Wermelskirchen Gut fürs Geschäft - Internet umsonst und überall

Wermelskirchen · Tobias Opitz hat einen Traum: "Überall in Wermelskirchen einen kostenlosen Zugang zum Internet", sagte er in einer Informationsveranstaltung der "Freifunk Community Wermelskirchen" (FCW) für Gewerbetreibende und Gastronomen. Doch die schien das Thema nicht zu interessieren. Mit Jörg Michels ("Sweetex") war nur ein Einzelhändler anwesend - und der schimpfte über den Trend.

"Ohne Passwort, ohne eine zu zahlende Mobilfunk-Verbindung, schnell, sicher und anonym soll jeder mit seinem Smartphone oder Tab-Computer über WLAN im Internet surfen können." Etwa beim Friseur auf die Facebook-Seite gehen, während des Tankens den Verkehr abfragen oder im Wartezimmer des Arztes die Blumen für Omas Geburtstag bestellen: Internet umsonst und überall. Die FCW als Unterabteilung des gemeinnützigen Vereins "Verbund freier Netzwerke Nordrhein-Westfalens" installiert dafür mithilfe handelsüblicher WLAN-Geräte ("Hotspots") ein freies und selbst verwaltetes (Funk-) Netzwerk, das neben dem eigentlichen Internet existiert.

Die Idee der Freifunker, die sie am Dienstagabend Wermelskirchener Gewerbetriebenden vorstellten: Nicht jeder Internet-Benutzer nutzt stets die volle Bandbreite seiner Internet-Verbindung. Der Freifunk-Hotspot verwendet davon lediglich rund zehn Prozent -"das merkt der Benutzer gar nicht", meint Opitz - und stellt sie zusammen mit den anderen Hotspots in einem eigenen, lokalen Netz für die WLAN-Allgemeinheit zur Verfügung.

Wohlgemerkt: nicht für den Internet-Datenverkehr, sondern für den verschlüsselten Freifunk-Betrieb. Die Daten rauschen nicht direkt über einen Provider ins Internet, sondern landen erst auf einem Freifunk-Server, der sie dann ins Internet leitet. Dabei werden die Verbindungsdaten nicht gespeichert - wer sich wann und wo im Internet getummelt hat, bleibt verborgen. Missbrauch schließt Opitz nahezu aus: "In der Regel läuft niemand mit einem Smartphone durch die Stadt und lädt sich schmutzige Filme herunter."

Das Ganze funktioniert allerdings nur, wenn es genug Hotspots gibt. Die Freifunker schätzen, dass noch 23 Hotspots nötig sind, um die Wermelskirchener Innenstadt flächendeckend zu versorgen.

Derzeit funktioniert der Freifunk-Betrieb in der Nähe des Eiscafés Venezia bereits bestens. Opitz sieht besonders für Geschäfte eine große Marktchance: Die Kundenbindung wachse erfahrungsgemäß in Gastronomiebetrieben stark, wenn Internet kostenlos angeboten werde. Auch die Stadt zeige Interesse: Über einen Hotspot in der Katt und in der Stadtverwaltung sollen Gespräche geführt werden. Jan Lawrenz, im Vorstand des WiW Stadtmarketing, meinte: "Alle WiW-Mitglieder sollten darüber informiert sein."

Mehr als nur skeptisch war Jörg Michels. Seine Kritik: Die Kunden lließen sich im Geschäft beraten, gingen dann dort gleich ins Internet und kauften online bei der Konkurrenz die Ware. Ob Gegenargumente ihn nachdenklich machten? So kämen Männer, hieß es in der kleinen Runde, vermutlich eher mit ihren Frauen zum Einkaufen, wenn sie ruhig in einer Ecke die Fußballergebnisse online verfolgen können, während die Süße ohne Hektik die Kleiderständer durchwühlt.

Kontakt: freifunk-wermelskirchen.de

(bege)
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