Wermelskirchen Grass bricht alle Rekorde

Wermelskirchen · Die Ausstellung mit erotischen Bildern von Günter Grass wird jetzt auch in den Deutschunterricht des Gymnasiums eingebunden. In Markt 9 wird indes die höchste Besucherfrequenz gezählt.

"109 Besucher alleine am Sonntag", bilanziert Heinz Engels und strahlt dabei. "Die Grass extra-Ausstellung bringt ein Rekordergebnis für Markt 9", sagt er jetzt bereits voraus, obwohl diese Ausnahmeausstellung noch bis zum 26. November dort zu sehen ist. Bereits bei der Vernissage drängten sich etwa 60 Besucher in dem kleinen Raum. Doch auch am darauffolgenden Sonntag kamen noch einmal etwa 50 Kunstfreunde auch von weither. Engels geht davon aus, dass 300 Besucher und damit die bisherige Rekordmarke für eine Ausstellung in Markt 9 erreicht werden.

Besuche nach Absprache

Die Mittwochs-Öffnungszeiten seien zwar etwas weniger frequentiert, berichtet Engels. Dafür hätten ihn aber schon etliche Grassliebhaber angerufen, um außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten die Ausstellung besuchen zu können. Sogar aus Bonn seien Besucher angereist, freut sich Engels, der auch weiterhin solche Ausstellungsbesuche nach Absprache ermöglicht.

Ganz besonders freut sich Heinz Engels, das jetzt auch erstmals eine Schulklasse die Grass-Ausstellung besuchen wird. Jochen Bilstein nimmt mit seinem Deutsch-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 13 zurzeit den Roman "Die Blechtrommel" von Günter Grass durch. Bei der Vernissage hatte Jochen Bilstein die Ausstellung gesehen und spontan mit Heinz Engels einen Besuchstermin für seinen Deutschkurs vereinbart, der nun in Kürze zustande kommt. "Die Blechtrommel ist voller erotischer Andeutungen. Das lässt sich gut durch die Ausstellung visualisieren. Für die Schüler bietet der Ausstellungsbesuch mal etwas außerhalb des obligatorischen Unterrichts", sagt Jochen Bilstein. Er habe den Grass-Roman denn auch eigentlich nur wegen der aktuellen Ereignisse in den Unterrichtsplan aufgenommen, spricht er auf die verspätete Offenbarung der SS-Vergangenheit von Günter Grass an. Bis auf kürzere Texte von Grass werde das Werk im Deutschunterricht im Gymnasium eher selten behandelt: "Die Schüler haben gewisse Schwierigkeiten, beispielsweise in der Blechtrommel die geschichtlichen Andeutungen zu verstehen", hat Jochen Bilstein festgestellt. Gerade deshalb erhofft der Pädagoge durch den Ausstellungsbesuch, seinen Schülern einen ganz anderen Zugang zum Werk von Günter Grass zu vermitteln.

Heinz Engels hätte am liebsten schon zu den beiden vorherigen Grass-Ausstellungen in der Stadtsparkasse auch Schülergruppen begrüßt. Aber da hatte sich niemand getraut, das Eis wird erst jetzt zum ersten Mal gebrochen. Ob es nach diesem großen Erfolg auch eine vierte Grass-Ausstellung in Wermelskirchen geben wird, lässt Heinz Engels aber offen: "Grass soll ja auch noch etwas Besonderes bleiben," meint er.

(RP)
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