht man an den Wänden noch die Graffitis der russischen Soldaten vom Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit seiner veränderten Nutzung steht der Reichstag - mitten in Berlin - auch für die Geschichte der Stadt und für unsere jüngere Geschichte in Deutschland: für Unrecht und Schrecken des Nationalsozialismus und in der DDR. Aber auch für die Überwindung der Teilung. Die Stadt hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten sehr stark verändert. Wenn ich an den Mauerfall und die Zeit davor denke, dann ist da immer noch ein Schauer. Zugleich aber auch große Freude und Dankbarkeit.

Steht Ihr Büro schon?

Tebroke In Berlin haben meine Mitarbeiter und ich drei Büroräume im Gebäude "Unter den Linden" am Brandenburger Tor bekommen. Einen Teil des dort vorhandenen Mobiliars können wir übernehmen; ein weiterer Teil wird in dieser Woche geliefert. Vorher werden noch die Wände gestrichen. Die technische Ausstattung ist aber bereits komplett. Zum Beispiel sind wir per E-Mail schon erreichbar. Aber wichtiger sind die Mitarbeiter: Zum Team gehören Kirsten Sittig und Andreas Glock, die über viel Erfahrung verfügen und in der vergangenen Legislaturperiode bereits für meinen Vorgänger, Wolfgang Bosbach, gearbeitet haben. Zwei weitere Mitarbeiter werde ich voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres einstellen. Die Bewerbungsgespräche laufen. Außerdem werden wir auch immer wieder abschnittsweise Praktikanten und studentische Mitarbeiter beschäftigen.

Haben Sie auch Mitarbeiter aus Bergisch Gladbach nach Berlin mitgenommen?

Tebroke Ja, meine Mitarbeiterin Andrea Weber. Sie wird mich hier im Wahlkreis unterstützen und ist weiterhin im Wahlkreisbüro im CDU-Center in Bergisch Gladbach erreichbar. Dort werde ich - wie auch an anderen Stellen im Rheinisch-Bergischen Kreis - nach Vereinbarung Bürgersprechstunden abhalten. Mitbürger, die einen Besuch des Bundestages in Berlin planen, können sich gerne an Frau Weber wenden. Ich freue mich, Menschen aus unserem Kreis zu treffen - hier oder auch in Berlin.

Haben Sie schon eine Wohnung gefunden oder wohnen Sie noch im Hotel?

Tebroke Ich habe eine kleine Wohnung in Berlin in Aussicht. Bis dahin übernachte ich im Hotel.

Wie sieht Ihre Zeitaufteilung zwischen Bergisch Gladbach und Berlin aus?

Tebroke Die Anfangszeit ist sicher nicht repräsentativ. Über das Jahr gerechnet gehe ich davon aus, dass ich etwa jede zweite Woche in Berlin sein werde. Allein 22 Wochen sind Sitzungswochen mit Präsenzpflicht. Die restliche Zeit werde ich überwiegend in meinem Wahlkreis im Bergischen unterwegs sein.

Wann geht es mit der Aufteilung der Ausschussarbeit los?

Tebroke Vermutlich zum Ende des Jahres, wenn die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sind. Immerhin haben sich die meisten Arbeitsgruppen bereits konstituiert und mit der Arbeit begonnen. Ich bin in unserer Fraktion Mitglied in der Arbeitsgruppe Kommunales und im Parlamentskreis Mittelstand.

In welchen Ausschüssen wollen Sie gerne arbeiten?

Tebroke Ich habe gegenüber der Fraktion als erste Präferenz den Hauptausschuss und den Finanzausschuss angegeben. Darüber hinaus gilt mein Interesse den Themen Verkehr, Bildung und Forschung sowie Familie.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass das klappt?

Tebroke Einigermaßen. Als erstmalig in den Bundestag Gewählter stellt man sich hinten an. Man kann nicht sicher sein, dass den Wünschen entsprochen wird. Aber zuversichtlich bin ich.

Wie wollen Sie sich erden, wenn Sie nach einer anstrengenden Woche nach Bergisch Gladbach zurückkommen?

Tebroke Ob die Wochen hier im Bergischen Land weniger anstrengend sind, weiß ich noch nicht. Aber der Rheinisch-Bergische Kreis ist da, wo andere Urlaub machen. Im Kontrast zur Großstadt weiß man unsere Natur und Landschaft noch mehr zu schätzen.

Wie groß sind die Unterschiede zwischen den Klein- und den Großstädten?

Tebroke In welcher Hinsicht? Gemessen an der Einwohnerzahl sind die Unterschiede zwischen Berlin und den Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis natürlich riesig. Berlin hat rund 3,5 Millionen Einwohner, Bergisch Gladbach knapp 110.000, Wermelskirchen etwa 35.000 und Odenthal fast 16.000. Und natürlich gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der Vielfalt in der Bevölkerung, dem Verkehr, der Infrastruktur, den kulturellen Einrichtungen sowie bezogen auf weitere Bereiche. Nimmt man allerdings die Kommunen unseres Kreises und stellt sie möglicherweise noch mit den nahegelegenen Städten zusammen in den Vergleich zu Berlin, sind die Unterschiede wiederum viel geringer. Was bleibt, sind die Menschen und die Landschaft. Und das spricht natürlich für das Bergische Land.

Haben Sie in Berlin schon eine Currywurst gegessen?

Tebroke Ja, ich esse gerne ab und zu eine Currywurst. Und nicht jede schmeckt überall gleich gut. Aber um herauszufinden, wo es die beste Currywurst der Stadt gibt, brauche ich natürlich noch etwas Zeit...

(wow)
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