Gestiegene Gaspreise Viele blicken mit Sorgen auf den Winter

Wermelskirchen · Aufgrund der gestiegenen Energiepreise wird Kaminholz stärker nachgefragt. Außerdem gibt ein Heizungstechniker Tipps zum Kosten sparen. Was Bürger tun können.

 Die gestiegenen Gaspreise bereiten den Bürgern in Wermelskirchen Sorgen. Viele Menschen machen sich jetzt schon Sorgen, wie es im Winter weitergehen soll und ob sie dann noch mehr Geld fürs Heizen bezahlen müssen.

Die gestiegenen Gaspreise bereiten den Bürgern in Wermelskirchen Sorgen. Viele Menschen machen sich jetzt schon Sorgen, wie es im Winter weitergehen soll und ob sie dann noch mehr Geld fürs Heizen bezahlen müssen.

Foto: dpa/Marcus Brandt

Die Gaspipeline Nordstream 1 ist bereits seit ein paar Tagen abgeschaltet. Steigende Energiekosten sind die Folge. Die Wermelskirchener, die neben Strom und Gas auch mit Holz heizen, fragen Letzteres nun besonders stark nach.

Revierförster Stefan Springer, dessen Revier Solingen und Wermelskirchen umfasst, berichtet von seinem Verkauf von Kaminholz. „Die Nachfrage hat extrem zugenommen. Ich kriege seit Wochen täglich einen Anruf oder eine E-Mail von Neukunden“, sagt er. Am beliebtesten sei das Laubholz, also Buche oder Eiche, inzwischen seien die Leute aber auch deutlich empfänglicher für alle anderen Holzarten, zum Beispiel für Fichtenholz.

Das Holz wird immer im Herbst eingeschlagen und muss dann ein halbes bis ein Jahr lang eingelagert werden, „bis es dann ordentlich verfeuert werden kann“, erklärt Springer. Daher sei das gesamte Kaminholz von Herbst 2021 bereits verkauft worden. Zur Menge an Holz, die der Revierförster verkauft, sagt er: „Ich habe in einem normalen Jahr etwa 300 Festbrennhölzer verkauft, wenn ich alle Anfragen bedienen könnte, würde ich wahrscheinlich beim Doppelten bis Dreifachen liegen.“ Springer berichtet, er müsse mittlerweile eigentlich jede Anfrage ablehnen. „Ich könnte deutlich mehr Brennholz verkaufen als ich liefern könnte“, sagt er.

Norman Beuth gibt den Bürgern ein paar Tipps an die Hand, damit sie im Winter Kosten beim Heizen einsparen können: „Was man sich immer fragen sollte, ist, muss man jeden Tag eine halbe Stunde lang duschen oder reichen fünf Minuten an jedem zweiten Tag? Und muss man wirklich in der ganzen Wohnung die Heizungen auf 23 Grad einstellen oder reichen auch 19 Grad?“ Daneben sei es wichtig, im Keller zu überprüfen, „ob die Rohre gescheit isoliert sind“ und ob in den Heizungen eine Nachtabsenkung programmiert ist, die mithilfe einer Zeitschaltuhr geregelt wird.

Was dagegen falsch wäre, ist, die Wassertemperatur beispielsweise bei Durchlauferhitzern konsequent herunterzudrehen. „Dann bilden sich Legionellen“, sagt Beuth. Das sind Bakterien, die in nahezu allen Arten der Wassergewinnung vorkommen, und beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen können, wie grippeartige Beschwerden oder Lungenentzündungen. Verhindern lässt sich die Ausbreitung von Legionellen, wenn man den Warmwasserspeicher durch eine automatische Schaltung mindestens einmal wöchentlich auf 70 Grad Celsius erhitzt.

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt Thomas Erbslöher, Betriebswirt und zertifizierter Kundenmanager bei der BEW, dass den etwa 4000 Kunden mit Altverträgen in Wermelskirchen ab dem 1. August eine Preiserhöhung droht. Der Heizgaskunde muss dann 15,50 Cent für eine Kilowattstunde bezahlen, der Grundpreis für ein Jahr beträgt 240 Euro. Trotz der Preiserhöhungen blieben die meisten Kunden in ihren Altverträgen, einige sind jedoch zu einem alternativen Treueprogramm gewechselt.

Die nächste Erhöhung soll dann zum 1. Januar 2023 kommen, aber nur dort, wo eine Preisanpassung möglich ist. Kunden, die sich frühzeitig für einen Vertrag mit einer Laufzeit bis Ende 2023 oder länger entschieden haben, sind auf der sicheren Seite. Erbslöher rechnet dann mit einer Erhöhung um mindestens das Doppelte im Vergleich zum alten Preis. Genau lasse sich der Preis aber noch nicht bestimmen, „weil sich die Beschaffungssituation aufgrund der aktuellen Kriegssituation und den sich daraus ergebenen (politischen) Turbulenzen bald stündlich ändern“, sagt er.

Wie geht es denn den Wermels-kirchenern, wenn sie an den Winter denken, in dem wieder mehr geheizt wird? „Ich weiß es nicht, es ist traurig, es hängt alles vom Krieg ab“, sagt Rukiye Ölcer, die in Wermelskirchen wohnt. „Wir blicken mit gemischten Gefühlen auf den Winter, bis jetzt haben wir noch keine Informationen vom Energieanbieter bekommen, ob sich irgendwelche Pauschalen erhöhen, also können wir nur abwarten“, sagt eine 65-jährige Remscheiderin. Ihr 67-jähriger Mann meint, „im Moment ist ja noch viel Spekulation, man muss erst einmal den 21. Juli abwarten.“ Damit meint er den Tag, an dem die Wartung der Gaspipeline Nordstream 1 abgeschlossen sein wird und sich entscheidet, ob diese weiter betrieben wird. Im Vorbeigehen meint eine Passantin lachend, „wir heizen im Moment mit Öl, wir kaufen uns einfach noch einen Kamin!“

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