Wermelskirchen Großspurig und überheblich

Wermelskirchen · Der vor dem Landgericht Köln wegen sexuellem Missbrauch von Kindern in mehrenen Fällen und Vergewaltigung in zwei Fällen angeklagte Wermelskirchener Peter Z. schwieg auch in der gestrigen Verhandlung hartnäckig zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Er machte lediglich Angaben zu seiner Person. In Verbindung mit den Aussagen der bisher gehörten Zeugen der Hauptverhandlung vor der 2. Großen Strafkammer, kristallisiert sich allmählich ein Bild des Mannes heraus, der beschuldigt wird, in der Zeit von 1986 bis 2004 seine Nichte, seinen Neffen, einen Nachbarsjungen und seine Tochter missbraucht zu haben.

Angeklagter teilnahmslos

Fast teilnahmslos hörte der 50-Jährige mit dem Bürstenhaarschnitt und Schnauzbart bisher die Vorwürfe an. Der Fernfahrer ist von gedrungener Statur und wirkt recht kompakt. Durch seine randlose Brille hindurch würdigt er die Zeugen keines Blickes. Manchmal schüttelt er den Kopf, flüstert seiner Verteidigerin etwas zu. Er sitzt während der Verhandlung kerzengerade auf seinem Stuhl und scheint noch etwas mehr Haltung anzunehmen, als ihn der Vorsitzende Richter zu seiner Kindheit, seinem Beruf und seiner Familie befragt. Geboren wurde er in Dortmund, aufgewachsen ist er in Berlin, dann lebte die Familie jahrelang in Remscheid.

Vor Gericht stellt er sich als fleißigen - „ich war in meinem ganzen Leben noch keinen Tag arbeitslos“ - und fürsorglichen - „meine Frau brauchte nicht arbeiten zu gehen. Sie sollte fürs Kind da sein. Ich habe immer dafür gesorgt, dass Geld da war“ - Mann dar. Seine Umgebung beschrieb ihn etwas anders.

Die Tochter erzählte, dass sie sich den Unterhalt des Vaters während ihrer Ausbildungszeit per Anwalt erstreiten musste. Die frühere Ehefrau klagte, sie habe während der Ehe nie Kontovollmacht besessen. Peter Z. sei herrschsüchtig und rechthaberisch gewesen. Alles habe nach seiner Pfeife tanzen müssen. Das Auftreten des Onkels bezeichnete André Z., eins der mutmaßlichen Opfer, als „großspurig“. Er habe gern andere Leute „in den Dreck gezogen“. Ausländer seien für ihn generell „Gesocks“. Seine Scherze wären häufig „unter der Gürtellinie“ gewesen. Ähnlich äußerten sich auch der Bruder und die Schwägerin des Angeklagten. Anzügliche Bemerkungen habe er gern gemacht. Sein Auftreten sei überheblich gewesen.

Bedauert nur Verkauf des Mobils

Nur einmal ließ der Angeklagte gestern Bedauern anklingen. Weil er während der drei Monate Untersuchungshaft im Jahr 2005 nicht so viel Geld gehabt habe, hätte er sein geliebtes Wohnmobil verkaufen müssen.

Die bisherige Berichterstattung ist nachzulesen unter www.rp-online.de/wermelskirchen

(RP)
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