Wermelskirchen Hund ohne Herrchen? Der Notdienst hilft

Wermelskirchen · Peter Schönle kümmert sich um Streuner, die in Wermelskirchen gefunden werden. Die Polizei ist der falsche Ansprechpartner.

 Vergessen am Rande eines Parkplatzes. Was tun, wenn der Herr zum Hund fehlt? In Wermelskirchen ruft man den Fundtiernotdienst.

Vergessen am Rande eines Parkplatzes. Was tun, wenn der Herr zum Hund fehlt? In Wermelskirchen ruft man den Fundtiernotdienst.

Foto: dpa

Neulich auf der Balkantrasse: Beim Spazierengehen stand plötzlich ein herrenloser Hund vor dem jungen Paar. Ein Besitzer war weit und breit nicht zu finden. Was macht man eigentlich in so einem Fall? Naheliegend wäre, die Polizei zu rufen - wie das junge Paar es tat. Die Freunde und Helfer sind allerdings nicht immer der richtige Ansprechpartner, und das aus ganz praktischen Gründen.

Peter Raubuch, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Rheinisch-Bergischer Kreis, erklärt auf BM-Nachfrage: "Grundsätzlich ist es ganz unkompliziert: Hunde dürfen im Rahmen der Vorgaben durch die Straßenverkehrsordnung auch im Streifenwagen befördert werden." Das bedeutet aber konkret, dass der Hund nicht einfach so auf dem Rücksitz sitzen darf. Raubuch: "Das ist im Paragraph 23 geregelt: Danach ist der Fahrer dafür verantwortlich, dass die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs durch die Ladung oder Besetzung, dazu zählen eben auch Tiere, nicht beeinträchtigt wird."

Der Hund müsste also in einer Box untergebracht werden, oder aber im abgetrennten Kofferraum. "Der Kofferraum der Dienstfahrzeuge ist aber durch das Ladungssicherungssystem belegt." Da die Polizei in der Regel auch keine Hundeboxen in den Streifenwagen dabei hat, wäre der Tiertransport aus straßenverkehrsordnungsrechtlichen Gründen problematisch.

An diesem Punkt kommt Peter Schönle aus Kürten ins Spiel. Schönle leitet mit seiner Kollegin Katja Pohle den Hundeservice "Underdog", der als einziger Betrieb im Rheinisch-Bergischen Kreis eine behördliche Genehmigung für den sicheren Transport von Hunden hat: "Wir kommen in dem Moment ins Spiel, wenn uns jemand anruft, der einen Hund gefunden hat, und ihn, das ist ganz wichtig, gesichert hat", sagt Schönle. "Underdog" ist für Kürten, Bergisch Gladbach, Burscheid, Overath, Rösrath, Lindlar, Engelskirchen, Marienheide und Wipperfürth zuständig, deckt somit ein großes Gebiet ab. "Wir sind zwar in spätestens einer Stunde immer vor Ort - aber ein Hund, der nicht angeleint ist, kann dann natürlich schon wieder sonstwo sein", sagt Schönle. Seine kurioseste Erfahrung war, dass ein Mann einen freilaufenden Hund mit einem Schnürsenkel angebunden hatte.

Ist der Hund einmal eingefangen und sein allgemeiner Zustand überprüft, wird er ins nächstgelegene Tierheim gebracht, wo dann über die Chipregistrierung der Halter gefunden und informiert werden kann.

Entlaufene Hunde sind dabei häufiger anzutreffen, als mancher meinen mag: "Im Durchschnitt rücken wir alle zwei Tage aus, kommen also auf 150 bis 200 entlaufene Hunde pro Jahr", sagt Schönle. Ausgesetzte Tiere sind selten, stellen nur etwa ein bis fünf Prozent der Fälle dar. Häufigste Ursache für den weggelaufenen Vierbeiner ist das unsachgemäße Verhalten des dazugehörigen Menschen: "Viele Hundehalter gehen davon aus, das ihr Hund nix tut - nur eben Hören im Zweifelsfall auch nicht", sagt Schönle. Er fügt aber an, dass es oftmals einfach auch der Trieb der Hunde ist: "Wenn da eine Hündin läufig ist, schaltet sich das Gehirn schnell mal aus und die Hunde sind weg." Wie gut, dass es dann den Fundtiernotdienst gibt.

Im Fall des jungen Paares von der Balkantrasse kam dann doch noch mal die Polizei ins Spiel. Die meldete sich abends bei den Hundefindern, um ihnen mitzuteilen, dass der Hund wieder bei seinem Herrchen war.

(RP)
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