Wermelskirchen Handwerk profitiert von niedrigen Zinsen
Wermelskirchen · 18,8 Millionen Euro flossen 2012 in den heimischen Wohnungsbau. Besonders gefragt sind die günstigen KfW-Kredite für energetische Sanierungen. Hauseigentümer investieren in Sachwerte. Die Auftragsbücher der Handwerker sind voll.
In Wermelskirchen wird wieder kräftig gebaut — rund 18,8 Millionen Euro flossen im vergangenen Jahr in den privaten Wohnungsbau. So hoch ist die Darlehenssumme, die die Stadt-Sparkasse Wermelskirchen in 2012 an Privatpersonen vergab. Für rund vier Millionen Euro wurden neue Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen gebaut, für 12,4 Millionen Euro Gebrauchtimmobilien gekauft. Für 2,4 Millionen Euro lösten Kunden Finanzierungen bei Fremdinstituten ab. Das teilte am Mittwoch auf Anfrage Sparkassendirektor Hans-Jörg Schumacher mit. "Das Kreditgeschäft lief 2012 gut. Wir sind optimistisch, dass es 2013 so weiter geht. Wir haben schon eine gute Kreditnachfrage für dieses Jahr."
Wie das Jahr 2013 werde, hänge sicher auch von der Konjunkturprognose ab, die für März/April erwartet werden. "Wir sind aber gut aufgestellt." Man profitiere davon, dass einige große Hypothekenbanken sich aus dem Kreditgeschäft zurückziehen würden. Das spüre man bereits.
Im vergangenen Jahr machte die Stadtsparkasse Darlehenszusagen in Höhe von 76,3 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung um 6,1 Prozent. "Das war ein gutes Jahr", formuliert Schumacher. 33,3 Millionen Euro wurden an Privatkunden ausgezahlt, 43 Millionen Euro an Unternehmen.
Das günstige Zinsniveau des vergangenen Jahres nutzten nach Auskunft Schumachers viele Kunden, um zu investieren. "Darlehen unter drei Prozent bei einer Laufzeit über zehn Jahre, so etwas hat es noch nie gegeben", weiß der Sparkassendirektor. So biete die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zusätzlich für Energiesanierungen Darlehen für rund einen Prozent: Dabei geht's um neue Heizungen, neue Fenster oder Fassaden. Für die energetische Sanierung müssten dann auch Nachweise für den Verwendungszweck vorgelegt werden. "Bei steigenden Energiekosten greifen viele Hausbesitzer zu." Für sie sei das gut investiertes Geld: "Die Nachfrage ist schon groß. Wir beraten da gern."
Von der Investitionsbereitschaft profitiere auch das heimische Handwerk, berichtet Schumacher: "Wir hören in unseren Gesprächen mit den Betriebsinhabern, dass die Auftragslage gut ist." Das bestätigte am Mittwoch Dankmar Stolz, Sprecher des Arbeitskreises Handwerk im Stadtmarketing Wermelskirchen. "Die Bürger haben auf die jüngste Finanzkrise reagiert. Sie haben das Vertrauen in Aktien verloren und investieren lieber in Sachwerte." Hier vorrangig in die energetische Sanierung.
"Die Nachfrage im Handwerk reißt nicht ab. Dies wird sicherlich auch durch den niedrigen KfW-Zinssatz gefördert. Nur: Die Handwerksbetriebe haben nur eine gewisse Kapazität." So kann es passieren, dass Hausbesitzer vier bis fünf Wochen Wartezeit für größere Projekte einkalkulieren müssten.
Die jetzige gute Auftragslage kompensiere die Einbußen, unter denen das Handwerk vor vier bis fünf Jahren gelitten hätte, so Stolz.
Zurückhaltend bei Investitionen sind hingeben die heimischen Unternehmen. "Da ist noch Vorsicht vorhanden, sie profitieren aber auch nicht von den zinsgünstigen KfW-Krediten."