Wermelskirchen Grenzen überwunden

Wermelskirchen · 13 Franzosen aus der Partnerstadt Loches besuchten am Wochenende Wermelskirchen; darunter waren auch sechs Menschen mit Behinderung. Mit der Lebenshilfe gab es jetzt erste Kontakte.

Als Grenzfluss zwischen Frankreich und Deutschland ist der Rhein noch eher schmal. Doch kaum ist die Grenze nach Deutschland überschritten, verwandelt er sich in einen reißenden Strom. Viel breiter und mächtiger fließt der Rhein hier. „Da gab es ein großes Staunen im Bus, als wir den Rhein in Deutschland zum ersten Mal sahen“, berichtete Andrea Bender, Präsidentin des Partnerschaftskomitees der Lochois. Für die sechs Behinderten und ihre Betreuer war der Ausflug nach Wermelskirchen ein großes Abenteuer – nicht nur, weil sie den ihnen so vertrauten Rhein plötzlich in anderer Gestalt erkannten. „Viele der Menschen sind zum ersten Mal über die französische Staatsgrenze gefahren, waren noch nie auf einer so großen Reise“, erzählte Andrea Bender. Doch pünktlich zur letzten Runde der Fußball-Weltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung hatte das Partnerschaftskomitee einen ersten Austausch der Werkstatt Lebenshilfe und dem „Centre d‘aide par le travail“ aus Loches initiiert.

Noch ohne Erfahrungswert

Das WM-Spiel am Freitag im Eifgen erlebten die Lochois aus der ersten Reihe. Während des anschließenden Empfangs in der Werkstatt der Lebenshilfe im Industriegebiet feierten dann die Menschen mit Behinderung aus Loches gemeinsam mit denen der Lebenshilfe. Erste Annäherungen fanden statt. Auch die sechs Gastfamilien waren unter anderem eingeladen, die jeweils einen Behinderten und seinen Betreuer aufgenommen hatten. „Wir hatten überhaupt keine Erfahrung mit dem Besuch von Menschen mit Behinderung“, gab Heidi Engels, Vorsitzende des Wermelskirchener Komitees, zu. Bis zum letzten Tag sei sie unruhig gewesen. Doch als alle französischen Gäste in ihren Familien angekommen waren, fiel die Anspannung ab.

Die Gäste aus Loches fanden sich in der Werkstatt der Lebenshilfe in bekannten Strukturen wieder. „Auch bei uns in Loches wird in den Werkstätten für die Industrie hergestellt“, erklärte Andrea Bender. Doch anders als in Wermelskirchen seien die Menschen mit Behinderung in ihrer Einrichtung gleichzeitig Selbstversorger. 250 Menschen arbeiten in der französischen Einrichtung, 50 von ihnen bleiben über Nacht. Im eigenen Garten werden Produkte angepflanzt, die Kollegen aus der Küche dann verarbeiten. Ein gut funktionierendes Netz, wie das in Wermelskirchen.

Seit dem vergangenen Wochenende sind beide Einrichtungen nun miteinander im Gespräch, und mit ihnen auch die Menschen. Was das für die Zukunft bedeuten kann, ist noch nicht absehbar. Aber Andrea Bender und Heidi Engels wissen: „Alles fängt klein an. Wo Menschen sich begegnen, da ist etwas in Bewegung.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort