Wermelskirchen Hünger vorerst für ein Jahr gerettet

Wermelskirchen · Die Mehrheit im Schulausschuss lehnte gestern Abend eine Schließung des Standortes ab. Stadt wird ein Parallelangebot Betreuung/OGS nicht gestatten.

 Verstehen die Reaktion der Stadtverwaltung nicht (v.l.): Marion Klein , Uta Lenz und Peter Kolitschus.

Verstehen die Reaktion der Stadtverwaltung nicht (v.l.): Marion Klein , Uta Lenz und Peter Kolitschus.

Foto: Hertgen

Bei zwei Enthaltungen war gestern Abend das Votum im Schulausschuss eindeutig: Die Mehrheit (13) lehnte eine Schließung des Teilstandortes Hünger des Grundschulverbundes Am Haiderbach ab. Denn: 16 Kinder haben sich für die Eingangsklasse angemeldet - drei mehr als am Stichtag. Doch das scheint eine Gnadenfrist zu sein. Die Stadtverwaltung sieht keine Zukunft für den Standort. Die zu erwartenden Unterhaltungskosten liegen bei rund 160 000 Euro - derzeit zurückgestellt, da die Zukunft unsicher. Schuldezernent Jürgen Graef setzte am Schluss noch einen drauf: Er werde kein paralleles Betreuungsangebot in Hünger genehmigen.

In Hünger sind nachträglich Kinder angemeldet worden, weil ein privater Betreuungsverein (Vorsitz: Peter Kolitschus) eine offene Ganztagsschule (OGS) bis 16 Uhr im nächsten Schuljahr anbieten will. Seit 20 Jahren ist aber nur eine Betreuung bis 14 Uhr möglich. Nach dem Konzept, das Kolitschus vor der Sitzung verteilte, soll beides parallel laufen. Das lehnt Graef ab - er befürchtet, dass er für andere Standorte keine Träger mehr findet. "Die Kündigung von zwei privaten Trägern im OGS-Bereich hat finanzielle Gründe. Wir können mit so einem Angebot keine Konkurrenz schaffen" - die Stadt selbst könne aber die OGS nicht finanzieren. "Werden dann Eltern gezwungen, ihre Kinder aus der Betreuung in die OGS zu schicken? Was ist, wenn sie das nicht wollen?"

Schulleiterin Marion Klein meinte nach der Sitzung gegenüber der BM, dass es im Grundschulverbund OGS (Tente) und Betreuung bis 14 Uhr (Hünger) gebe. Sie sieht da keine Genehmigungsprobleme wie Graef.

Die Verwaltung hatte zuvor noch einmal dargelegt, warum sie die Fortsetzung der Schule kritisch sieht. "Wir werden jedes Jahr diese Diskussion führen", erwartet Graef. 82 Schüler würden in Hünger unterrichtet, 17 davon aus Solingen. Auch in der Eingangsklasse seien drei Solinger Kinder. "Ohne diese Kinder könnte die Klasse nicht gebildet werden." Kämmerer Bernd Hibst sieht die Stadt in der Verantwortung, sich dem demografischen Wandel zu stellen und die Infrastruktur anzupassen. "Es gibt an anderen Schulen ausreichend Kapazität, die Kinder unterzubringen. Die Unterhaltung der Schule kostet dauerhaft viel Geld, zu hoch ist der Sanierungsstau.

Uta Lenz von der Schulpflegschaft, der Rederecht eingeräumt wurde, hob die familiäre Atmosphäre hervor. Kinder würden zu Fuß zur Schule gehen, das fördere Selbständigkeit. Zudem stehe in Pohlhausen ein Generationswechsel an: "Jüngere ziehen in die Siedlung." Davon erwartet sie in der Zukunft mehr Kinder.

Monika Müller (CDU) und Wolfgang Eisenreich (SPD) waren die Wortführer gegen die Schließung. Die Eltern müssten auch künftig liefern, griff Müller ein Wort von Kolitschus auf. Über die Kosten als "Baustelle" könne man später reden, so Eisenreich. Stefan Janosi (Grüne) warnte: Was wäre das für ein Signal nach dem Infoabend in Hünger, wo die Politiker quasi den Erhalt zugesagt hatten? "Das könnte fatal werden." So entschied sich die Mehrheit gegen die Schließung.

(RP)
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